Die Angst vor tiefen Gewässern: Die Psychologie hinter der Thalassophobie verstehen

Fachlich geprüft von Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 16. Juli 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

Die Angst vor tiefem Wasser – oder speziell vor dem Meer – ist für viele Menschen eine reale Herausforderung. Sie heißt Thalassophobie und gehört zu den spezifischen Phobien. Sie wird als eine Form der Angststörung klassifiziert, die nicht nur den Urlaub, sondern auch den Alltag erheblich beeinflussen kann. 

Aber was steckt genau dahinter und wie kannst du mit dieser Angst umgehen? Hier erfährst du alles Wichtige zum Thema!

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Was ist die Thalassophobie?

Thalassophobie beschreibt die Angst vor der Tiefe eines Gewässers. Es geht dabei speziell um den Anblick oder der Vorstellung von Meer, Seen und weite Wasserflächen. Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „Angst vor dem Meer“. Doch es ist nicht nur das Wasser, das diese Angst auslöst.

Oft ist es die Ungewissheit, was sich in den Tiefen verbirgt, oder das Gefühl der Machtlosigkeit in solchen Situationen. Diese Phobie zählt zu den Angststörungen und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Manche Betroffene verspüren nur Unbehagen, wenn sie auf das Meer blicken. 

Währenddessen entwickeln andere schon bei Bildern oder Videos von tiefem Wasser Panikattacken.

Ursachen der Thalassophobie

Die Ursachen dieser Phobie können sehr verschieden sein. Es gibt nicht die eine Erklärung, warum Menschen diese Angst entwickeln. Häufig spielen mehrere Faktoren wie diese eine Rolle:

Persönliche Erfahrungen: Die Angst vor tiefem Wasser

Viele Menschen entwickeln die Angst vor tiefem Wasser durch traumatische Erlebnisse, wie einen Beinahe-Ertrinkungsunfall oder schlechte Erfahrungen mit der Seefahrt. Solche Erfahrungen prägen oft tief sitzende negative Emotionen. 

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In extremen Fällen kann sich diese Angst sogar auf alltägliche Situationen wie die Nutzung der eigenen Badewanne ausweiten. Dabei gibt Barnabas Ohst vom Institut für Psychologie der Universität Freiburg aber an: „Eine ausschlaggebende Erfahrung muss es nicht geben.“ 

Die Angst könnte auch über Erziehung und soziale Interaktion an uns weitergegeben werden.

Genetische Veranlagung zur Angststörung

Genetische Faktoren können ebenfalls eine Rolle spielen. Wenn Angststörungen in deiner Familie vorkommen, könnte das Risiko für dich erhöht sein, eine spezielle Phobie wie die Thalassophobie zu entwickeln.

Evolutionäre Gründe

Die Angst vor Naturgewalten wie den tiefen Gewässern der Meere zählt zu den sogenannten Ur-Ängsten. Diese sind tief in unserer Psychologie verwurzelt, da solche Situationen von jeher eine lebensbedrohliche Gefahr darstellten.

Kulturelle Einflüsse im Zusammenhang mit dem Meer

Auch Geschichten aus dem Leben oder der Popkultur (z. B. Filme und Bilder) können zur Verstärkung dieser Ängste beitragen. Der Gedanke an unerforschte Tiefen des Meeres spielt eine große Rolle, wenn Personen sich mögliche Gefahren vorstellen.

Symptome der Thalassophobie in der Psychologie

Die Symptome der Thalassophobie können von Mensch zu Mensch variieren und sind oft situationsabhängig. Typische körperliche Symptome sind:

  • Erhöhter Puls
  • Zittern
  • Schweißausbrüche
  • Schwindel oder Übelkeit

Wenn du mit Bildern oder Videos von tiefem Wasser konfrontiert wirst, merkst du vielleicht ein mulmiges Gefühl oder Panikgedanken, selbst wenn du sicher auf dem Trockenen bist. Für Betroffene fühlt sich die Angst immer real an – ganz gleich, ob die gefährliche Situation tatsächlich existiert.

Diagnose der Angst vor tiefen Gewässern

Eine professionelle Diagnose erfolgt meist durch eine:n Psychotherapeut:in oder Psychiater:in. 

In einem ausführlichen Gespräch wirst du gemeinsam mit der Fachperson genauer beleuchten, wie stark die Phobie dein Leben beeinflusst, in welchen Situationen sie besonders ausgeprägt ist und welche Auswirkungen sie auf deinen Alltag, deine sozialen Kontakte oder deine beruflichen Tätigkeiten hat. 

Dabei können auch Fragebögen oder standardisierte Tests zum Einsatz kommen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.

Wann wird es zur Phobie?

Es wird von einer Phobie gesprochen, wenn diese Kriterien erfüllt sind:

  • Die Angst tritt wiederkehrend und häufig auch in Situationen, in denen keine akute Gefahr besteht, auf.
  • Dein tägliches Leben wird durch die Angst, z. B. vor Gewässern im Extremfall erheblich eingeschränkt. Aktivitäten wie Schwimmen, Bootfahren oder sogar der Aufenthalt in der Nähe von Seen oder dem Meer können fast unmöglich erscheinen.
  • Der Schweregrad der Angst ist unverhältnismäßig hoch im Vergleich zur realen Gefahr. Selbst harmlose Situationen wie ein kleiner Teich lösen Panik aus.

Eine gute Diagnose durch Fachpersonal ist entscheidend, da sie die Grundlage für die passende Therapie bei psychischen Problemen bildet. Diese kann dir helfen, die Angst gezielt zu bewältigen und langfristig wieder mehr Lebensqualität zu gewinnen.

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Behandlung von Thalassophobie

Zum Glück gibt es heute mehrere Möglichkeiten, die Thalassophobie zu behandeln. Menschen können sie durch unterschiedliche Methoden lindern und je nach Schweregrad variiert der Ansatz. Therapeutische Gespräche, Verhaltenstherapien und Techniken der Entspannung sind beliebte Optionen. 

Bei besonders ausgeprägten Angststörungen ist vielleicht ebenfalls eine medikamentöse Unterstützung erforderlich. Diese solltest du aber in jeden Fall mit einem Arzt oder Ärztin vorab besprechen. Wichtig ist, dass Betroffene die für sie passende Behandlung finden, um ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Expositionstherapie

Die Expositionstherapie ist eine der bekanntesten Methoden zur Überwindung einer Angststörung, insbesondere bei Phobien.Dies geschieht stufenweise:  zuerst schaust du dir vielleicht nur Bilder oder Videos von Wasser an, um dich langsam daran zu gewöhnen. 

Im nächsten Schritt könnte es darum gehen, diesen Anblick zum Beispiel an einem ruhigen See live zu erleben. Brauchst du dabei Unterstützung? Ein großer Vorteil einer Online-Therapie ist, dass dein:e Therapeut:in dich virtuell bei diesen Schritten begleiten kann. 

Du könntest dein Handy verwenden, um live mit Therapeut:innen zu sprechen, während du dich an einem See oder Strand aufhältst. Das kann besonders hilfreich sein, da du den therapeutischen Beistand direkt in die Situation, die dir Angst macht, holen kannst. 

.Eine Online-Therapie bietet eine flexible Möglichkeit, Termine wahrzunehmen. Sie macht es heutzutage für viele Benutzer zugänglich, um Unterstützung genau dort zu bekommen, wo man sie am meisten braucht.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine bewährte Methode zur Behandlung von Thalassophobie. Diese Therapieform konzentriert sich darauf, die Gedanken und Verhaltensweisen der Betroffenen, die ihre Angst vor tiefem Wasser und großen Gewässern aufrechterhalten, zu analysieren und zu verändern.

Therapeut:innen unterstützen die Betroffenen dabei, ihre negativen Gedankenmuster zu erkennen und durch positive, realistische Überzeugungen zu ersetzen. 

Ein zentraler Bestandteil der KVT ist die Expositionstherapie. 

Hierbei werden die Betroffenen schrittweise mit den Situationen, die ihre Angst auslösen, konfrontiert. Dies kann zunächst durch das Betrachten von Bildern oder einem Video von Meeren oder Seen geschehen. 

Im weiteren Verlauf könnten die Betroffenen an einer Bootsfahrt teilnehmen oder in einem ruhigen See schwimmen. Therapeut:innen begleiten diesen Prozess. Sie helfen Personen, ihre Angst zu bewältigen. Eine geschulte Fachkraft unterstützt sie, damit sie ihre Fähigkeit, mit der Angst vor dem Meer umzugehen, verbessern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der KVT ist die kognitive Umstrukturierung. Hierbei lernen die Betroffenen, ihre negativen Gedanken und Überzeugungen zu identifizieren und zu ändern. Beispielsweise könnte ein Betroffener denken: „Ich werde ertrinken, wenn ich ins Wasser gehe.“ 

Die therapeutische Fachkraft hilft, diesen Gedanken zu hinterfragen und durch realistischere Annahmen zu ersetzen. Ein Beispiel ist: „Das Risiko zu ertrinken ist sehr gering, wenn ich schwimmen kann und mich in einem sicheren Umfeld befinde.“

Die KVT kann auch dazu beitragen, die körperlichen Symptome wie das Herzrasen, den Schwindel und Panikattacken zu lindern. Durch die Veränderung der Gedanken und Verhaltensweisen lernen die Betroffenen, ihre Angst besser zu bewältigen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt werden muss. Qualifizierte Therapeut:innen können dabei helfen, die beste Therapie für die Thalassophobie zu finden. 

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Online-Therapie bei Angststörungen vergleichbare Verbesserungen wie traditionelle Sitzungen vor Ort erzielen. Für Menschen mit Thalassophobie kann dies besonders hilfreich sein. 

So haben sie die Möglichkeit, in ihrem eigenen Tempo von jedem Ort aus an ihrer Angst zu arbeiten.

Weitere unterstützende Maßnahmen

Neben der Online-Therapie gibt es auch ergänzende Techniken. Sie können dir helfen, deinen Alltag besser zu bewältigen und deine Fortschritte zu unterstützen. 

Diese können Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen, sportliche Aktivitäten zur Stressreduktion oder auch kreative Tätigkeiten wie Malen oder Schreiben umfassen.

Entspannungstechniken

Regelmäßige Entspannungsübungen wie eine progressive Muskelentspannung oder Atemtechniken können helfen. Sie lösen stressbedingte Verspannungen sowohl im Kopf als auch im Körper und mildern Panikgefühle in akuten Situationen. Du kannst dies auch mit einem Achtsamkeitstraining kombinieren.

Selbsthilfe

Es ist wichtig, dass du aktiv an deinem Wohlbefinden arbeitest. Statt zu vermeiden, ist es sinnvoller, sich mit der Angst auseinanderzusetzen. Eine regelmäßige Konfrontation, auch im kleinen Rahmen, ist der Schlüssel zur Besserung.

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Umgang mit der Angst im Alltag

Hier sind einige konkrete Tipps, wie du im Alltag mit der Angst vor tiefen Gewässern umgehen kannst:

  • Vermeide es nicht, über das Wasser zu sprechen. Das Tabuisieren verstärkt die Angst und kann dazu führen, dass sie sich tiefer in dir verankert. Trau dich, mit jemandem darüber zu reden.
  • Beschäftige dich mit Videos oder Bildern, die dich langsam mit dem Element vertraut machen. Beginne mit ruhigen und friedlichen Szenen wie z. B. einem sanft plätschernden See, bevor du dich schrittweise an Bilder von tieferem Wasser herantastest.
  • Finde einen Begriff für deine Angst wie z. B. „meine Thalassophobie“ und sag das Wort ohne Scheu. Indem du die Angst benennst, nimmst du ihr ein Stück Macht über dich und schaffst einen Schritt zur Akzeptanz.
  • Gib dir selbst die Zeit, die du brauchst, um kleine Erfolge zu erzielen. Ob es darum geht, ein Bild von einem tiefen Meer anzusehen oder näher an ein größeres Gewässer heranzutreten – feiere jeden Fortschritt, egal wie klein er dir erscheinen mag. Es ist ein Prozess und jeder Schritt zählt.

Fazit

Die Thalassophobie ist eine ernst zu nehmende Phobie, die viele Menschen betrifft. Doch es gibt Hoffnung! 

Egal, ob du die Ursache im Evolutionsgedächtnis der Menschheit oder in deiner persönlichen Geschichte siehst – therapeutische Beratung, auch mittels der  modernen  Online-Therapie können dich auf deinem Weg zu einem angstfreien Leben unterstützen. Fang an, dich mit deiner Angst mit professioneller Begleitung und sicher auseinanderzusetzen. 

Es lohnt sich, denn du kannst lernen, selbst die Tiefe des Meeres gelassen zu betrachten.

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