Veränderungen nach einer akuten Phase: Der Residualzustand bei Schizophrenie erklärt

Fachlich geprüft von Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 6. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam
Inhaltswarnung: Bitte beachte, dass der folgende Artikel Themen im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch erwähnen könnte, die für den Leser auslösend sein können. Wenn du oder jemand, den du liebst, mit Drogenmissbrauch zu kämpfen hat, kontaktiere die Sucht & Drogen Hotline unter 01806 313 031. Unterstützung ist von 8-24 Uhr verfügbar. Bitte besuche unsere Seite Jetzt Hilfe holen für weitere sofortige Ressourcen.

Schizophrenie gehört zu den schwerwiegenden psychischen Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen können. Während die akuten psychotischen Episoden oft im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, bleibt ein wichtiger Aspekt häufig unterbeleuchtet: der Residualzustand. Dieses Stadium beschreibt den Zustand nach dem Abklingen akuter Symptome und ist ein zentrales Thema in der Psychiatrie. Dieser Artikel erklärt, was man unter einem psychotischen Zustand versteht, was ein schizophrener Residualzustand ist, welche Symptome auftreten und welche Herausforderungen für die Betroffenen bestehen.

Een oudere man, zittend op een bank, staart wezenloos in de verte met een nadenkende uitdrukking.
Getty/fizkes
Holen Sie sich professionelle Unterstützung für mehr Wohlbefinden

Psychose-Spektrum: Schizophrenie erklärt

Schizophrenie ist eine komplexe psychische Erkrankung, die durch psychotische Symptome wie Halluzinationen, Denkstörungen und Wahnvorstellungen gekennzeichnet ist. Wissenschaftler:innen sind die Ursachen dieser physischen Erkrankung noch nicht vollständig bekannt. Es wird angenommen, dass es sich um eine Kombination aus genetischen, biologischen und Umweltfaktoren handelt. Schizophrenie betrifft weltweit etwa 0,3-0,7 % der Bevölkerung, meist im jungen Erwachsenenalter. Bei Männern tritt die Erkrankung in der Regel in früherem Lebensalter auf, als bei den Frauen. Ohne Behandlung kann die Krankheit zu lebenslanger Behinderung und sozialer Isolation führen. Ein frühzeitiges Eingreifen verbessert die Prognose erheblich. 

Undifferenzierte Schizophrenie

Eine Form der Erkrankung ist die undifferenzierte Schizophrenie, bei der die Symptomatik keine eindeutige Zuordnung zu den unterschiedlichen Formen der Schizophrenie wie zum Beispiel die paranoide Schizophrenie, katatone Schizophrenie oder hebephrene Schizophrenie ermöglicht. Des Weiteren wechselt das klinische Krankheitsbild der undifferenzierten Schizophrenie innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen zwischen den paranoiden, affektiven, halluzinatorischen und katatonen Symptomen.

Symptome der Schizophrenie

Psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen, desorganisiertes Denken und Sprechen, Halluzinationen sowie bizarres Verhalten sind Kennzeichen eine Schizophrenie. Ein Realitätsverlust bestimmt das ganze Umgehen mit der Umwelt. Bei manchen Betroffenen nehmen kognitive Funktionen ab, die zu Problemen in Bezug auf die Aufmerksamkeit führen können und so das abstrakte Denken und die Fähigkeit zur Problemlösung mächtig beeinflussen können. Zu den Symptomen gehören auch sogenannte Negativsymptome wie Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug oder Mutismus. Diese können die psychosoziale Funktionsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. 

Negativsymptome vs. Positivsymptome bei Schizophrenie 

Negativsymptome umfassen all die Symptome, die zu einer Abnahme oder einem Verlust der normalen sozialen und emotionalen Funktionen führen, wie Antriebslosigkeit oder Abnahme der kognitiven Funktionen. Zu den Positivsymptomen zählen eine Verzerrung normaler Funktionen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Diagnose einer schizophrenen Erkrankung 

Die Diagnose der Schizophrenie erfolgt durch die Beobachtung spezifischer Symptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen und kognitive Beeinträchtigungen. Ärzt:innen schließen zunächst andere mögliche Ursachen aus, wie neurologische oder hormonelle Störungen, Substanzmissbrauch oder Hirnerkrankungen. Bildgebende Verfahren wie Schädel-MRT werden genutzt, um strukturelle Veränderungen im Gehirn zu erkennen. 

Behandlung von Schizophrenie

Eine frühzeitige Diagnose ist essenziell, da eine schnelle Behandlung die langfristige Funktionsfähigkeit wesentlich verbessern kann. Die Behandlung ist individuell und umfasst in der Regel eine Kombination aus Antipsychotika, gesprächsbasierten Unterstützungsmethoden, Psychoedukation und sozialer Rehabilitation. Familienmitglieder werden oft in die Behandlung miteinbezogen, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Die Medikamenteneinnahme ist ein wesentlicher Faktor für den Therapieerfolg. Wenn Medikamente regelmäßig eingenommen werden und ein stabiles soziales Umfeld vorhanden ist, kann die Rückfallquote auf etwa 30 % reduziert werden.

Multidisziplinärer Ansatz 

Individuelle Therapiepläne und psychosoziale Unterstützung können Betroffenen wesentlich dabei helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Regelmäßige Nachsorge ist wichtig, um den Krankheitsverlauf zu stabilisieren und eine Reintegration in den Alltag zu ermöglichen. Ein multidisziplinärer Ansatz, der medizinische und psychosoziale Maßnahmen kombiniert, sorgt für eine erfolgreiche Langzeittherapie.

Getty

Was versteht man unter einer Psychose?

Eine Psychose ist ein schwerwiegender psychischer Zustand, bei dem die Wahrnehmung und der Kontakt zur Realität beeinträchtigt sind oder völlig verloren gehen. Dies zeigt sich zum Beispiel durch drastische Veränderungen in den Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen der betroffenen Person. Eine Psychose kann die Fähigkeit äußerst erschweren, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, Beziehungen zu führen oder im Beruf zu funktionieren.

Psychosen und Schizophrenie 

Psychotische Symptome treten bei Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolarer Störung oder Demenz auf, können aber auch durch Alkohol- oder Drogenkonsum oder sogar durch körperliche Erkrankungen, wie Epilepsie, Entzüngunden usw. ausgelöst werden. Ein frühzeitiges Erkennen und Behandeln kann das Leben der Betroffenen erheblich verbessern. Diese Indizien helfen, Personen in einer psychotischen Episode zu unterstützen. 

Schizophrener Residualzustand: Was ist das? 

Das schizophrene Residuum, auch Residualzustand genannt, ist ein Stadium im Verlauf der Schizophrenie, das nach dem Abklingen akuter psychotischer Episoden eintritt. In dieser Phase stehen weniger die intensiven Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen im Vordergrund, sondern vielmehr sogenannte Residualsymptome. Betroffene fühlen sich oft antriebslos, leiden unter Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und haben ein verstärktes Schlafbedürfnis. Auf Außenstehende können sie oft bedrückt und passiv wirken. 

Symptome im Residualzustand 

Im Residualzustand treten hauptsächlich Negativsymptome auf, die sich von den Positivsymptomen akuter psychotischer Episoden unterscheiden:

  1. Affektive Nivellierung: Gefühlsarmut, kombiniert mit einer beschränkten emotionalen Reaktionsfähigkeit. 

  2. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme: Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, sich zu fokussieren oder neue Informationen zu speichern.

  3. Sozialer Rückzug: Aufgrund des Verlustes von Interesse an sozialen Interaktionen, ziehen sich viele Betroffene in dieser Phase zurück.

  4. Antriebslosigkeit: Der Verlust von Energie und Motivation kann die Bewältigung des Alltags erheblich erschweren.

Diese Symptome können je nach Schwere der Erkrankung unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich negativ auf die Lebensqualität auswirken.

Verlauf und Ursachen des Residualzustands 

Der Verlauf der Schizophrenie ist individuell unterschiedlich, verläuft aber häufig episodisch. Nach einer akuten psychotischen Episode kann der Residualzustand eintreten, der durch ein Abklingen der auffälligen Symptome und das Eintreten von weniger augenfälligen Symptomen gekennzeichnet ist.

Therapieansätze im Residualzustand 

Die Behandlung des Residualzustands ist komplex und kann ein multidisziplinäres Vorgehen erfordern:  

  1. Medikamentöse Therapie: Antipsychotika werden in einigen Fällen eingesetzt, um die verbleibenden Symptome zu reduzieren und das Risiko eines Rückfalls zu minimieren. Es sind verschiedene Antipsychotika zugelassen, welche direkt auf diese Negativsymptome positiv wirken. 

  2. Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie kann die Betroffenen unterstützen, mit den anhaltenden Symptomen besser umzugehen und Strategien zur besseren Bewältigung des Alltags zu entwickeln.

  3. Soziales Kompetenztraining: Die Wiedereingliederung in soziale Strukturen und die Unterstützung bei der beruflichen Integration sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

  4. Gruppentherapie: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann wertvolle Unterstützung und Motivation bieten.

Herausforderungen für Betroffene und Angehörige

Der Residualzustand stellt sowohl die Betroffenen als auch ihre Angehörigen vor besondere Herausforderungen. Die anhaltenden Beeinträchtigungen können zu Missverständnissen, Überwältigung, Stress, Frustration und sozialer Isolation führen. Wichtig ist es, ein Verständnis für die Krankheit zu entwickeln und Geduld zu zeigen.

Tipps für Angehörige von schizophrenen Personen

Angehörige sollten ermutigt werden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um den Umgang mit Betroffenen in ihrem Umfeld besser bewältigen zu können. Angebote wie psychoedukative Programme, Selbsthilfegruppen oder psychologische Beratungen können helfen, die eigene mentale Stärke stabil zu halten und Unterstützung während herausfordernder Phasen mit geliebten Menschen zu finden. Erfahrene psychologische Berater:innen unterstützen dich dabei, deine Resilienz zu stärken und Herausforderungen mit dem passenden Support zu meistern.

Wenn der Alltag nach der Krise still weitergeht

Der Residualzustand ist gekennzeichnet durch das Abklingen akuter Symptome, doch ganz zur Ruhe kommt vieles noch nicht. Innere Leere, Antriebslosigkeit, soziale Rückzüge oder emotionale Abflachung können weiterhin den Alltag prägen. Für Betroffene bedeutet diese Phase oft ein langes Ringen um Stabilität, Normalität und neue Orientierung. Wichtig ist es, diesen Zustand als Teil des Genesungsprozesses zu begreifen. Nicht als Rückschritt, sondern als Übergang. Viele Menschen erleben im Laufe der Zeit eine allmähliche Besserung, vor allem dann, wenn sie Verständnis, Struktur und ein stabiles Umfeld erfahren.

Getty/AnnaStills
Holen Sie sich professionelle Unterstützung für mehr Wohlbefinden

Was Betroffenen im Alltag hilft

Ein klar strukturierter Tagesablauf, soziale Einbindung und kleine Erfolgserlebnisse können helfen, das Selbstvertrauen zu stärken. Auch Routinen, Bewegung, kreative Tätigkeiten oder der Austausch mit anderen Betroffenen wirken stabilisierend. Rückzugstendenzen sind in dieser Phase verständlich, doch gezielte Aktivierung im eigenen Tempo kann entscheidend zur Besserung beitragen. Ebenso wichtig: Geduld mit sich selbst und die Erkenntnis, dass Fortschritte in kleinen Schritten möglich sind. 

Fazit

Psychotische Zustandsbilder, einschließlich der Schizophrenie, stellen für Betroffene und deren Angehörige eine erhebliche Herausforderung dar. Der Residualzustand erfordert eine gezielte, langfristige Unterstützung, um Stabilität und Lebensqualität zu fördern. Wichtig für Betroffene ist, der Residualzustand muss kein Dauerzustand bleiben. Viele Menschen finden mit der Zeit zu mehr Lebensqualität und innerer Sicherheit zurück.

Willst du ein besseres Verständnis für psychische Herausforderungen entwickeln?
Die Informationen auf dieser Seite ersetzen keine Diagnose, Behandlung oder professionelle Beratung.Bitte triff keine Entscheidungen – oder unterlasse sie – ohne Rücksprache mit einer qualifizierten psychologischen Fachkraft.Weitere Informationen findest du in unseren Nutzungsbedingungen.
Hol dir die Unterstützung, die du brauchst – von unseren Berater:innen.Jetzt starten