Winterdepression und saisonal abhängige Depression: Wie du den Winter besser überstehst

Fachlich geprüft von Baran Erdik, Dr. med., mag. rer. publ. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 28. August 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

Mit den kühleren Temperaturen kommen nicht nur kürzere Tage und längere Nächte auf uns zu. Viele Menschen haben in dieser Zeit auch mit Stimmungstiefs zu kämpfen. Während manche den gelegentlichen Winterblues erleben, leiden andere an einer saisonal abhängigen Depression, die weitaus schwerer wiegt. Im Winter fällt auch der Begriff Winterdepression häufig, doch was genau steckt hinter all diesen Begriffen und wie können wir die Wintermonate gut überstehen? In diesem Blog erfährst du, was Winterdepressionen ausmacht und Möglichkeiten, dir selbst zu helfen.

Ein älterer Mann sitzt an seinem Tisch und starrt gedankenversunken auf seinen Kaffee.
Getty/Thanasis Zovoilis
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Was ist eine Winterdepression?

Die saisonal abhängige Depression (SAD) ist eine rezidivierende depressive Störung, die sich mit den Jahreszeiten verändert. Sie tritt häufig in Herbst- und Wintermonaten auf, kann jedoch auch in Sommermonaten oder nicht-winterlichen Perioden auftreten.

Die genaue Pathophysiologie von SAD ist nicht abschließend geklärt. Aktuelle Hypothesen beinhalten Störungen des zirkadianen Rhythmus, eine verminderte Lichtempfindlichkeit der Netzhaut, genetische Faktoren und Dysregulation von Neurotransmittern wie Serotonin und Melatonin.

Symptome und Anzeichen einer saisonal abhängigen Depression erkennen

Laut DSM-5-TR wird SAD als Major Depressive Disorder (MDD) mit saisonalem Muster klassifiziert. Die Diagnose erfordert:

  1. Mindestens zwei Jahre rezidivierende depressive Episoden, die in einer bestimmten Jahreszeit auftreten und außerhalb dieser Phase vollständig oder weitgehend remittieren.
  2. Mindestens fünf der folgenden Symptome, die für mindestens zwei Wochen auftreten und den Alltag erheblich beeinträchtigen:
  • Depressive Stimmung an fast allen Tagen
  • Verlust an Interesse oder Freude an fast allen Aktivitäten
  • Veränderungen des Schlafverhaltens (meist vermehrtes Schlafbedürfnis)
  • Energielosigkeit oder Erschöpfung
  • Zunahme des Appetits, oft mit Heißhunger auf Kohlenhydrate
  • Sozialer Rückzug („soziale Hibernation“) und Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsprobleme oder Entscheidungsunfähigkeit
  • Gefühle der Hoffnungslosigkeit oder Wertlosigkeit
  • Suizidgedanken oder -verhalten

Im Unterschied zum sogennanten Winterblues führt die saisonal-affektive Störung (SAD) zu einer klinisch relevanten Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Wie sich die saisonale Depression von anderen Depressionen unterscheidet

Winterblues: Ein leichtes, nicht pathologisches Stimmungstief, das mit der dunkleren Jahreszeit zusammenhängt. Es verursacht keine signifikante Beeinträchtigung des Alltags und remittiert spontan mit zunehmendem Tageslicht.

Saisonal abhängige Depression (SAD): Dabei handelt es sich nicht um eine eigene Krankheit, sondern um eine besondere Form der Depression, die regelmäßig in bestimmten Jahreszeiten auftritt. Betroffene erleben in diesen Phasen oft starke Einschränkungen im Alltag.

Major Depressive Disorder (MDD): Eine schwere, meist nicht-saisonale depressive Erkrankung, die unabhängig von äußeren Faktoren wie Lichtmangel oder Jahreszeiten auftritt. Sie erfordert in vielen Fällen eine Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung.

Winterblues

Beim Winterblues handelt es sich um ein vorübergehendes Stimmungstief, das wie die Winterdepression auch in der dunklen Jahreszeit auftritt. Die Symptome sind in der Regel milder und beeinflussen den Alltag nur begrenzt. Betroffene erleben eine buchstäbliche “Blues-Stimmung”, schleppen sich missgelaunt durch den Tag, sind aber weit von einer Depression entfernt.

Häufige Anzeichen für Winterblues sind:

  • Melancholische Stimmung: Menschen mit Winterblues erleben eine leichte Traurigkeit, die jedoch nicht dauerhaft ist
  • Wetterabhängigkeit: An sonnigen Tagen verschwindet der Blues schnell und die Stimmung bessert sich merklich
  • Leichte Erschöpfung: Etwas Trägheit und Müdigkeit sind ständige Begleiter, bessern sich jedoch durch Bewegung oder Aktivitäten an der frischen Luft
  • Weiterhin Lebensfreude: Betroffene empfinden immer noch Freude an schönen Momenten und sozialen Aktivitäten mit der Familie oder Freunden

Der Winterblues ist alles andere als angenehm. Die gute Nachricht jedoch ist: Er verschwindet mit der Rückkehr der längeren Tage von selbst und ist kein Grund zu übermäßiger Sorge.

Depression

Die schwere Depression (auch als klinische Depression oder schwere depressive Störung bezeichnet) ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die jedoch unabhängig von äußeren Faktoren wie dem Lichtmangel im Winter auftritt. Eine Depression hat tiefe Auswirkungen auf die emotionale und körperliche Gesundheit von Betroffenen und erfordert meist eine umfassende Behandlung.

Eine Frau blickt nachdenklich in die Ferne.
Getty/Israel Sebastian

Häufige Symptome bei einer Depression sind:

  • Langanhaltende Freudlosigkeit: Dinge, die in der Vergangenheit Freude und Interesse geweckt haben, erzeugen nicht mehr denselben Effekt.
  • Eingeschränkter Alltag: alltägliche Aufgaben wie Kochen, Duschen oder soziale Interaktionen werden von Betroffenen als überwältigend empfunden.
  • Physische und emotionale Belastung: Schlafprobleme, ein veränderter Appetit und Gefühle von Hoffnungslosigkeit belasten Menschen mit Depressionen häufig.

Im Gegensatz zur saisonal abhängigen Depression oder dem Winterblues erfordert die schwere Depression oft professionelle Unterstützung, um Symptome zu lindern und wieder mehr Stabilität im Leben zu finden. Indem wir die Unterschiede verstehen, können wir bei Bedarf die passende Hilfe suchen, denn es gibt immer einen Weg aus der Dunkelheit!

Tipps, um den Winterblues zu lindern

Der Winterblues mag eine Herausforderung sein, doch hast du mit gezielten Maßnahmen die Zügel in der Hand. Hier sind ein paar Tipps, um deine Stimmung aufzuhellen und die kalten Monate besser zu überstehen:

  • Mehr Licht tanken: Es lohnt sich, selbst an trüben Tagen einen Spaziergang zu unternehmen. Auch unter dicken Wolkenschichten finden Sonnenstrahlen den Weg zu uns und können helfen dem Lichtmangel entgegenzuwirken.
  • Regelmäßige Bewegung: Sportliche Aktivitäten steigern unsere Serotoninproduktion und wirken positiv auf die Stimmung. Selbst eine kurze Yogaeinheit oder ein Spaziergang um den Block können einen deutlichen Unterschied machen.
  • Ausgewogene Ernährung: Tryptophan, eine Aminosäure, die sich vor allem in Nüssen, Bananen oder Fisch wiederfindet, unterstützt den Körper bei der Produktion des Glückshormons Serotonin. Warme und nährstoffreiche Mahlzeiten stärken den Körper im Winter zusätzlich.
  • Vitamin D supplementieren: In den Wintermonaten kann es zu einem Vitamin-D-Mangel kommen. Am besten spricht man über mögliche Nahrungsergänzungsmittel mit seinem Hausarzt oder Hausärztin. 

Mit kleinen Veränderungen im Alltag können wir unsere Stimmung verbessern und aktiv etwas gegen den Winterblues tun. In dieser Zeit ist es wichtig, geduldig und liebevoll mit sich selbst umzugehen – der nächste Frühling wartet schon auf uns!

Wer ist besonders von Winterdepressionen betroffen?

 Die Risikofaktoren für SAD sind nicht vollständig geklärt, und viele der bisher vorgeschlagenen Faktoren haben eine geringe prädiktive Kraft für individuelle Patient:innen.

Folgende Faktoren werden mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht:

  • Genetische Prädisposition: Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Depressionen oder SAD haben ein höheres Risiko.

  • Störungen des zirkadianen Rhythmus: Individuen mit einer stärkeren internen biologischen Reaktion auf saisonale Lichtveränderungen könnten anfälliger für SAD sein.

  • Neurobiologische Faktoren: Dysregulation von Serotonin, Melatonin und Dopamin könnte eine Rolle spielen.

  • Geschlecht: Einige Studien deuten darauf hin, dass Frauen häufiger betroffen sind, jedoch bestehen erhebliche methodologische Probleme, einschließlich selektiver Stichprobenauswahl und Berichtsverzerrungen.

Behandlungsmöglichkeiten gegen die Winterdepression

Eine Winterdepression ist für Betroffene emotional belastend, kann das Gefühl von Antriebslosigkeit verstärken und jeden Tag wie eine schwere Last erscheinen lassen. Doch es gibt verschiedene Ansätze, die sich hier bewährt haben. Symptome können gelindert, und die Lebensqualität in den dunklen Monaten deutlich verbessert werden.

Lichttherapie

Die Lichttherapie gilt als eine der effektivsten Behandlungsmethoden für die saisonal abhängige Depression. Dabei wird eine spezielle Lampe verwendet, die ein helles, weißes Licht mit 10.000 Lux ausstrahlt. Damit imitiert die Lampe natürliches Tageslicht, das in den kalten Monaten zu kurz kommt. Menschen mit Winterdepressionen setzen sich dem Licht 30 bis 45 Minuten lang mit offenen Augen aus. Als idealer Zeitpunkt haben sich hier die frühen Morgenstunden bewährt, da so der zirkadiane Rhythmus und Schlafstörungen positiv beeinflusst werden.

Die Therapie reguliert die Melatonin- und Serotoninproduktion im Gehirn und führt meist nach wenigen Tagen zu einer spürbaren Verbesserung der Beschwerden. Als besonders hilfreich hat sich die Lichttherapie bei Symptomen wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Heißhunger erwiesen.

Wo wird Lichttherapie durchgeführt?

Die Lichttherapie kann in verschiedenen Settings stattfinden:

  • Zuhause
  • Kliniken oder Arztpraxen
  • Lichträume in spezialisierten Therapiezentren

Medikamentöse Behandlung

Zur Behandlung der SAD können in bestimmten Fällen auch medikamentöse Ansätze erwogen werden. Dabei ist es wichtig, dass die Auswahl und Anwendung ausschließlich durch ärztlich-psychiatrische Fachkräfte erfolgt, da mögliche Wechselwirkungen und individuell unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen. Auch pflanzliche Präparate können unterstützend hilfreich sein, sollten jedoch kritisch erwogen werden und keine Wunderwirkung erwartet werden. 

Fachliche Unterstützung

Verschiedene professionelle Angebote haben sich bei der Bewältigung einer SAD bewährt. Besonders wirksam sind die kognitive-verhaltensorientierten Ansätze, der Menschen mit Winterdepression hilft, negativen Gedanken zu hinterfragen und neue Sichtweisen zu entwickeln. Gespräche mit einer fachkundigen Person können die Symptome lindern, den Leidensdruck verringern und dabei unterstützen, nachhaltige Bewältigungsstrategien aufzubauen.

Vorteile moderner Unterstützungsmöglichkeiten

Die dunklen Wintermonate können belastend sein, doch die heute verfügbaren Unterstützungsmöglichkeiten schaffen einen Raum für Support, der sich deinem Leben anpasst. Wenn alltägliche Herausforderungen zu groß erscheinen, kann es sich lohnen, mit passenden psychologischen Berater:innen zu sprechen und die mentale Widerstandsfähigkeit zu stärken. Genau hier setzt BetterHelp mit flexiblen Online-Angeboten an.

Getty/Vadym Pastukh
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Selbstfürsorge gegen Winterdepression: Deinen Winter bewusst gestalten

Die Winterzeit lädt uns ein, innezuhalten und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mit Achtsamkeit und kleinen Ritualen, wie einer warmen Tasse Tee auf der Couch oder einem frostigen Winterspaziergang, können wir die besonderen Seiten des Winters neu entdecken: Stille, Rückzug und neue Energie schöpfen. Ein Perspektivenwechsel kann dir helfen, den Winter als Zeit der Ruhe und Reflexion zu schätzen. Gönne dir Mitgefühl und kleine Freuden, die deine mentale Gesundheit und Lebensfreude in dieser Zeit stärken.

Fazit

Eine Winterdepression kann sehr belastend sein -  doch es gibt bewährte Wege, die helfen, besser durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.  Von Lichtbädern bis hin zu professioneller Begleitung und medizinischer Unterstützung stehen unterschiedliche Maßnahmen zur Verfügung, die wirksam zur Linderung beitragen können. Denke daran, du bist nicht allein und es ist in Ordnung, Hilfe anzunehmen. Mit etwas Unterstützung schaffen es Betroffene, gestärkt aus der Winterdepression zu kommen und den nächsten Frühling zu begrüßen.



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