Die Welt der Stimmungsschwankungen: Ein Ratgeber für Betroffen
- Für diejenigen mit Suizidgedanken, kontaktiere bitte die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222 oder 116 123
- Für diejenigen, die Missbrauch erfahren, kontaktiere bitte das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 116 016
- Für diejenigen mit Drogenmissbrauch, kontaktiere bitte die Sucht & Drogen Hotline unter 01806 313 031
Ein stabiles Wohlbefinden trägt entscheidend zu Zufriedenheit und Gesundheit bei. Dennoch kann es passieren, dass Stress, schlechte Laune oder kleine Rückschläge uns überfordern und alles schwerer erscheinen lassen. Obwohl Stimmungsschwankungen völlig normal sein können, gibt es Situationen, in denen sie über das Alltägliche hinausgehen und das Leben erheblich beeinträchtigen können. In solchen Fällen kann es sein, dass dem eine psychische Erkrankung zugrunde liegt. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Arten von Erkrankungen, die mit Stimmungsschwankungen einhergehen und bietet praktische Strategien, um die emotionale Balance wiederherzustellen.

Von Hochs zu Tiefs: was sind diese Emotionsveränderungen?
Stimmungsschwankungen bezeichnen schnelle und oft extreme Veränderungen in der emotionalen Verfassung. Extreme Stimmungsschwankungen sind unter anderem durch Wutausbrüche, Phasen depressiver Verstimmung oder Hochstimmung und umgekehrt oder einen konstanten Ausdruck von wenig oder keinen Gefühlen gekennzeichnet.
Ursachen von Stimmungsschwankungen
Die Ursachen von Stimmungsschwankungen sind meist komplex und vielschichtig. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die Faktoren, die am häufigsten eine Rolle spielen:
Hormonschwankungen:
Hormonelle Veränderungen können starke Auswirkungen auf die Stimmung haben. Besonders während der Pubertät, der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren kommt es häufig zu Stimmungsschwankungen. Auch das prämenstruelle Syndrom und die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln, wie der Pille können die Stimmung beeinflussen.
Biochemische Ungleichgewichte:
Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Emotionen und der Stimmung. Ein Ungleichgewicht dieser Botenstoffe kann zu Reizbarkeit, Traurigkeit oder unangemessener Heiterkeit führen. Solche biochemischen Ungleichgewichte sind oft ein Merkmal von psychischen Erkrankungen wie Depression oder bipolaren Störungen.
Stress und Traumata:
Chronischer Stress, sei es durch berufliche, familiäre oder persönliche Belastungen, kann die emotionale Stabilität und unsere körperliche und mentale Gesundheit stark beeinträchtigen. Die Nachfolgen von traumatischen Ereignissen wie der Verlust einer geliebten Person, Unfälle oder Missbrauch können ebenfalls zu starken Stimmungsschwankungen führen und langfristige psychische Auswirkungen mit sich bringen.
Schlafmangel:
Ein gesunder Schlaf ist essenziell für die emotionale und körperliche Erholung. Schlafmangel oder ein unregelmäßiges Schlafmuster können dazu führen, dass das Gehirn sich nicht richtig regeneriert. Dies kann wiederum Reizbarkeit, Überempfindlichkeit und Stimmungsschwankungen zur Folge haben.
Ernährung:
Unsere Ernährung kann einen Einfluss auf körperliches und psychisches Wohlbefinden haben. Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin-D, Eisen oder Magnesium wird mit einer schlechteren Stimmung in Verbindung gebracht. Auch ungesunde Essgewohnheiten, etwa ein hoher Zuckerkonsum oder stark verarbeitete Lebensmittel auf Dauer, können langfristig das emotionale Befinden negativ beeinflussen.
Stimmungsschwankungen können auf psychische Erkrankungen hinweisen
Stimmungsschwankungen können eine Achterbahn der Gefühle hervorrufen, von Euphorie bis hin zu tiefer Traurigkeit. Während diese Faktoren oft vorübergehend sind, können ständige oder besonders schwere Stimmungsschwankungen auf eine psychische oder physische Erkrankung hinweisen.

Erkrankungen, die mit Stimmungsschwankungen einhergehen
Stimmungsschwankungen gehören zu den Symptomen zahlreicher psychischer Erkrankungen, vor allem bei bipolaren Störungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung und ADHS. Aber auch Depressionen, das prämenstruelle Syndrom, posttraumatische Belastungsstörungen und hormonelle Krankheiten können Stimmungsschwankungen hervorrufen. Die Ausprägung kann je nach Krankheitsbild stark variieren. Lass uns nun genauer auf die unterschiedlichen Erkrankungen eingehen.
Bipolare Störung
Die bipolare Störung ist eine schwerwiegende affektive Störung, die durch wiederkehrende Episoden extremer Stimmungsschwankungen zwischen Manie oder Hypomanie und Depression gekennzeichnet ist. In der manischen Phase zeigen Betroffene eine pathologisch gesteigerte Stimmung, erhöhte Energie, Überaktivierung und oft riskantes Verhalten. In schwereren Fällen können psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen auftreten. Die depressive Phase hingegen ist durch anhaltende depressive Verstimmung, Antriebslosigkeit, Energielosigkeit und kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsprobleme geprägt. Die Behandlung erfolgt meist durch eine Kombination aus pharmakologischen Ansätzen, wie Stimmungsstabilisatoren, Antidepressiva und Antipsychotika, sowie psychotherapeutischen Interventionen.
Depression
Die Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen und wird durch anhaltende Gefühle von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Gefühl der Wertlosigkeit charakterisiert. Neben den Gefühlszuständen treten häufig auch somatische Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitveränderungen und chronische Müdigkeit auf. Plötzliche Stimmungsschwankungen, Gereiztheit oder sogar Aggressionen können ebenfalls Teil des Störungsbildes sein. Die Ursachen einer Depression sind komplex und umfassen dysfunktionale Neurotransmittersysteme sowie strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn, insbesondere im limbischen System. Zu den bewährten Behandlungsansätzen gehören Psychotherapien, wie die kognitive Verhaltenstherapie, sowie medikamentöse Behandlung, je nach Schweregrad.
Prämenstruelles Syndrom
Das prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, ist ein zyklusabhängiges Krankheitsbild, das bei Frauen im reproduktiven Alter auftritt. Das prämenstruelle dysphorische Syndrom hingegen, kurz PMDD, stellt eine schwerere Form dar, die mit ausgeprägten Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Angst und depressiver Verstimmung einhergehen kann. Die Intensität von wechselnden Gemütszuständen wird mit hormonellen Schwankungen in Verbindung gebracht, insbesondere von Östrogen und Progesteron. Behandlungsmöglichkeiten reichen von gezielten Anpassung des Lebensstils über psychologische Unterstützung bis hin zu spezialisierten medizinischen Maßnahmen in schweren Fällen.
Angststörungen
Angststörungen umfassen eine Gruppe von Erkrankungen, die durch übermäßige Angst und Sorgen charakterisiert sind. Plötzliche Zustandswechel zwischen intensiver Angst, Panik und temporärer Erleichterung sind typische Merkmale. Diese Reaktionen werden oft durch spezifische Auslöser oder unerwartete Ereignisse hervorgerufen. Zu den Subtypen gehören die generalisierte Angststörung, die Panikstörung und die soziale Angststörung.
In der Biologie werden Angststörungen mit Dysfunktionen in der Amygdala, dem präfrontalen Kortex und einer überaktiven Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse in Verbindung gebracht. Psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie sowie pharmakologische Behandlungen mit Benzodiazepinen oder selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern werden zur Behandlung von Angststörungen angewendet. Medikamentöse Behandlungen sollten dabei stets unter strikter ärztlicher Verschreibung und Begleitung erfolgen.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die nach einem oder wiederholtem traumatischen Ereignis auftreten kann. Neben Flashbacks, Albträumen und einer übersteigerten Schreckhaftigkeit gehören starke Stimmungsschwankungen zu den Hauptsymptomen. Betroffene können zwischen intensiven Gefühlen von Angst, Wut und emotionaler Taubheit schwanken. Sexuelle Übergriffe, Kriege und Naturkatastrophen sind meistens die Ursachen von PTBS.
Diese psychische Erkrankung kann zu schweren zwischenmenschlichen, aber auch beruflichen Störungen führen. Die Behandlung umfasst Psychotherapien, die auf die Bewältigung von Trauma spezialisiert sind, wie tiefen-psychologische Ansätze oder die kognitive Verhaltenstherapie, sowie medikamentöse Interventionen, die gezielt darauf ausgerichtet sind, Symptome zu lindern.
Hormonelle Erkrankungen
Hormonelle Erkrankungen wie die Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion können starke Stimmungsschwankungen und sogar Depressionen hervorrufen. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es häufig zu Nervosität, Gereiztheit und Reizüberflutung, während eine Schilddrüsenunterfunktion oft mit Antriebslosigkeit, Traurigkeit und Konzentrationsstörungen einhergeht. Die Behandlung erfolgt durch eine gezielte Normalisierung des Hormonspiegels, zum Beispiel durch medikamentöse Substitution oder in schweren Fällen operative Eingriffe.
Wie du die Stimmung im Alltag verbessern kannst
Mit bewussten Entscheidungen und Anpassungen im Alltag können wir unser inneres Gleichgewicht fördern. Lass uns nun auf gesunde Lebensgewohnheiten eingehen, die uns dabei helfen können, Stimmungsschwankungen vorzubeugen oder sie einigermaßen zu regulieren.
Stressmanagement
Atemübungen, Meditation und Achtsamkeit fördern die Entspannung und helfen, Stress effektiv zu reduzieren. Dazu kann ein durchdachtes Zeitmanagement Stressoren im Alltag minimieren und eine ausgewogene Lebensweise ermöglichen. Außerdem ist es essenziell, Hobbys und bewusst eingeplante Freizeitaktivitäten in unseren Alltag zu integrieren, um unser emotionales Wohlbefinden zu stärken.
Achtsamkeit im Alltag
Ein Stimmungstagebuch kann dir dabei helfen, emotionale Muster zu erkennen und Auslöser für intensive emotionale Reaktionen zu identifizieren. In Kombination mit Dankbarkeitsübungen kannst du dazu mehr Positivität in deinen Alltag bringen.
Regelmäßige Bewegung
Eines der besten Hilfsmittel gegen Stimmungsschwankungen ist die körperliche Aktivität, denn durch Sport werden Endorphine ausgeschüttet, die auch als Glückshormone bekannt sind, die auf uns stimmungsaufhellend wirken.
Außerdem konnte eine schwedische Studie belegen, dass besonders Jugendliche signifikant von einem aktiven Lebensstil profitieren und dieser sogar präventiv gegen Depressionen im Erwachsenenalter wirkt.
„Die Jahre der Pubertät sind eine kritische Periode in der Entwicklung, denn zu diesem Zeitpunkt entwickeln sich höhere Gehirnfunktionen, sowie die sozialen und emotionalen Fähigkeiten" – sagt Maria Åberg, Sahlgrenska Academy in Göteborg.
Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen
Merkst du selbst, dass deine Stimmung manchmal getrübt ist? Um dein mentales Wohlbefinden zu steigern, gibt es Angebote wie die psychologische Beratung durch BetterHelp. Hier kannst du mit geschulten psychologischen Berater:innen über deine persönlichen Herausforderungen sprechen und deine mentale Stärke unterstützen. Du hast die Möglichkeit hier persönli ch zu wachsen und kannst die Beratung flexibel in deinen Alltag einplanen, da das Angebot online ist.
Wann ärztliche Hilfe notwendig ist
Obwohl gelegentliche Stimmungsschwankungen normal sind, solltest du dir ärztliche Hilfe suchen, wenn diese anhaltend und schwerwiegend sind, den Alltag beeinträchtigen oder von Symptomen wie unerklärlichem Gewichtsverlust, Herzrasen oder chronischer Müdigkeit begleitet sind.
Fazit
Stimmungsschwankungen sind ein vielschichtiges Phänomen, das sowohl normale Lebensveränderungen als auch ernsthafte Erkrankungen widerspiegeln kann. Durch eine Kombination aus gesunder Lebensweise, Stressmanagement und professioneller Hilfe kannst du deine Stimmung langfristig ins Gleichgewicht bringen. Durch die Entwicklung individueller Bewältigungsstrategien kannst du deine Stimmungsschwankungen regulieren und ein ausgewogenes Leben voller innerer Balance erleben.
Was kann man gegen Stimmungsschwankungen tun?
Regelmäßig Pausen einlegen, Zeit allein oder mit lieben Menschen verbringen, Aktivitäten im Freien wie Spaziergänge genießen, Hobbys nachgehen, ein Tagebuch führen, um die eigenen Gefühle besser zu verstehen.
Was kann man bei intensiven Stimmungsschwankungen tun?
Auf ausreichend Schlaf achten, Entspannungstechniken ausprobieren, Bewegung an der frischen Luft genießen, etwas Schönes unternehmen, sich Zeit für sich selbst nehmen, um reflektieren zu können.
Was ist der Unterschied zwischen Stimmungsschwankungen und Depressionen?
Während Schwankungen in der Stimmung zu normalen Erfahrungen gehören, sind Depressionen ernsthafte psychische Erkrankungen. Traurigkeit nach einem Schicksalsschlag ist natürlich, jedoch klar von einer Depression abzugrenzen.
Welches Hormon löst Stimmungsschwankungen aus?
Dopamin und Serotonin sind dafür bekannt, Stimmungen zu beeinflussen. Werden diese nicht ausreichend vom Körper produziert, kann die Laune darunter leiden.
Was hilft gegen hormonelle Stimmungsschwankungen?
Beweg dich regelmäßig, um Endorphine zu fördern. Vermeide koffein- oder zuckerreiche Speisen. Nimm dir mehr Zeit für Entspannung, gönn dir ausreichend Schlaf und genieße Zeit in der Natur.
Warum bin ich so gereizt und aggressiv?
Alltagsprobleme wie Schlafmangel, Bewegungsdefizite oder Ernährungsfehler können dazu führen.
Wie nennt man Menschen mit starken Stimmungsschwankungen?
Menschen, die zwischen Extremen wie Euphorie und Depression wechseln, können an einer bipolaren Störung leiden, die oft mit Schwankungen im Denken und Fühlen einhergeht.
Woher kommt schlechte Laune?
Körperliche Faktoren wie zu wenig Schlaf, ungesunde Ernährung oder fehlende Bewegung können eine Rolle spielen. Auch der Mangel an Sonnenlicht wirkt sich auf die Stimmung negativ aus.
Was tun bei anhaltender Traurigkeit?
Sport und Bewegung sind nachweislich wirksam. Aktivitäten wie Joggen, Radfahren oder Spazierengehen, idealerweise draußen, können helfen. Hast du einen Balkon oder Garten? Nutze ihn.
- Vorheriger Artikel
- Nächster Artikel