ADHS Behandlung und Diagnostik: Wo kann man sich als Erwachsener auf ADHS testen lassen?
Hast du dich schon einmal gefragt, ob du eine ADHS haben könntest? Damit bist du nicht allein – viele Erwachsene stellen sich diese und ähnliche Fragen, oft nach Jahren des Grübelns und Zweifelns. Vielleicht hast du häufig mit Herausforderungen wie Unaufmerksamkeit, innerer Unruhe zu kämpfen oder Schwierigkeiten, Dinge zu Ende zu bringen? Erwachsene mit einer nicht-diagnostizierten ADHS haben nicht selten einen langen Leidensweg hinter sich.
Betroffene suchen nach Antworten, zum Beispiel weil bestimmte Verhaltensweisen oder Schwierigkeiten in ihrem Leben immer wieder auftauchen. Wichtig zu wissen ist, ADHS äußert sich bei allen Betroffenen anders. In diesem Artikel erfährst du, wie ADHS diagnostiziert wird und wo du Hilfe suchen kannst. Eines vorweg: Es gibt Behandlungswege und du musst diesen Weg nicht allein gehen.
Was ist ADHS eigentlich genau?
ADHS, die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, hat ihre Wurzeln in komplexen neurobiologischen Prozessen.Die Kernsymptome sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Doch ADHS ist weit mehr als bloßes „Nicht-Aufpassen-Können“. Die Symptome treten bereits im Kindesalter auf und können bei vielen Betroffenen auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben.
Dabei kann ADHS unterschiedlich auftreten: Manche Menschen sind vor allem durch Unaufmerksamkeit geprägt, während andere eher impulsiv oder hyperaktiv handeln. Es gibt aber auch Betroffene, bei denen eine Kombination dieser Merkmale auftritt. Diese Differenzierung hilft, individuelle Behandlungsmöglichkeiten besser abzustimmen.
Gibt es Ursachen für ADHS?
Die genauen Ursachen von ADHS sind bis heute nicht vollständig geklärt. Die Forschung zeigt, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Genetisch tritt ADHS gehäuft familiär auf – Verwandte ersten Grades haben ein höheres Risiko, die Hyperaktivitätsstörung zu entwickeln. Zudem können Frühgeburten, Geburtskomplikationen oder Stress im frühen Kindesalter die Gehirnentwicklung beeinflussen und zur Entstehung von ADHS beitragen.
Wie äußert sich ADHS bei Erwachsenen?
ADHS zeigt sich bei Erwachsenen oft anders als bei Kindern, was die Diagnose erschweren kann. Während Kinder durch Bewegungsdrang oder Unaufmerksamkeit auffallen, sind die Symptome bei Erwachsenen subtiler und vielseitiger. Viele Betroffene entwickeln Strategien, um ihre Schwierigkeiten zu kompensieren, wie z. B. intensive Planung oder das Vermeiden bestimmter Aufgaben. Trotzdem bleibt der innere Druck bestehen und kann den Alltag von Betroffenen erheblich belasten.
Symptome bei Erwachsenen mit ADHS
Typische Symptome bei Erwachsenen sind:
Konzentration: Schwierigkeiten, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren, oder das Gefühl, ständig abgelenkt zu sein.
Organisation: Probleme, den Überblick zu behalten oder Termine einzuhalten. Viele Betroffene beginnen Projekte, ohne sie zu beenden.
Emotionale Regulierung: Häufige Stimmungsschwankungen oder Frustration, die für andere übertrieben erscheinen können.
Hyperaktivität: Innere Unruhe, das Gefühl, ständig „unter Strom“ zu stehen, oder Schwierigkeiten, sich zu entspannen.
Impulsivität: Spontane Entscheidungen, wie unüberlegte Käufe oder Aussagen, die später bereut werden.
Warum ADHS bei Erwachsenen häufig nicht erkannt wird
ADHS wurde lange als reine „Kinderkrankheit“ betrachtet, weshalb viele Erwachsene nicht wissen, dass ihre Symptome auf ADHS zurückzuführen sein könnten. Betroffene entwickeln oft unbewusst Strategien, um ihre Herausforderungen zu bewältigen, was die Hyperaktivitätsstörung weniger sichtbar macht. Erst wenn Konflikte oder Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen auftreten, suchen viele Hilfe. Eine späte Diagnose kann jedoch eine große Erleichterung sein und den Weg zu gezielter Unterstützung ebnen.
Diagnose von ADHS bei Erwachsenen
Die Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter ist ein komplexer Prozess, da die Symptome oft subtiler sind als bei Kindern und sich mit anderen psychischen Erkrankungen überschneiden können. Während sich Hyperaktivität bei Kindern durch Bewegungsdrang äußert, zeigt sie sich bei Erwachsenen häufig als innere Unruhe oder das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen.
Ein zentrales Kriterium für die Diagnose ist, dass die Symptome bereits im Kindesalter bestanden haben müssen. Viele Betroffene berichten von unspezifischen Beschwerden wie Stress, Überforderung oder Schlafstörungen, was die Diagnostik und richtige Unterstützung erschweren kann.
Wer kann eine ADHS-Diagnose stellen?
Die Diagnose einer ADHS im Erwachsenenalter sollte immer von Fachkräften durchgeführt werden, die über Erfahrung mit dieser komplexen Erkrankung verfügen. Zu den geeigneten Ansprechpartner:innen gehören:
- Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie oder Neurologie
- Psychotherapeut:innen, die sich auf ADHS spezialisiert haben
- Hausärzt:innen, die erste Einschätzungen vornehmen und Überweisungen ausstellen können
Es ist wichtig, dass die Fachkraft mit den besonderen Herausforderungen von ADHS bei Erwachsenen vertraut ist. Universitätskliniken oder spezialisierte Praxen bieten häufig Sprechstunden an, die sich explizit an Erwachsene richten. Diese Kliniken verfügen über umfassende Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von ADHS.
Wie sieht die Diagnostik von ADHS bei Erwachsenen aus?
Eine ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter umfasst mehrere Schritte, um sicherzustellen, dass die Symptome tatsächlich auf ADHS zurückzuführen sind und nicht auf andere Erkrankungen. Der Ablauf ist darauf ausgelegt, ein umfassendes Bild der individuellen Situation zu erhalten und eine fundierte Grundlage für die weitere Behandlung zu schaffen.
Eine umfassende Diagnostik umfasst:
- Anamnese-Gespräche: Klärung der Krankheitsgeschichte und Symptome.
- Fragebögen: Instrumente wie die Wender-Utah-Rating-Scale helfen, Symptome systematisch zu bewerten.
- Körperliche Untersuchungen: Ausschluss anderer Ursachen wie Schilddrüsenerkrankungen.
- Tests: Neuropsychologische Tests zur Analyse von Konzentration und Impulssteuerung.
Eine gründliche Diagnose ist unerlässlich, da sie die Grundlage für eine passgenaue Behandlung bildet. Fachkräfte betonen, dass ADHS eine komplexe Störung ist, die eine sorgfältige Abklärung erfordert – schnelle Diagnosen können oft wichtige Aspekte übersehen.
Welche Begleitsymptome können auftreten?
ADHS tritt selten isoliert auf. Viele Betroffene berichten von zusätzlichen Symptomen, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Diese Begleiterscheinungen können vielfältig sein und sind oft der Grund, warum sich Erwachsene auf ADHS testen lassen.
Zu den häufigsten Begleitsymptomen zählen:
- Stimmungsschwankungen: Plötzliche Wechsel zwischen normaler und niedergeschlagener Stimmung.
- Reizbarkeit: Überreaktionen auf kleine Stressfaktoren.
- Stressanfälligkeit: Probleme, mit alltäglichen Belastungen umzugehen.
- Komorbiditäten: Zusätzliche Störungen wie Angst, Depressionen oder Suchterkrankungen.
Diese Begleitsymptome können den Alltag stark belasten. Eine gezielte Behandlung kann jedoch helfen, diese Herausforderungen besser zu bewältigen.
Wie sieht die Behandlung der Störung aus?
ADHS lässt sich zwar nicht heilen, doch eine passende Behandlung kann dabei helfen, den Alltag besser zu meistern und persönliche Stärken gezielt einzusetzen. Besonders wirksam zeigt sich eine Kombination aus medikamentöser Unterstützung und begleitenden psychologischen Maßnahmen, ergänzt durch Rückhalt aus dem sozialen Umfeld. Das Ziel ist es, nicht nur die Symptome zu lindern, sondern auch die Lebensqualität zu verbessern und Strategien zu entwickeln, die den Umgang mit Stress und Emotionen erleichtern.
Medikamentöse Unterstützung von ADHS
Die medikamentöse Behandlung ist ein zentraler Bestandteil der ADHS-Behandlung, insbesondere für Erwachsene mit ausgeprägten Symptomen. Aktuelle Behandlungsleitlinien empfehlen den Einsatz von Medikamenten sowohl bei leichter als auch bei schwerer Symptomatik, da sie oft die Grundlage dafür schaffen, dass andere Ansätze besser wirken.
Stimulanzien wie Ritalin und Nicht-Stimulanzien wie Atomoxetin helfen, die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, Impulsivität zu verringern und emotionale Schwankungen zu stabilisieren. Die Medikation wird immer individuell von Fachärzt:innen abgestimmt, da die Wirkung von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann.
Unterstützungsansätze für Erwachsene mit ADHS
Psychologische Begleitung kann eine zentrale Rolle im Umgang mit ADHS spielen. Besonders hilfreich haben sich die kognitive-verhaltensorientierten Ansätze (KVT) erwiesen, die darauf abzielen, hinderliche Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und durch fördernde Strategien zu ersetzen. Erwachsene mit ADHS können so lernen, sich besser zu strukturieren, mit Impulsivität umzugehen und ihre emotionale Stabilität zu fördern. Auch der Umgang mit Stress ist ein wichtiger Bestandteil.
Neben der Symptomreduktion legt dieser Ansatz den Fokus auf die individuellen Stärken der Betroffenen – etwa Kreativität, Neugier oder die Fähigkeit zum Querdenken. Durch gezielte Übungen lassen sich soziale Kompetenzen stärken und persönliche Ressourcen aktivieren, was sich langfristig positiv auf die Lebensqualität auswirken kann.
Digitale Angebote als ergänzende Unterstützung
Für viele Erwachsene mit ADHS bieten digitale Formate deeine alltagsnahe Ergänzung, insbesondere wenn es ihnen schwerfällt, regelmäßige Präsenztermine wahrzunehmen. Online-Angebote ermöglichen es, flexibel und ortsunabhängig an persönlichen Entwicklungszielen zu arbeiten – was insbesondere bei Zeitmanagement-Herausforderungen hilfreich sein kann.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Online-Formate, insbesondere bei verhaltenstechnisch ausgerichteten Angeboten, in ihrer Wirksamkeit häufig vergleichbar mit persönlichen Sitzungen sind. Sie können daher eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative darstellen – abhängig von den individuellen Bedürfnissen und Rahmenbedingungen.
Fazit
ADHS im Erwachsenenalter kann belastend sein, doch eine fundierte Diagnose und die richtige Behandlung eröffnen neue Möglichkeiten, mit der Hyperaktivitätsstörung umzugehen und den Alltag zu erleichtern. Eine abgestimmte Kombination aus medikamentöser Behandlung, psychologischer Begleitung und fundierter Aufklärung kann helfen, ADHS-Symptome zu reduzieren und gleichzeitig individuelle Stärken gezielt zu fördern. Besonders hilfreich sind strukturierende und ganzheitliche Ansätze, die dabei unterstützen, den Alltag besser zu organisieren und u.a. Impulsivität und Gedankenrasen wirksam zu steuern.Digitale Angebote ermöglichen vielen Menschen eine flexible Form der Begleitung, die sich unkompliziert in den Lebensalltag einfügt. Mit fachkundiger Unterstützung kannst du lernen, Herausforderungen aktiv anzugehen und ein stabiles, selbstbestimmtes Leben mit ADHS zu gestalten.
Wie lasse ich mich als Erwachsener auf ADHS testen?
Die Hausarztpraxis ist eine gute Anlaufstelle, wo erste Einschätzungen vorgenommen werden und Überweisungen an Fachärzt:innen für Psychiatrie oder Psychotherapie erfolgen können. Alternativ bieten Universitätskliniken und spezialisierte ADHS-Praxen Diagnosen an.
Wer testet auf ADHS bei Erwachsenen?
ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen werden von Fachärzt:innen für Psychiatrie, Neurologie oder Psychotherapie sowie von spezialisierten Psychotherapeut:innen durchgeführt.
Wie viel kostet ein ADHS-Test für Erwachsene?
Die Kosten für einen ADHS-Test können je nach Arzt variieren und können von der Krankenkasse übernommen werden. Die Kosten für den Test belaufen sich auf etwa 300 bis 1000 Euro.
Was ist typisch für ADHS-Erwachsene?
Typische Symptome bei Erwachsenen sind Konzentrationsprobleme, impulsives Verhalten, emotionale Instabilität und Schwierigkeiten in der Organisation. Viele Betroffene kämpfen zudem mit innerer Unruhe und Problemen im sozialen oder beruflichen Umfeld.
Wie lange dauert die Diagnose ADHS bei Erwachsenen?
Eine vollständige ADHS-Diagnose dauert in der Regel mehrere Sitzungen, oft über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen, abhängig vom diagnostischen Verfahren und der Verfügbarkeit von Fachärzt:innen. Die differentialdiagnostische Abgrenzung ist ebenfalls wichtig und zeitaufwendig.
Warum sind ADHS-Diagnosen so teuer?
Die hohen Kosten ergeben sich aus dem umfangreichen diagnostischen Prozess, der Anamnese-Gespräche, standardisierte Fragebögen und oft auch körperliche Untersuchungen umfasst.
Wie weiß ich, ob ich ADHS habe?
Hinweise auf ADHS können Schwierigkeiten mit Konzentration, Organisation oder Impulskontrolle sowie emotionale Instabilität sein. Eine genaue Diagnose kann jedoch nur durch Fachärzt:innen oder Psychotherapeut:innen erfolgen.
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