Gewalt gegen Frauen – Stalking: Beispiele und Ressourcen für Opfer von Stalking
Jede:r hat schon von Stalking gehört und denkt vermutlich, dass es ihn oder sie nie selbst betreffen wird. Falls es doch dazu kommen sollte, findest du hier Ressourcen und Beistand. Allein in Deutschland soll es zwischen 300.000 und 700.000 Stalkingfälle pro Jahr geben. Das sind erschreckende Zahlen, aber zeigt auch, dass du nicht alleine bist.

Definition: Stalking
Was definiert man eigentlich als Stalking? Das Wort kommt aus dem Englischen und wurde dort zunächst im Jägerjargon verwendet, um „Anpirschen“ und „Anschleichen“ zu beschreiben. Stalking beschreibt das Verfolgen, Belästigen und Nachstellen einer Person gegen deren Willen. Das kann das Leben der Betroffenen enorm einschränken. Wenn du von Stalking betroffen bist, kann es hilfreich sein, Unterstützung bei einer Fachperson zu suchen.
Woran erkennst du Stalking?
Wenn du dich von jemandem verfolgt und belästigt fühlst, dann kann das schon ein erstes Anzeichen von Stalking sein. Oft kennst du diese Person sogar. Es gibt verschiedene Anzeichen von Stalking und einige davon sind die folgenden:
- Unerwünschte, vermehrte Telefonanrufe
- Unerwünschte Nachrichten
- Unerwünschtes Auftauchen an den Orten, an denen sich die betroffene Person befindet
- Penetrante Belästigung auf den verschiedensten Ebenen
- Beobachten bis hin zum Terrorisieren der betroffenen Person
- Sachbeschädigung
- Physische und psychische Gewalt
Diese Auswirkungen kann Stalking auf die Opfer haben
Neben ständiger Angst kann Stalking auch noch weitere Auswirkungen auf die Betroffenen von Stalking haben. Neben dem Gang zur Polizei und weiteren Sicherheitsmaßnahmen kann es für Betroffene hilfreich sein, fachkundige Begleitung in Anspruch zu nehmen, um besser mit den belastenden Auswirkungen umzugehen:
- Angstzustände
- Schlaflosigkeit
- Rückzug aus dem sozialen Leben
- Misstrauen gegenüber Menschen mit guten Absichten
Was kann man tun, wenn man von Stalking betroffen ist?
Wenn du von Stalking betroffen bist, dann ist der erste wichtige Schritt auf jeden Fall, die Polizei zu alarmieren. Falls du dir unsicher bist, bei welchen Taten du die Polizei einschalten solltest, dann sind hier einige Beispiele:
- - das gezielte, auch heimliche Aufsuchen räumlicher Nähe,
- - (der Versuch der) Kontaktaufnahme, zum Beispiel per Post, Telefon, E-Mail oder Messenger,
- - die unerlaubte Verwendung persönlicher Daten, zum Beispiel zur Bestellung von Waren und Dienstleistungen im Namen eines anderen,
- - die Bedrohung einer Person, eines ihrer Angehörigen oder einer nahestehenden Person (zum Beispiel der Freundin) mit Tötung, Körperverletzung oder Freiheitsberaubung

Wichtig zu erwähnen ist aber, dass du die Polizei einschalten solltest, wenn du dich bedroht oder unwohl fühlst. Dazu musst du keine Checkliste erfüllen. Du kannst ohne Termin einfach zur Polizei gehen, dich dort beraten lassen und gegebenenfalls eine Anzeige erstatten.
Je nach Bundesland können verschiedene Schritte eingeleitet werden. Es ergibt außerdem Sinn, eine Liste zu führen, auf der du jeden einzelnen unerwünschten Kontaktversuch und jedes Ereignis mit Datum und Screenshots dokumentierst. Scheue dich auch nicht, dem Täter oder der Täterin ganz klar zu sagen, dass du keinen Kontakt mehr möchtest oder dass du sonst die Polizei einschaltest.
Am besten sprichst du auch mit Menschen, die dir nahestehen. Nicht nur damit sie alarmiert sind, sondern auch damit du immer jemanden hast, der abrufbereit ist und dir emotional beisteht. Du kannst bei der Meldebehörde auch eine Auskunftssperre beantragen, sodass niemand mehr deine Adresse erfragen kann. Es gibt auch viele Beratungsstellen, bei denen du dich melden kannst.
Gewalt gegen Frauen: Erschreckende Statistiken
Die Statistiken zu Gewalt gegen Frauen sind erschreckend, und die Zahlen werden von Jahr zu Jahr höher. 2023 waren 938 Mädchen und Frauen in Deutschland von versuchten oder vollendeten Femiziden betroffen. Der Anteil der Frauen darunter, bei denen der Täter der Partner war, lag bei 80,6 %.
360 Mädchen und Frauen haben ihr Leben aufgrund vollendeter Femizide verloren. Das bedeutet, dass so gut wie jeden Tag ein Femizid in Deutschland passiert ist. Das soll dir keine Angst machen, im Gegenteil. Es soll dich darin bestärken, dir so schnell wie möglich Hilfe zu suchen und dir von niemandem einreden zu lassen, dass „so und so” es nicht so meint und dass es ja doch „nur ein guter Kerl” sei.
Was Angehörige bei Stalking tun können
Wenn du nicht selbst von Stalking betroffen bist, sondern jemand, der dir nahesteht, dann kannst du eine große Stütze für diese Person sein. Wenn dich das Thema sehr belastet, dann kannst auch du dir psychologische Unterstützung suchen und mit passenden Berater:innen sprechen, die dich mental unterstützen – flexibel und online.
Deine oberste Priorität sollte es sein, eine sichere Umgebung zu schaffen. Biete der betroffenen Person bei Bedarf eine sichere Unterkunft an und hilf ihr, die Sicherheit ihres Zuhauses zu verbessern, indem du Maßnahmen wie Kameras, Schlösser oder Alarmanlagen installierst. Sei als Notfallkontakt erreichbar und pflege eine offene Kommunikation, damit die betroffene Person weiß, dass sie nicht allein ist.
Genauso wichtig ist es, emotionale Unterstützung zu leisten. Höre der betroffenen Person zu, ohne zu urteilen, und lasse sie ihre Ängste und Frustrationen äußern. Versichere ihr, dass das Stalking nicht ihre Schuld ist, und respektiere ihre Entscheidungen, wie sie mit der Situation umgehen möchte. Indem du ihre Selbstbestimmung stärkst, kannst du dazu beitragen, ihr Gefühl von Kontrolle in dieser belastenden Zeit wiederherzustellen.
Praktische Hilfe kann ebenfalls einen großen Unterschied machen. Hilf der betroffenen Person, jeden Vorfall zu dokumentieren, einschließlich Datum, Uhrzeit, Ort und mögliche Beweise wie Nachrichten oder Fotos. Diese Aufzeichnungen können für rechtliche Schritte entscheidend sein. Ermutige sie, das Stalking bei der Polizei anzuzeigen, und unterstütze sie bei der Beantragung einer Schutzanordnung, falls erforderlich. Wenn sie sich von der unerwünschten Kommunikation überfordert fühlt, biete an, ihre Anrufe, SMS oder E-Mails mit ihr gemeinsam zu prüfen.
Eine weitere Möglichkeit, Unterstützung zu leisten, ist die Vermittlung professioneller Hilfe. Informiere dich über lokale Stalking-Organisationen oder Hotlines, die spezielle Unterstützung anbieten. Wenn rechtliche Schritte notwendig werden, hilf der betroffenen Person, rechtliche Unterstützung zu finden, die sie durch das Verfahren begleitet.
Vergiss dabei nicht, auch auf dich selbst zu achten. Informiere dich über Stalking, um die Auswirkungen besser zu verstehen, und setze klare Grenzen, um dein eigenes psychisches und emotionales Wohlbefinden zu schützen, während du der betroffenen Person hilfst. Indem du einfühlsam, proaktiv und gut informiert bist, kannst du eine wichtige Quelle der Stärke und Sicherheit für jemanden sein, der von Stalking betroffen ist.
Polizei & co: Hilfe im Notfall
Hier haben wir dir Ressourcen aufgelistet, die dir im Notfall helfen können.
- Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen“ bietet Frauen, Personen aus deren sozialem Umfeld und Fachkräften unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr kostenlose, barrierefreie Beratung auf Deutsch und 18 Fremdsprachen an.
- Die App des Vereins "Gewaltfrei in die Zukunft e.V.“ bietet von häuslicher Gewalt betroffenen Personen einen niedrigschwelligen Zugang zu Informationen und Unterstützungsangeboten und soll als Brücke in das bestehende Hilfenetzwerk dienen.
- Der Weisse Ring hat ebenfalls ein Hilfetelefon, das du unter +49-116-006 erreichen kannst. Zudem haben sie die NO STALK App, die dir helfen kann, jegliches Stalking zu dokumentieren, um dann damit juristisch gegen den Täter oder die Täterin vorzugehen.
- Die Webseite des bff kann dir ebenfalls helfen, weil du hier Frauenberatungsstellen in deiner Nähe finden kannst.
- Gerade, wenn dich der Stalkingvorfall langfristig beschäftigt, kann es dir sehr helfen, mit einem Experten oder einer Expertin zu sprechen.

Das droht der stalkenden Person
Wenn du diese Zeilen hier liest und dich selbst als Stalker:in identifizierst, dann solltest du dir ganz dringend Hilfe suchen. Auch du kannst mit Expert:innen sprechen, bevor du Taten begehst, die du später bereust. Denke daran, dass du nicht nur die betroffene Person in eine schwierige Situation bringst, sondern dass du dich auch strafbar machst!
Fazit
Wenn du dich gerade mit dem Thema Stalking auseinandersetzen musst, dann gehst du gerade vermutlich durch eine herausfordernde Zeit. Aber mit den richtigen Ressourcen und Unterstützung kannst du diese Situation bewältigen. Es gibt Hilfe und du bist nicht allein. Hole dir Unterstützung ins Boot, spreche mit deinen Vertrauten und wende dich früh an die Polizei.
Was zählt zu Stalking?
Unerwünschte Telefonanrufe, unerwünschte Nachrichten und E-Mails, unerwünschtes Auftauchen an den Orten, an denen das Opfer sich befindet, penetrante Belästigung auf den verschiedensten Ebenen, das Beobachten des Opfers bis hin zum Terrorisieren des Opfers, Sachbeschädigung und physische sowie psychische Gewalt sind einige der Komponenten, die zu Stalking zählen.
Wie kann man Stalking beweisen?
Es gibt Apps, mit denen du jegliche Stalking Aktivitäten beweisen und dokumentieren kannst. Suche dir Zeugen und Zeug:innen und gehe direkt zur Polizei. Halte diese über jegliche Stalking Aktivitäten auf dem Laufenden.
Wann wird Stalking strafbar?
Wer gegenüber einer Person wiederholt unbefugt Handlungen ausübt, die dazu führen, dass die Lebensgestaltung der Betroffenen oder des Betroffenen beeinträchtigt wird, macht sich strafbar.
Was macht Stalking mit der Psyche?
Stalking kann zu ständiger Angst und Schlafproblemen führen, was sich stark auf die Psyche auswirken kann.
Wann beginnt Stalken?
Wenn du einer Person einmal sagst, dass sie dich in Ruhe lassen soll, die Person dies aber ignoriert und dich weiter kontaktiert, dann zählt das zu Stalking.
Was passiert, wenn man jemanden wegen Stalking angezeigt?
Die Polizei schaut sich deine Beweislage an und kann dann eine Verfügung gegen den Täter oder die Täterin stellen und zunächst ein Kontaktverbot einstellen. Sollte sich der Täter oder die Täterin nicht daran halten, werden weitere rechtliche Schritte eingeleitet.
Was tun gegen Stalking ohne Beweise?
Dokumentiere jegliche Beweislage und suche dir Zeugen und Zeuginnen.
Was ist der Unterschied zwischen Stalking und Nachstellung?
Nachstellung ist nur ein weiterer Begriff für Stalking.
Was tun, wenn mich jemand stalkt?
Sammle Beweise und dokumentiere diese, melde dich bei der Polizei und suche dir emotionale Unterstützung und Beistand.
Ist die Beobachtung einer Person strafbar?
Das ledigliche Beobachten einer Person ist an sich nicht strafbar.
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