Embodiment: Der ganzheitliche Therapieansatz erklärt

Fachlich geprüft von Baran Erdik, Dr. med., mag. rer. publ. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 6. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

In der modernen Psychologie wird das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Körper und Geist zunehmend etabliert. Allgemein wird vermehrt anerkannt, dass der menschliche Körper mehr ist als eine bloße Ansammlung von individuellen Zellen, die unabhängig voneinander agieren. Durch den Ansatz des sogenannten Embodiments, auf Deutsch Verkörperung, können neue Wege aufgezeigt werden, wie die Wechselwirkung von Körper und Geist positiv genutzt werden kann. Dieser Artikel zeigt auf, was der Embodiment-Ansatz genau ist und wie dieser eine ganzheitliche Herangehensweise bei der Bewältigung von emotionalen Belastungen unterstützen kann. 

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Was versteht man unter dem Embodiment-Ansatz? 

Der Begriff Embodiment beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, der beleuchtet, wie eng unser Denken und Fühlen mit unserem körperlichen Erleben miteinander verbunden sind. Unter dieser Verkörperung versteht man also eine Ganzheitlichkeit, welche sich auf die Wechselwirkung von körperlichen und psychischen Prozessen fokussiert. Somit besagt das Konzept des Embodiments, dass unser Körper nicht nur Gefühle und Emotionen widerspiegeln, sondern diese auch formen kann. Dies ist auch wissenschaftlich belegt: Studien zufolge haben körperliche Empfindungen einen bedeutenden Einfluss auf unser mentales Wohlbefinden – und umgekehrt. 

Das ständige Gespräch zwischen Körper und Seele

Der Embodiment-Ansatz betont, wie eng körperliches Empfinden und innere Prozesse miteinander verknüpft sind.  Wenn wir lernen, bewusster in den Körper hinein zu spüren, kann das helfen, emotionale Anspannung zu lösen und mehr innere Stabilität zu entwickeln. Besonders in Zeiten von Erschöpfung, Unruhe, Stimmungsschwankungen oder innerer Überforderung kann Körperarbeit neue Impulse geben. 

Viele Menschen erleben, dass sich körperliche Erfahrungen – zum Beispiel Verletzungen, Schmerzen oder Verspannungen – auch emotional widerspiegeln können. Hier setzt Embodiment an: nicht nur mit dem Kopf allein, sondern mit dem ganzen Körper.  

Wie läuft der Embodiment-Ansatz ab?

Im Allgemeinen folgt der Embodiment-Ansatz keinem bestimmten Ablauf, da es sich hierbei eher um eine ganzheitliche Herangehensweise handelt, die den physischen Körper aktiv mit einbezieht. Konkret bedeutet das: Haltung, Bewegung, Mimik oder Atmung werden bewusst eingesetzt, um innere Prozesse spürbarer zu machen. Dabei kann es zum Beispiel um sanfte Übungen gehen, die helfen, sich im eigenen Körper wieder sicherer und präsenter zu fühlen. Ziel ist es dabei, die Verbindung zwischen körperlichem Empfinden und emotionalem Erleben zu stärken und so neue Zugänge zu sich selbst zu schaffen.

Die wichtigsten Vertreter:innen des Embodiment-Ansatzes 

Zwei der wichtigsten Vertreter:innen der Embodiment-Therapieform sind der Psychologe Prof. Dr. Wolfgang Tschacher und die Psychologin Dr. Maja Storch. Sie haben unter anderem wissenschaftlich belegt, wie unser Gehirn und unser Bewusstsein in ständiger Interaktion mit unserem Körper stehen. 

Wie die Psyche in unserem Körper wohnt

Der Begriff des Embodiments, also auf Deutsch „Verkörperung", beschreibt den Prozess, bei dem mentale Zustände durch körperliche Aktivitäten beeinflusst werden können. Dr. Maja Storch hat dies zutiefst erforscht. In ihrem Buch „Embodiment – Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen“ beleuchten zahlreiche Studien, wie die Psyche im Körper wohnt und lebt. Ihre Forschung zeigt unter anderem, wie körperliche Zustände oft mit Emotionen, wenn auch unbewusst, verknüpft sind. Daraus kann man schließen, dass bestimmte Körperhaltungen bestimmte Emotionen hervorrufen können. Genauso werden unsere Gefühle von unbewussten Körperreaktionen beeinflusst, was wiederum die Wechselwirkung zwischen unserem Körper und unserem Bewusstsein zeigt. 

Studien belegen die Einheit von Körper und Geist  

Prof. Dr. Wolfgang Tschacher ist ein weiterer Vertreter und Experte des Embodiment-Ansatzes. In seiner langjährigen Forschung hat er die dynamische Wechselwirkung zwischen Körper und Geist genauer untersucht. Tschacher hat gezeigt, dass psychische und körperliche Prozesse im Menschen eng miteinander verbunden sind und deren Trennung nicht funktionieren kann. Diese Erkenntnisse sind für die moderne Psychologie von großer Bedeutung, da körperliches Erleben und innere Belastungen oft zusammenhängen. Ganzheitliche Ansätze wie Embodiment machen genau diese Verbindung sichtbar und helfen dabei, neue Wege im Umgang mit emotionalen Herausforderungen zu finden. 

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Was ist das Ziel des Embodiment-Ansatzes?

Der Embodiment-Ansatz verfolgt unter anderem die Förderung bzw. Die Initiierung bestimmter Emotionen und Gedanken durch bestimmte Körperbewegungen. Das Ziel ist es dabei, über körperliche Übungen emotionale Zustände positiv zu beeinflussen. 

5 Embodiment-Übungen für den Alltag

Hier sind fünf Embodiment-Übungen, die man in den Alltag einbinden kann. 

  1. Schütteln:
    Stell dir einen Timer für zwei Minuten. Fange an, deinen Körper kräftig durchzuschütteln. Alles, von Kopf bis Fuß. Beende diese Übung, indem du ein paar Mal tief ein- und ausatmest. Nimm deinen Körper jetzt bewusst wahr.
  1. Lächeln:
    Diese einfache Übung kann mehrmals am Tag durchgeführt werden. Ziehe einfach deine Mundwinkel nach oben, am besten vor einem Spiegel, und nimm dich nun für eine Minute lang lächelnd wahr.
  2. Summen:
    Atme hierfür durch die Nase ein und summe beim Ausatmen, indem du den Mund geschlossen hältst. Summe wie eine Biene. Das führt dazu, dass du deine Ausatmung verlängerst, somit deinen Parasympathikus aktivierst und dein Nervensystem beruhigst.
  3. Aufrichten:
    Rolle deine Schultern nach oben und nach hinten. Hebe deinen Brustkorb leicht. Hebe nun deinen Scheitel leicht nach oben. Bleibe für zwei Minuten aufrecht und nimm deine Körperhaltung und deinen Atem bewusst für einige Atemzüge wahr. 

Wann der Embodiment-Ansatz sinnvoll sein kann

Der Embodiment-Ansatz kann besonders dann hilfreich sein, wenn du das Gefühl hast, gedanklich nicht weiterzukommen oder dich innerlich blockiert fühlst. In solchen Momenten kann ein Perspektivwechsel der erste Schritt sein, die Aufmerksamkeit auf körperliche Empfindungen zu lenken – etwa auf Atmung, Haltung oder Muskelanspannung. 

Durch die Stärkung des Körpergefühls können neue Wege entstehen, mit belastenden Themen umzugehen.  Wenn du dich zB. häufig in Grübelschleifen verlierst, lädt Embodiment dazu ein, die Aufmerksamkeit weg vom Kopf un hin zum Körper. 

Wie lässt sich Embodiment mit anderen Ansätzen verbinden?

Der Embodiment-Ansatz lässt sich gut mit anderen Methoden kombinieren, vor allem dann, wenn es um eine stärkere Verknüpfung des Denkens, Fühlens und körperlichen Erlebens geht. Bewegung, Haltung, Mimik oder Atmung können gezielt eingesetzt werden, um emotionale Prozesse greifbarer zu machen oder festgefahrene Muster aufzulockern. 

Wie kann man mentale Belastungen durch Embodiment verstehen?

Da der Embodiment-Ansatz davon ausgeht, dass psychisches Erleben und körperliche Empfindungen eng miteinander verknüpft sind, wird beispielsweise eine depressive Verstimmung nicht nur emotional, sondern oft auch körperlich wahrgenommen – etwa als Engegefühl, Schwere in der Brust oder Druck im Schulterbereich. Wenn der Körper Signale sendet, lohnt es sich hinzuschauen.  Mentale Herausforderungen können sich auch durch Rückenschmerzen, Gliederschmerzen oder eine eingeschränkte Mobilität spürbar machen.  Embodiment hilft dabei, diese Verbindung bewusster wahrzunehmen und das eigene Wohlbefinden ganzheitlich zu stärken.

Positive Auswirkungen auf den Körper und Geist 

Der Embodiment-Philosophie zufolge kann sich das positive Sprechen und Denken positiv auf das mentale und physische Wohlbefinden des Körpers auswirken. So können sich auch die Wirkmechanismen des Gehirns verbessern. Deshalb werden kognitive Bewegungen und Übungen beim Embodiment-Ansatz miteinander verknüpft, um sich positiv auf den gesamten Körper auszuwirken. 

Körperbewusstsein online stärken

Im Rahmen einer Online-Beratung kannst du dich durch den Austausch mit erfahrenen Berater:innen bei der nachhaltigen Verbesserung deines Körpergefühls professionell unterstützen lassen. Sie ermöglicht es dir, ortsunabhängig und in deinem eigenen Tempo an deinem Wohlbefinden zu arbeiten.

Online-Beratung als zeitgemäße Unterstützung 

Der digitale Zugang zur Online-Beratung ermöglicht es dir, bequem von zu Hause aus geschulte psychologische Berater:innen zu finden und eine auf dich abgestimmte Begleitung zu erhalten, die auf deine individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Diese flexible Form der Unterstützung kann dir helfen, zeitnah und ortsunabhängig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Studien zufolge können internetbasierte Angebote bei vielen emotionalen Herausforderungen und Schwierigkeiten genauso effektiv sein können wie herkömmliche Angebote vor Ort.

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Fazit

Der Embodiment-Ansatz verdeutlicht, wie unser Körper und Geist im ständigen Gespräch miteinander sind und wie ein bewusstes Körpergefühl dazu beitragen kann, innere Balance zu fördern und emotionalen Herausforderungen mit mehr Stärke durch Körperarbeit zu begegnen. Der Embodiment-Ansatz verdeutlicht, wie unser Körper und Geist im ständigen Austausch stehen – und wie ein bewusster Zugang zum eigenen Körpergefühl dabei helfen kann, innere Balance zu fördern und emotionalen Herausforderungen mit mehr Stabilität zu begegnen. Online-Beratung kann dabei eine wertvolle Unterstützung bieten: Sie ermöglicht es dir, gemeinsam mit erfahrenen Berater:innen an der Stärkung deines Körperbewusstseins und Wohlbefindens zu arbeiten – flexibel, alltagsnah und ortsunabhängig. Insgesamt eröffnet der Embodiment-Ansatz neue Möglichkeiten zur Förderung des mentalen und körperlichen Wohlbefindens und kann eine wertvolle Ergänzung zu anderen Unterstützungsangeboten sein. 

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