Mit Vertrauen zu mehr Gelassenheit und Frieden im Leben

Fachlich geprüft von Johannes von Borstel, Dr. med. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 7. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

Wir alle wünschen uns ein harmonisches und friedvolles Leben. Es liegt in der menschlichen Natur, als Sozialwesen nach Gemeinschaft und Harmonie zu streben, doch manchmal fällt uns das nicht leicht. Woran kann es liegen, wenn es uns nicht gelingt, anderen zu vertrauen und dadurch eine Grundsicherheit in unserem Leben zu generieren? Das Grundrauschen von: ’Alles ist in Ordnung, wie es ist. Ich fühle mich gehalten und beschützt.’ wirkt sich sehr beruhigend auf uns aus und hat eine große Bedeutung für unser Wohlbefinden. Wie gelangen wir zu dieser Überzeugung? Im Folgenden erklären wir, wie Urvertrauen entsteht, wodurch es erschüttert wird und wie es wieder aufgebaut werden kann. Du erfährst außerdem, was Mut und Vertrauen miteinander zu tun haben und wie Vertrauen unsere Beziehungen beeinflusst. 

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Was ist Vertrauen?

Die Definition von Vertrauen ist eine Art fatalistische Überzeugung, dass sich in der Vergangenheit Erlebtes in der Zukunft als ebenso freundlich erweisen wird. Es ist eine Geisteshaltung oder vielmehr ein Gefühl, das im Hier und Jetzt entscheidet, ob wir uns öffnen oder verschließen. Manchmal finden wir die Aussage, dass jemand, der nichts über die Handlungsumstände eines anderen weiß, nicht vertrauen könne. Eventuell ist es aber genau dieser Zustand, der Vertrauen erfordert. Vertrauen bedeutet, in einem Zustand der verletzbaren Unverletzlichkeit zu bestehen - es ist quasi ein Paradox. 

Die Entwicklung von Urvertrauen

Als Urvertrauen wird seit der Einführung des Begriffes durch E. H. Erikson (1953) ein Glaube an gute Ausgänge bezeichnet, der durch eine intakte Mutter-Kind-Beziehung in den ersten Lebensmonaten entsteht. Je nachdem, wie stark sich in dieser Zeit Menschen und Dinge als zuverlässig herausgestellt haben, können wir uns auf Beziehungen einlassen, mutig sein und Nähe zulassen oder nicht. Wer als Säugling der Mutter weggenommen wurde und dadurch Todesangst erfährt, erlebt einen Vertrauensbruch. Das ist nicht das Ende der Welt, kann aber zu einem Bedürfnis nach extremer Unabhängigkeit führen, weil man anderen nicht vertraut und ‘weiß’, dass man auf sich alleine gestellt ist.

Weitere elterliche Verhaltensweisen, die zu einem Mangel an Urvertrauen führen können:

  • Dinge ankündigen und nicht einhalten (positiver wie auch negativer Art)
  • Zu hohe Anforderungen an das Kind stellen, sodass es immer wieder scheitert
  • Das Kind überbehüten und es keine eigenen Erfahrungen machen lassen
  • Launische Eltern, die ihre Launen am Kind auslassen
  • Häufige Kritik, körperliche Misshandlung oder Beschimpfung des Kindes

Wenn du oder ein geliebter Mensch Missbrauch erfährt, kontaktiere das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 116 016 oder das Hilfetelefon Gewalt an Männern unter der 0800 123 99 00 (nur Mo-Fr). Unterstützung ist für Frauen rund um die Uhr verfügbar.

Was passiert, wenn Urvertrauen fehlt?

Haben wir in den ersten Lebensmonaten ein inkonsistentes Verhalten seitens unserer Fürsorgenden erlebt, dann fehlt uns eventuell dieses Urvertrauen. Sichere Bindung (Urvertrauen) entsteht, wenn die Bezugsperson immer anwesend ist, auch nachts, und sich der Säugling darauf verlassen kann, sicher zu sein. Weint ein Baby über längere Zeit und es kommt niemand, der sich kümmert, entsteht ein Vertrauensbruch.

Wenn Urvertrauen fehlt, werden wir misstrauisch und tun uns schwer, uns auf andere Menschen zu verlassen. Das hat, je nach Ausprägung, weitreichende Auswirkungen auf unser Leben und unsere Beziehungen zu anderen Menschen.

Vertrauen als Grundlage für Beziehungen zu anderen Menschen

Vertrauen fördert den Zusammenhalt und ermöglicht Kooperationen. Jede Interaktion mit anderen Menschen erfordert mehr oder weniger Vertrauen. Wenn wir uns verabreden, vertrauen wir darauf, dass die andere Person die Verabredung einhält. Schließen wir einen Vertrag ab, vertrauen wir darauf, dass beide Seiten ihn einhalten. Fahren wir an einer grünen Ampel los, vertrauen wir darauf, dass andere bei gleichzeitigem ‘rot’ anhalten.

In romantischen Beziehungen und Freundschaften verlassen wir uns darauf, dass der Partner oder die Partnerin unsere Gefühle nicht verletzt und uns nicht verrät. Je nachdem wie viel oder wenig Urvertrauen wir in uns tragen, ist eine Vertrauensverletzung durch andere ein tragisches Ereignis. Die Balance zwischen Vorsicht und Offenheit ist je nach individuellen Erlebnissen leicht zu stören.

Vertrauen versus Misstrauen

Von dem Tag unserer Geburt bis ungefähr im Alter von 18 Monaten entscheidet sich, ob wir vertrauensvoll oder misstrauisch durchs Leben gehen. Wenn alle Bedürfnisse des Säuglings durch seine Bezugsperson(en) erfüllt werden, führt das beim Baby zu der Überzeugung, dass die Welt ein sicherer und angenehmer Ort ist. Werden die Bedürfnisse nicht erfüllt, entsteht Misstrauen: Die Welt ist ein unsicherer und unzuverlässiger Ort. Das Vertrauen bzw. Misstrauen bezieht sich also nicht nur auf die Bezugsperson, sondern auf alles und jeden. Das heißt nicht, dass das so bleiben muss. Wir können mit oder ohne Hilfe durch positive Erfahrungen zu einem vertrauensvollen Dasein (zurück)finden. 

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Der Zusammenhang zwischen Vertrauen und Mut

Wer sein Leben vertrauensvoll lebt, ist auch mutig. Wir können uns ungehemmt in unbekannte Situationen wagen, weil wir wissen, dass uns nichts passieren wird. Selbst wenn einem mutigen Menschen mit Urvertrauen etwas zustoßen sollte, so wird man in der Lage sein, dies zu erklären und weiterhin positiv auf Neues zuzugehen.

Von Mut zu Vertrauen in schwierigen Situationen

Krisenzeiten haben den Effekt, dass wir mutiger werden, weil sich der situative Druck erhöht. Dies birgt die Chance für misstrauische Menschen, ihre Haltung zu revidieren und mehr Vertrauen in sich und andere zu entwickeln.

Vertrauen als Überzeugung

Vertrauen ist keine Garantie, dass etwas gut verläuft oder sich jemand vertrauenswürdig verhält, sondern eine bewusste Entscheidung und Überzeugung. Indem wir an die Ehrlichkeit und Integrität anderer glauben, schaffen wir eine positive Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen, was sich auch auf unsere Außenwirkung und damit auf das Feedback auswirkt, das wir in sozialen Situationen erhalten - verbal oder nonverbal.

Die Rolle der Sprache im Vertrauensaufbau

Worte spielen eine zentrale Rolle im Aufbau von Vertrauen. Ehrliche Kommunikation und klare Aussagen stärken das Vertrauen zwischen den beteiligten Akteuren. Menschen, die ihren Worten Taten folgen lassen, verfügen über Integrität, was wiederum das Vertrauen anderer in sie erhöht.

Wie Vertrauen unsere Handlungen beeinflusst

Vertrauen wirkt sich direkt auf unser Handeln aus. Menschen, die Vertrauen erleben, handeln oft optimistischer und sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Unser Verhalten wird von unseren Erwartungen beeinflusst. So werden wir beispielsweise einer Person, die reserviert oder gar unfreundlich auf uns zukommt, ebenso entgegentreten, während wir jemandem, der offen und herzlich ist, die Freundlichkeit erwidern.

Der Einfluss von Vertrauen in Gesellschaften

Das Verhalten von einzelnen Personen hat Auswirkungen auf die Gesellschaft im Ganzen. Gesellschaften, in denen Vertrauen herrscht, sind oft stabiler und friedlicher. Dies zeigt sich besonders in Krisenzeiten, in denen der Zusammenhalt und die Bereitschaft zur Kooperation entscheidend sind. Menschen müssen vertrauen, damit Gesellschaft funktioniert.

Wege zum Aufbau von Vertrauen

Wenn du anderen schwer vertrauen kannst, kann das vielfältige Ursachen haben, die meistens in der Kindheit zu finden sind (wie oben beschrieben). Alles kann sich verändern und du bist mit deiner Zurückhaltung und deinem Misstrauen nicht alleine. Es geht vielen Menschen so, da die meisten von uns aufgrund unserer frühkindlichen Erfahrungen einen Mangel an Urvertrauen mit sich tragen. 

Die Rollenverteilung in der menschlichen Interaktion

Wenn es um Vertrauen zwischen zwei Personen geht, gibt es den Vertrauensgeber und den Vertrauensnehmer. Der Vertrauensgeber (also du) spielt eine Schlüsselrolle. Deine Bereitschaft, anderen eine Chance zu geben, ist die Grundlage für jede vertrauensvolle Beziehung. Du befindest dich ansonsten in einem Szenario à la ‘selbsterfüllende Prophezeiung’, wo du auf deine Annahmen beharrst, wie etwa, dass du niemandem trauen kannst, denn die andere Person wird sich genauso verhalten. Die positive Haltung des Vertrauensgebers ist der Ursprung der vertrauensvollen Beziehung.

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Maßnahmen zur (Wieder-)Erlangung von Vertrauen

Besonders eine länger währende Partnerschaft ist dafür geeignet, an deinen Ängsten zu arbeiten. Sie bietet die ideale Spielwiese, vorausgesetzt, dass ihr in der Partnerschaft offen kommuniziert und sich beide an die aufgestellten Regeln halten. Auch eine professionelle Begleitung kann dich dabei unterstützen, wieder mehr Sicherheit in dir und deinen Beziehungen zu finden. Eine psychologische Online-Beratung kann dir genau das bieten: einen geschützten Rahmen, in dem du dich verstanden fühlst, neue Perspektiven entwickeln kannst und lernst, Vertrauen langsam wieder zuzulassen. In kleinen Schritten, in deinem eigenen Tempo. 

Fazit

Lerne (wieder) ins Vertrauen zu kommen und genieße ein harmonisches und friedlicheres Leben. Wenn du abends ins Bett gehst, dann vertraue darauf, am nächsten Morgen wieder aufzuwachen. Genauso kannst du in der Interaktion mit anderen lernen, davon auszugehen, dass sie sich fair und integer verhalten. Wenn es dann dazu kommt, dass du als Vertrauensgeber enttäuscht wirst, dann lässt sich das damit erklären, dass die andere Person es nicht besser gelernt und ihr Verhalten nicht unbedingt mit dir zu tun hat. Wenn du deine Gedanken dahingehend steuern kannst, daran zu glauben, dass es liebenswerte und vertrauenswürdige Menschen in deinem Leben gibt, dann wirst du automatisch mehr Ruhe, Gelassenheit und Harmonie erfahren.

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