Wenn die Beziehung belastet: Hilfe bei der Trennung von einem psychisch erkrankten Partner

Fachlich geprüft von Baran Erdik, Dr. med., mag. rer. publ. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 7. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

Psychische Erkrankungen belasten nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Menschen, die ihnen nahestehen. Oft fühlen wir uns für unsere Mitmenschen verantwortlich und gerade wenn diese psychisch erkrankt sind, wollen wir ihnen nicht noch weiter zur Last fallen. Trotzdem gibt es Situationen, in denen wir mit einer psychisch erkrankten Person in einer Beziehung stecken, in der wir nicht mehr sein möchten. Das muss auch nicht zwangsläufig etwas mit dieser Erkrankung zu tun haben, aber eben diese kann es schwerer machen, unseren Partner oder unsere Partnerin zu verlassen. Wie du das sicher für dich und die betroffene Person  tun kannst und was es für Ressourcen gibt, erfährst du in diesem Artikel.

Eine Frau sitzt im Schneidersitz auf ihrer Couch und blickt nachdenklich in die Ferne.
Getty/MementoJpeg
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Tipps für Angehörige von psychisch kranken Menschen

Wenn jemand, den du liebst, von einer psychischen Krankheit betroffen ist, dann kann sich das sehr isolierend anfühlen. Wichtig zu beachten ist aber auch, dass es viele Studien gibt, die zeigen, wie viele Menschen im Laufe ihres Lebens seelische Herausforderungen erleben.

Dort werden Zahlen genannt, wie nur jeder sechste Mensch wird niemals betroffen sein; jeder zweite Mensch ist in seinem Leben zumindest einmal betroffen. Es sollte also eigentlich gar nicht so isolierend sein, weil so gut wie jeder in seinem Leben entweder selbst betroffen ist oder betroffene Angehörige hat. Also: Weder du noch die betroffene Person seid alleine in dieser Situation. 

Das bedeutet, dass es zahlreiche Ressourcen gibt, die dir und deinem Partner oder deiner Partnerin zur Seite stehen, auch wenn du dich trennen möchtest.

Vergiss dich nicht

Deine Bedürfnisse sind wichtig. Wenn du in einer Beziehung unglücklich bist, dann schuldest du niemandem, in dieser Beziehung zu bleiben. Es ist also wichtig, dass du anerkennst, dass auch dein Wohlbefinden wichtig ist. Wenn du nur aus Mitleid in einer Beziehung bleibst, dann ist das nicht nur emotional, geistig und körperlich anstrengend, sondern du verschwendest deine Zeit und genauso auch die Zeit deines Partners oder deiner Partnerin.

Ein älterer Mann sitzt am Fenster und stützt sein Gesicht auf seine Hand, während er nachdenklich nach draußen schaut.
Getty/Westend61

Hole dir professionellen Rat

Es kann helfen, mit einem Experten oder einer Expertin zu sprechen. Psychologische Unterstützung kann dir helfen, eine Meinung und Hilfe von jemandem zu bekommen, der sich mit psychischen Erkrankungen auskennt und dich wirklich durch diese Situation begleiten kann. Eine Trennung bringt immer komplexe Gefühle mit sich - egal, ob man die Person ist, die sich trennt oder von der sich jemand trennt.

Baue auf ein gutes Support-Netz

Hole dir Unterstützung von der Familie, Freunden und Freundinnen. Zum einen für dich, aber auch für deinen Ex-Partner bzw. deine Ex-Partnerin. So kannst du dir sicher sein, dass der oder die Betroffene die Trennung nicht alleine meistern muss und du kannst dich auf deine eigene Heilung konzentrieren, ohne dich noch für jemand anderen verantwortlich zu fühlen. 

Setze klare Grenzen

Egal, was passiert: Lass dich nicht manipulieren und setze klare Grenzen, die an deine Bedürfnisse geknüpft sind. Wenn du den Kontakt nach der Trennung begrenzen möchtest oder vielleicht auch gar keinen Kontakt mehr möchtest, dann ist das okay. Führe ein faires Trennungsgespräch, in dem du erklärst, wie es dir geht und was du dir in Zukunft wünschst. Jede Beziehung ist individuell, sodass dieses Gespräch und die Wünsche für die Zeit nach der Trennung bei verschiedenen Paaren auch ganz unterschiedlich aussehen können. 

Erstelle einen Notfallplan

Wenn die psychische Gesundheit deines Partners oder deiner Partnerin ein Risiko für seine oder ihre Sicherheit darstellt, ist es gut, wenn du einen Notfallplan erstellst. Dazu könnte gehören, dass du vertrauenswürdige Freunde und Freundinnen, Familienmitglieder oder Fachleute einbeziehst und weißt, an wen du dich in Notfällen wenden kannst.

Vermeide Schuldgefühle

Einen psychisch kranken Partner zu verlassen, macht dich nicht zu einem schlechten Menschen. Es ist möglich, sich um jemanden zu kümmern und gleichzeitig zu erkennen, dass eine Beziehung nicht gesund oder tragfähig ist. 

Die Gefühle rund um eine Trennung können sehr herausfordernd sein – besonders, wenn der:die Ex-Partner:in mit seelischen Belastungen zu kämpfen hatte. In solchen Situationen kann es guttun, mit einer erfahrenen Fachperson über das Erlebte zu sprechen. Online-Angebote machen es möglich, flexibel von zu Hause aus neue Perspektiven zu gewinnen, Gedanken zu sortieren und Schritt für Schritt wieder Stabilität zu finden. Studien zeigen: Auch digitale Formate können spürbar entlasten – vor allem, wenn sie gut begleitet werden.

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Biete Ressourcen an, wenn es angebracht ist

Wenn du das Gefühl hast, dass es zur betroffenen Person passt, kannst du Informationen über Hilfsdienste wie erfahrene Fachpersonen oder Beratungsstellen bereitstellen, um ihr nach der Trennung zu helfen. Du brauchst jedoch nicht die Verantwortung für die Genesung der Person übernehmen - das ist ihr eigener Weg, den sie gehen wird.

Fazit

Trennungen sind oft kompliziert. Ist eine psychische Erkrankung im Spiel, dann kann es sich direkt noch komplizierter anfühlen. Trotzdem brauchst du nicht in Beziehungen bleiben, die dir kein gutes Gefühl mehr vermitteln. Wenn dir das schwerfällt, dann kann es sich lohnen, das mit einem Experten oder einer Expertin zu besprechen.

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