Wie du dein vegetatives Nervensystem beruhigst: 8 Tipps, um deinem Sympathikus entgegenzuwirken

Fachlich geprüft von Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 7. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

Kennst du das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen? Das Herz pocht, die Gedanken kreisen um die gleichen Themen und an Ruhe ist nicht zu denken? Stress kann unseren Alltag bestimmen und uns erschöpfen. Und doch, handelt es sich hierbei um eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf Stress, gesteuert von unserem Nervensystem. Wird diese Anspannung zur Dauerbelastung, kann sich das schnell negativ auf unsere Gesundheit auswirken, sowohl körperlich als auch emotional. 

Es ist wichtig im Kopf zu behalten und sich vor Augen zu halten, dass viele Menschen mit den Stressreaktionen des Körpers zu kämpfen haben und dass es Wege gibt, dem Körper die nötige Entspannung zu schenken. In diesem Artikel erfährst du, wie dein Nervensystem funktioniert und warum es für dein Wohlbefinden entscheidend ist. Wir zeigen dir 8 wirksame Methoden, um dein Nervensystem zu beruhigen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen und durchzuatmen. 

Eine Frau sitzt neben einem Mann mit einer Prothese und legt ihm in einer tröstenden Geste die Hand auf die Schulter.
Getty/gahsoon
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Wie setzt sich dein Nervensystem zusammen?

Unser Nervensystem ist ein komplexes Kommunikationsnetzwerk. Es gliedert sich in zwei Hauptsysteme auf: das zentrale Nervensystem, das aus Gehirn und Rückenmark besteht und das periphere Nervensystem, welches den Rest unseres Körpers steuert. Das periphere Nervensystem unterteilt sich wiederum in zwei Unterkategorien: das somatische Nervensystem, das für bewusste Bewegungen verantwortlich ist, und das vegetative Nervensystem, das automatische Körperfunktionen wie die Atmung, Herzschlag und Verdauung reguliert. 

Was macht das vegetative Nervensystem aus?

Das vegetative Nervensystem, auch autonomes Nervensystem genannt, sorgt dafür, dass überlebenswichtige Prozesse wie die Durchblutung oder der Stoffwechsel reibungslos funktionieren. Es arbeitet automatisch und ohne Unterbrechungen – selbst im Schlaf ist es aktiv. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es, sich auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren.

Sympathikus und Parasympathikus – Die Balance in deinem Körper

Vielleicht hast du von diesen beiden Gegenspielern schon einmal gehört und dich gefragt, was dahinter steckt. Zum besseren Verständnis, das vegetative Nervensystem besteht aus zwei Hauptakteuren:

  • Der Sympathikus: aktiviert deinen Körper in stressigen Situationen. Er beschleunigt den Herzschlag, erhöht den Blutdruck und sorgt dafür, dass die Muskeln optimal versorgt werden – man spricht hier von der Kampf-oder-Flucht-Reaktion. 
  • Der Parasympathikus: ist im Gegenzug für die Entspannung und Regeneration zuständig. Er lässt den Puls langsamer schlagen, fördert die Verdauung und hilft, nach Belastungen neue Energie zu tanken.

Diese beiden Systeme agieren wie Seiltänzer – sie versuchen möglichst im Gleichgewicht zu bleiben.

Warum dein vegetatives Nervensystem so wichtig für dich ist

Das vegetative Nervensystem ist eine unsichtbare Steuerzentrale, die dir hilft auf Stress zu reagieren und anschließend wieder zur Ruhe zu kommen. In stressigen Situationen im Alltag übernimmt der Sympathikus die Kontrolle und du befindest dich in einem Zustand höchster Wachsamkeit. Ist der Stress überwunden, sorgt der Parasympathikus dafür, dass dein Körper wieder in den Normalzustand zurückkehrt. 

Kann Stress dich krank machen?

Stress ist eine normale Reaktion auf Belastungen, die wir im Job, in der Familie oder in anderen Lebenssituationen erfahren, aber wenn dieser chronisch wird, kann er dich psychisch und körperlich stark belasten. Durch Dauerstress bleibt der Sympathikus ständig aktiviert, wodurch auch dein Körper ständig in Alarmbereitschaft bleibt. Das kann dazu führen, dass wichtige Körperfunktionen wie die Verdauung oder das Immunsystem vernachlässigt werden.

Langfristig können so Krankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar Depressionen entstehen. Chronischer Stress erhöht auch das Diabetesrisiko der Betroffenen.

Warum Stress für Körper und Geist gefährlich werden kann

Ist der Körper ständig in einem Stresszustand, werden vermehrt die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Diese Hormone ermöglichen kurzfristig Höchstleistungen, sind aber bei dauerhafter Aktivierung schädlich für uns. Organe, Muskeln und Nervensystem werden überlastet und dem Körper fällt es zunehmend schwer, sich vollständig zu entspannen und zu erholen.

Wie reagiert dein Nervensystem auf alltäglichen Stress?

Unser Nervensystem ist darauf ausgerichtet, in Stresssituationen in Sekundenschnelle zu reagieren. Ressourcen werden im Körper schnell mobilisiert, um Herausforderungen zu bewältigen. In unserer modernen Welt sind Stressfaktoren jedoch allgegenwärtig. Die Folge: Der Körper bleibt in Alarmbereitschaft und die Regenerationsphasen, die der Parasympathikus einleiten sollte, kommen zu kurz.

Ursachen für ein überreiztes vegetatives Nervensystem

Unter Stress versteht man die starke Beanspruchung des Organismus durch innere oder äußere Reize. Diese Reize können sich auf mentaler, emotionaler oder physischer Ebene auswirken und sind in unserem Alltag überall anzutreffen. Zeitmangel, permanenter Leistungsdruck und die ständige Erreichbarkeit via Smartphone führen dazu, dass unsere Nerven kaum noch die Möglichkeit zu Ruhe haben. Gleichzeitig sorgen äußere Einflüsse wie Reizüberflutung durch digitale Medien, Lärm oder der Druck, ständig funktionieren zu müssen, für eine dauerhafte Belastung der Psyche.

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Ein Ungleichgewicht im vegetativen Nervensystem erkennen

Oft fehlen uns einfach die Zeit und die Mittel, um Stress effektiv zu bewältigen. Anhaltender Stress kann Gefühle von Überforderung, Gereiztheit oder innerer Leere hervorrufen – Zustände, die langfristig Burnout, Angststörungen oder Depressionen nach sich ziehen können.

8 Tipps, wie du dein vegetatives Nervensystem beruhigst

Hier stellen wir dir 8 Tipps vor, um deinem Nervensystem eine Pause zu gönnen:

Atemübungen

Langsames, tiefes und bewusstes Ein- und Ausatmen signalisiert deinem Körper, dass er sich entspannen kann. Der Herzschlag und Blutdruck sinken. Atemübungen wie die 4-7-8-Methode können das vegetative Nervensystem innerhalb weniger Minuten beruhigen.

Meditation

Meditieren richtet den Fokus nach innen und hilft, Stresshormone abzubauen. Indem du deine Gedanken bewusst beobachtest, ohne sie zu bewerten, unterstützt du das Nervensystem dabei, den Parasympathikus zu aktivieren. Regelmäßige Meditation verbessert auch die Stressresistenz deines Körpers und du reagierst gelassener auf Stress.

Progressive Muskelentspannung

Diese Technik hilft, körperlichen Verspannungen gezielt abzubauen. Bestimmte Muskelgruppen werden nacheinander angespannt und wieder entspannt, was für ein Gefühl der Ruhe sorgt. Die gezielte Muskelentspannung signalisiert dem vegetativen Nervensystem: Es ist Zeit, von „Alarm“ auf „Regeneration“ umzuschalten.

Yoga

Die Kombination aus achtsamen Bewegungen, bewusster Atmung und Meditation fördert die Balance zwischen Körper und Geist, indem sie den Ausgleich zwischen Sympathikus und Parasympathikus unterstützt. Yoga-Positionen wie die Kindhaltung oder Kobra-Sitz reduzieren das Gefühl von Überforderung und bauen Stress ab.

Achtsamkeit

Achtsamkeitsübungen helfen, im Moment anzukommen und den Kopf freizubekommen. Das Ziel ist es, den Augenblick bewusst wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Sinne wie das Fühlen oder Hören oder den Atem lenken, beruhigen wir den Sympathikus. 

Saunagänge

Die wohltuende Wärme in der Sauna entspannt verspannte Muskeln und fördert durch die Erweiterung der Blutgefäße die Durchblutung. So werden Muskelverspannungen gelöst und gleichzeitig kann der Blutdruck sinken. Das Herz schlägt langsamer – ein klares Zeichen für einen aktiven Parasympathikus. 

Bewegung

Sanfte Alltagsbewegungen wie Spaziergänge in der Natur, angeleitete Qigong- oder Tai-Chi-Übungen aktivieren das vegetative Nervensystem auf schonende Weise. Sie senken den Cortisolspiegel und geben unserem Geist die Möglichkeit, sich von belastenden Gedanken zu befreien. Zeit in der Natur wirkt zusätzlich beruhigend.

Autogenes Training

Hierbei handelt es sich um eine Technik, die durch Selbstsuggestion dazu führt, dass sich der Körper bewusst entspannen kann. Sätze wie „Mein Atem fliest ruhiger“ oder „Meine Arme fühlen sich angenehm schwer an“ helfen, den Körper in einen Zustand der Ruhe zu versetzen.

Wie du deinen Parasympathikus stärken kannst – Finde deine innere Ruhe

Der Parasympathikus ist der Schlüssel zu einem entspannten Körper und Geist. Mit gezielten Maßnahmen und Routinen können wir ihn aktiv stärken und besser mit Stress umgehen.

  • Schlaf: ist essenziell, um Stresshormone abzubauen. Eine entspannte Abendroutine ohne digitale Ablenkung kann helfen, den Kopf frei zu bekommen und gut einzuschlafen.
  • Ernährung: kann unseren Gemütszustand beeinflussen. Koffeinhaltige Getränke aktivieren den Sympathikus, hier kann es hilfreich sein, den Konsum von Kaffee und Co zu reduzieren.
  • Psychische Gesundheit: diese kann gefördert werden, etwa durch das Führen eines Tagebuchs oder durch achtsame Momente im Tagesverlauf - kleine Schritte, die eine große Wirkung haben können.
  • Soziale Kontakte: und positive Beziehungen fördern unser Wohlbefinden. Ein gutes Gespräch mit einer geliebten Person oder eine Umarmung schütten das Kuschelhormon Oxytocin im Körper aus, was zur Beruhigung unseres Nervensystems beiträgt.

Welche Warnzeichen gibt es für ein überfordertes Nervensystem?

Wenn dein vegetatives Nervensystem aus dem Gleichgewicht gerät, sendet der Körper oft Warnsignale aus. Diese können sich auf vielfältige Weise äußern, da das Nervensystem zahlreiche Prozesse im Körper steuert. Diese Symptome können kurzfristig auftreten, doch wenn sie anhalten, ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen.

Zu den häufigsten Warnzeichen gehören:

  • Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen
  • Körperliche Beschwerden: Verspannungen, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerde
  • Emotionale Überreizung: Gereiztheit, Angstgefühle, Gefühl von „unter Strom stehen“
  • Anhaltende Müdigkeit: Antriebslosigkeit und Erschöpfung
  • Konzentrationsprobleme: die kognitive Leistungsfähigkeit wird durch ein dauerhaft überreiztes Nervensystem beeinträchtigt
Ein Paar steht an der Küchentheke; die Frau scrollt auf dem Laptop, während der Mann sich darüber beugt, um hineinzusehen.
Getty/Lock Stock
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Der Weg zu einer psychologischen Beratung kann entlastend sein - besonders in stressigen Lebensphasen. Plattformen wie BetterHelp bieten eine flexible und leicht zugängliche Möglichkeit, Unterstützung zu erhalten, ohne an feste Orte oder Zeiten gebunden zu sein. Ein voller Terminkalender oder Erschöpfung können es schwer machen feste Termine in den Tagesablauf zu integrieren. Durch online durchgeführte Gespräche mit qualifizierten Fachpersonen lässt sich Unterstützung unkompliziert mit dem persönlichen Zeitplan verbinden. Für viele senkt dieses moderne Format die Hemschwelle, erste Schritte in Richtung Entlastung zu gehen. 

Studien zeigen, dass psychologische Online-Angebote eine wirksame Unterstützung bei Stress und Angst sein können. In solchen Formaten lernen Betroffene, belastende Denkmuster zu erkennen und Schritt für Schritt zu verändern. Das kann helfen, innere Anspannung zu reduzieren und das Nervensystem nachhaltig zu entlasten. Durch regelmäßige Anwendung solcher Methoden lässt sich langfristig mehr innere Stabilität und Gelassenheit entwickeln.

Fazit

Unser vegetatives Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Wenn wir verstehen, wie es funktioniert, und bewusst Maßnahmen ergreifen, können wir Stress abbauen und mehr Ruhe in unseren Alltag bringen. Der erste Schritt ist bereits getan: Du hast dich informiert und bist auf dem Weg zu mehr Balance und Gelassenheit in dein Leben. Oft reichen schon kleine Veränderungen, um einen großen Unterschied zu machen – sei es eine Atemübung, ein Moment der Achtsamkeit oder eine liebevolle Pause für dich selbst.
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