Bin ich beziehungsunfähig? Wie Selbstwahrnehmung und Bindung Beziehungen beeinflussen

Fachlich geprüft von Johannes von Borstel, Dr. med. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 6. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam
Inhaltswarnung: Der folgende Artikel könnte Themen behandeln, die mit traumatischen Erfahrungen in Zusammenhang stehen und für den Leser auslösend sein könnten. Bitte besuche unsere Seite Jetzt Hilfe holen für weitere sofortige Ressourcen.

Die Frage „bin ich beziehungsunfähig?” beschäftigt viele Menschen, die sich in Partnerschaften immer wieder mit Konflikten, Distanz oder Bindungsproblemen konfrontiert sehen. Beziehungen können eine Quelle von Freude, aber auch von Unsicherheit und Schmerz sein. Besonders Beziehungsangst oder alte Verletzungen aus der Kindheit bestimmen unser Verhalten, unsere Emotionen und unsere Gedanken in einer Partnerschaft oft stärker, als wir glauben. Wie sich Selbstwahrnehmung und Bindungsängste auf Partnerschaften auswirken und welche Schritte helfen können, das Beziehungsgeflecht zu klären, erklären wir dir hier. 

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Was bedeutet Beziehungsunfähigkeit? 

Beziehungsunfähigkeit beschreibt die Schwierigkeit, eine stabile, erfüllende und dauerhafte Partnerschaft einzugehen oder aufrechtzuerhalten. Typisch dafür sind: 

  • Probleme, Nähe zuzulassen 
  • der Drang, Konflikte zu vermeiden oder zu eskalieren 
  • ein ständiges Hinterfragen der Beziehung oder des Partners oder der Partnerin.

Es handelt sich nicht um eine feste Eigenschaft, sondern um ein Muster, das von verschiedenen Ursachen geprägt wurde und nicht von Dauer sein muss. Es ist also keine unüberwindbare Situation, wenn du glaubst, beziehungsunfähig zu sein oder von anderen dieses Feedback bekommst. Du kannst an dir selbst arbeiten, wenn du das möchtest und deine Ängste überwinden. Die gleichen Ängste, die dich daran hindern, eine erfüllende Beziehung zu leben, machen dir auch ansonsten das Leben schwer - es macht also Sinn, sie zu erkennen und zu bewältigen.

Wie wirkt sich Beziehungsunfähigkeit auf Partnerschaften aus? 

In Beziehungen führt Beziehungsunfähigkeit oft zu wiederkehrenden Konflikten, Unsicherheiten oder einem Gefühl der Distanz. Betroffene ziehen sich zurück oder sabotieren die Partnerschaft unbewusst, was den Partner oder die Partnerin verletzt und langfristig das Beziehungsgeflecht belastet. Die romantische Beziehung zu einem anderen Menschen ist oft mit Erwartungen belastet, die wir an unsere Freund:innen nicht haben. Realistisch betrachtet stellt das eine Überforderung dar, der ein Mensch nicht wirklich gerecht werden kann. Wenn wir Fehler nicht beim Partner oder bei der Partnerin suchen - sei es aus Gründen der Selbstsabotage oder Deflektion - sondern bei uns selbst anfangen, dann haben wir sehr viel größere Chancen, jede Beziehung in unserem Leben besser zu gestalten. Die Motivation ist ausschlaggebend, ob wir tatsächlich unser eigenes Verhalten verändern oder nicht.

Ursachen von Beziehungsunfähigkeit

Die Rolle der Eltern und der Kindheit

Unsere Fähigkeit, Beziehungen zu führen, wird stark durch die Bindungserfahrungen in der Kindheit geprägt. Der britische Psychologe John Bowlby entwickelte das Konzept der Bindungstypen, das erklärt, wie unsere Beziehung zu den Eltern unsere Partnerschaften beeinflusst. Die Annahme, dass Eltern immer das Beste tun, mit dem Wissen und den Möglichkeiten ihrer Zeit und ihrer Persönlichkeit, kann dir helfen, zu vergeben und dein Leben mit anderen Augen zu betrachten.

Die Bindungstypen werden von Fall zu Fall leicht unterschiedlich benannt. Du wirst sie dennoch wiedererkennen, wenn du online nach ihnen suchst, um mehr Information zu erhalten oder einen Selbsttest zu machen. Sie sind: 

  •  sicher gebundene Menschen:

 sie haben Vertrauen in sich und andere und können stabile Beziehungen führen

  •  unsicher-vermeidende Menschen:

 sie meiden Nähe aus Angst, verletzt zu werden

  •  unsicher-ambivalente Menschen:

 sie suchen intensive Nähe, fürchten aber gleichzeitig, verlassen zu werden

  • unsicher-desorganisierter Bindungstyp:

geprägt von widersprüchlichem Verhalten: Nähe wird gesucht und zugleich vermieden. Er kann sich nach schwierigen oder verunsichernden Erfahrungen in der Kindheit entwickeln. 

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Bindungsangst und Selbstwahrnehmung

Menschen mit Bindungsängsten haben oft negative Gedanken über sich selbst oder andere. Sie glauben, nicht liebenswert zu sein oder haben Angst, in einer Partnerschaft die Kontrolle zu verlieren. Diese Gedanken prägen ihr Verhalten und führen dazu, dass sie Nähe entweder vermeiden oder sich in einer Beziehung verloren fühlen.

Wie erkenne ich, ob ich beziehungsunfähig bin?

Diese Anzeichen könnten darauf hindeuten, dass du an deiner Beziehungsfähigkeit arbeiten darfst:

  •  du fühlst dich in Partnerschaften schnell eingeengt oder distanziert
  •  Konflikte wirken auf dich bedrohlich und du vermeidest sie lieber
  • du hast Schwierigkeiten, deine Gefühle zu zeigen oder über deine Bedürfnisse zu sprechen

Ein Test für die Selbstwahrnehmung

Ein einfacher Selbsttest kann helfen, mehr über dein Verhalten in Beziehungen herauszufinden. Frage dich:

  •  Fühle ich mich oft unsicher oder unwohl in Partnerschaften?
  •  Suche ich nach Fehlern bei meinem Partner oder meiner Partnerin, um mich zu distanzieren?
  •  Fällt es mir schwer, Vertrauen aufzubauen?

Wenn du diese Fragen mit ‘ja’ beantwortet hast, dann fällt es dir eventuell schwer, in einer Beziehung zu sein. Vielleicht kann dir die Beschäftigung mit den verschiedenen Bindungstypen nach Bowlby Einsichten in deine Person verschaffen. Auch andere Persönlichkeitstests (Myers-Briggs, Human Design, Gene keys) können helfen, dich selbst besser kennenzulernen.

Bindungsangst: Wie sie sich auf Beziehungen auswirkt

In einer Partnerschaft können Menschen mit Bindungsangst unbewusst ein Hin- und-Her-Spiel aus Nähe und Distanz schaffen. Sie sehnen sich nach Verbindung, ziehen sich aber zurück, sobald die Beziehung enger wird. Dies führt oft zu Konflikten und einem Gefühl von Unsicherheit bei beiden Partner:innen.

Wie Bindungsängste überwunden werden können

Der erste Schritt ist, die eigenen Ängste zu erkennen und sich bewusst mit ihnen auseinanderzusetzen. Professionelle Unterstützung, wie etwa durch eine Online-Beratung, kann helfen, die Ursachen der Ängste zu verstehen und daran zu arbeiten. Das kannst du  bequem von zu Hause aus machen, ganz in deinem Tempo.

Selbststeuerung, der Schlüssel zur erfüllenden Beziehung

Selbststeuerung bedeutet, die eigenen Emotionen und Reaktionen bewusst wahrzunehmen und zu lenken. Diese Fähigkeit ist essentiell, um in einer Partnerschaft konstruktiv mit Konflikten umzugehen und Nähe zuzulassen.

Wie du deine Selbststeuerung stärken kannst

Die eigenen Emotionen zu lenken, ist eine Sache, die jede:r lernen kann. Diese Fähigkeit ist nicht nur in einer romantischen Beziehung von Vorteil, sondern generell im Leben. Übe Achtsamkeit, indem du deine Gedanken und Gefühle wahrnimmst, ohne sie zu bewerten. Denke nach, bevor du reagierst und frage dich in dieser Sekunde, ob das, was du tun oder sagen wirst, authentisch, wahr und für die andere Person hilfreich ist.

Zeige dich offen und verletzlich und sprich über deine Gefühle, Ängste und Bedürfnisse. Habe Geduld mit dir selbst, Veränderung passiert selten über Nacht.

Was tun, wenn der Partner oder die Partnerin beziehungsunfähig ist

Wenn dein Partner oder deine Partnerin beziehungsunfähig ist, kann das herausfordernd sein. Mache dir bewusst, dass du das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ändern wirst. Menschen müssen aus sich heraus den Wunsch verspüren, sich zu ändern, dann kann das auch geschehen.

Verstehe, dass die Beziehungsunfähigkeit deines Partners oder deiner Partnerin nichts mit dir zu tun hat, sondern ausschließlich mit den Erfahrungen, Verletzungen und Ängsten dieser Person.

Du kannst helfen, indem du Geduld übst, selbst offen kommunizierst oder professionelle Unterstützung vorschlägst. Mit einer Online-Beratung über BetterHelp kannst du dich dabei von erfahrenen Berater:innen begleiten lassen – mit dem Vorteil, dass du das flexibel und ortsunabhängig machen kannst.  s Online-Angebote können eine ebenso wirkungsvolle Unterstützung wie persönliche Gespräche vor Ort sein.

Schritte zur Heilung von Beziehungsunfähigkeit

  1. Erkennen der Ursachen:

Überlege, welche Erfahrungen in der Kindheit oder in früheren Partnerschaften deine aktuellen Ängste prägen

  1. Professionelle Unterstützung suchen:

Erfahrene Berater:innen können dir helfen, alte Muster zu erkennen und neue Wege zu finden

  1. Selbstreflexion üben:

Nimm dir regelmäßig Zeit, um über deine Gedanken und Gefühle nachzudenken

  1. Offenheit:

Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin über deine Ängste und arbeitet gemeinsam an der Partnerschaft. 

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Warum Selbstwahrnehmung so wichtig ist

Selbstwahrnehmung ist der Schlüssel, um die eigene Beziehungsfähigkeit zu verbessern. Wenn du deine Gedanken, Ängste und Muster erkennst, kannst du bewusst mit ihnen umgehen und deine Partnerschaften erfüllender gestalten. Menschen, die ihre Beziehungsfähigkeit stärken, erleben oft, dass sich nicht nur ihre Beziehungen, sondern auch ihre Lebensqualität insgesamt verbessert. Das ist darauf zurückzuführen, dass wir als Sozialwesen mit anderen in Beziehung sein wollen - nicht nur auf Partnerschaften begrenzt, sondern mit Familie und Freund:innen gleichermaßen. Ein unvoreingenommenes Verhalten gegenüber Fremden, wo du mit Freundlichkeit und Offenheit agieren kannst, ohne deine eventuell negativen Erfahrungen mit hineinspielen zu lassen, kann dein ganzes Leben erhellen und außerdem wird es für andere eine Freude sein, mit dir zu interagieren.

Fazit

Beziehungsunfähigkeit ist kein endgültiges Urteil, sondern eine Herausforderung, die durch Selbstreflexion, Selbststeuerung und professionelle Unterstützung gelöst werden kann. Erforsche deinen Beziehungstyp eventuell online mit der Unterstützung von erfahrenen Berater:innen  und beschäftige dich damit, woher diese Unsicherheiten kommen. Lerne dich selbst anzunehmen und zu lieben - so, wie du bist. Das ist der erste Schritt, um auch andere lieben zu können. Indem du dich mit deinen Bindungsängsten und Gedanken auseinandersetzt, kannst du Schritt für Schritt eine erfüllende Partnerschaft aufbauen.

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