Vorteile von Freundschaften und der Zusammenhang mit unserem psychischen Wohlbefinden

Fachlich geprüft von Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 6. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

Freundschaften gehören zu den wichtigsten Säulen des Wohlbefindens in unserem Leben. Sie bereichern unser Dasein, geben uns Halt und tragen zu unserem inneren Gleichgewicht bei. Sie sind von zentraler Bedeutung, denn Menschen mit sehr wenigen sozialen Kontakten haben statistisch ein bis zu dreimal höheres Sterberisiko als der Durchschnitt. Warum soziale Verbindungen für Menschen so wichtig sind und wie man sie aufrechterhält, erläutern wir in diesem Artikel. 

Zwei Männer sitzen im Wohnzimmer und genießen gemeinsam einen Film.
Getty/Sneksy
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Freundschaften als Grundbedürfnis des Menschen

Wir Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Schon Aristoteles erklärte den Menschen zum ‘zoon politicon’, einem Gemeinschaftswesen. Er formulierte drei Arten von Freundschaft aufgrund seiner Beobachtungen:

  • Die Nutzen-Freundschaft
  • Die Lustfreundschaft
  • Die wahre Freundschaft

Ohne soziale Verbindungen leiden wir, und Einsamkeit kann unser mentales und körperliches Wohlbefinden negativ beeinflussen. Studien zeigen, dass Menschen mit einem starken Freundeskreis nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder sind. Entscheidend dabei ist die Realität der Freundschaften, denn virtuelle Freundschaften sind nicht vergleichbar mit realen. Ein bester Freund oder eine beste Freundin sind durch nichts zu ersetzen. 

Sie sind von zentraler Bedeutung, denn Menschen mit sehr wenigen sozialen Kontakten haben statistisch ein bis zu dreimal höheres Sterberisiko als der Durchschnitt.

Die drei Arten von Freundschaften nach Aristoteles

Der griechische Philosoph, der von 384 bis 322 vor Christus lebte, unterschied drei Arten der Freundschaft, die oben bereits erwähnt wurden. Was unterscheidet die drei voneinander?

Die Freundschaft des Nutzens

Hier profitieren beide Parteien von der Beziehung und sie wird deshalb eingegangen. Eine Freundschaft zwischen zwei Studierenden könnte zum Beispiel auf gegenseitigem Nutzen basieren. Der eine ist gut in Mathe, der andere in Physik. Beide haben diese Fächer belegt und können sich gegenseitig helfen. Für beide ist klar, dass dies das Fundament ihrer Freundschaft ist. Diese Freundschaft kann sich später zu einer wahren Freundschaft entwickeln oder auch zu einer Freundschaft des Vergnügens, wo beide entdecken, dass sie zum Beispiel auch gemeinsame Hobbys haben.

Die Freundschaft des Vergnügens

Diese Art Freundschaft kann intensiv, aber kurz sein oder sich zu einer wahren Freundschaft entwickeln. Sport, kreative Projekte und auch Hobbys führen Menschen mit gleichen Interessen zusammen, die sie dann gemeinsam ausführen und genießen können. Manchmal sind diese Freundschaften oberflächlich.

Wahre Freundschaften

Für manche sind sie selten, aber sie sind immer besonders wertvoll, weil sie auf gegenseitigem Respekt und dem Wunsch basieren, das Beste für die andere Person zu wollen. Hier ist definitiv bedingungslose Liebe im Spiel. Diese Art von Freundschaft hat die tiefgreifendste Wirkung auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden.

Die psychologischen Vorteile von Freundschaften

Freundschaften bieten emotionale Unterstützung, stärken unser Selbstwertgefühl und helfen uns, schwierige Lebensphasen zu meistern. Untersuchungen der American Psychological Association belegen, dass enge, qualitative soziale Beziehungen das Risiko von Depressionen und Angststörungen deutlich reduzieren.

Die Rolle von Gruppen und sozialen Netzwerken

Heute erleben viele junge Menschen Einsamkeit – trotz oder gerade, weil sich alle in den sozialen Netzwerken tummeln. Es fällt vielen schwer, auch aufgrund der gesteigerten Mobilität, Freundschaften zu knüpfen und am Leben zu erhalten, weil auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit dem Umzug wegfällt. Außerdem berichten gerade junge Menschen, dass viele Dinge online stattfinden und nicht mehr real – das betrifft vor allem die Suche nach einem Lebenspartner oder einer Lebenspartnerin. 

In Phasen des Umbruchs (Schule beenden, Studium beginnen, Umziehen) werden soziale Bindungen überdimensional belastet – Einsamkeit kann entstehen.

Eine Gruppe älterer Frauen lacht, während sie im Fitnessstudio trainiert.
Getty/PeopleImages

Einsamkeit versus Alleinsein

Je nachdem, wie ein Mensch gestrickt ist, braucht er mehr oder weniger Zeit für sich. Einfach nur mit sich sein, spazieren, meditieren, nichts tun – das tut gut. Einsamkeit hingegen tut nicht gut. Sie entsteht, wenn wir das Alleinsein nicht genießen, sondern darunter leiden.

In einem Test zeigte sich, dass sich Menschen, die ausgegrenzt werden, unfair behandelt fühlen und darunter leiden. Auf physiologischer Ebene verändert sich der Herzschlag und auch das Gehirn verändert seine Frequenz, um mit der Situation klarzukommen. 

Wie Freundschaften unsere Persönlichkeit formen

Im Umfeld von wahren Freundschaften können wir uns ausprobieren und wachsen. Unsere Lebensziele und Einstellungen werden reflektiert, wir bekommen ein ehrliches Feedback zu unserem Verhalten.

Freunde stärken unser Selbstbewusstsein und bestätigen uns in unseren Stärken. Sie unterstützen uns in schwierigen Zeiten.

Die Bedeutung von Konflikten in Freundschaften

Gute Freundschaften können eine großartige Lernerfahrung bereitstellen. In einem sicheren Umfeld ist es für uns möglich, unsere Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und Grenzen zu setzen. Auch das Schließen von Kompromissen ist etwas, das sich zu lernen lohnt und in einer Freundschaft gefragt ist.

Die negativen Folgen der Einsamkeit

Einsamkeit hat gravierende Folgen für unsere Gesundheit. Es handelt sich bei Einsamkeit nicht nur um ein subjektives Gefühl, sondern um einen Zustand, der in eine Depression münden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Einsamkeit wird hinsichtlich der Mortalität in einer Studie der Universität von Kalifornien mit den Auswirkungen des Rauchens oder der Fettleibigkeit verglichen.

Der Teufelskreis der Isolation

Einsamkeit führt häufig dazu, dass wir uns weiter aus der Gesellschaft zurückziehen. Meistens aus dem einfachen Grund, weil uns die Motivation abhandengekommen ist, uns aufzuraffen und Freund:innen zu animieren, etwas gemeinsam zu unternehmen. Dies führt natürlich dazu, dass wir mit weniger Leuten in Kontakt kommen, also auch keine neuen realen Freundschaften schließen können, was wiederum die Einsamkeit verstärkt. Dieser Teufelskreis kann nur durch bewusste Intervention durchbrochen werden.

Freundschaften unter Erwachsenen

Wenn wir das Erwachsenenalter erreichen, glauben wir, dass uns das Schließen neuer Freundschaften schwerfallen wird. Das ist ein Trugschluss. Es wird zwar überall so interpretiert, ist aber dennoch nur die halbe Wahrheit. Als Erwachsene haben wir schon eher eine Vorstellung davon, was wir mögen und was nicht, wir kennen unsere Werte. Deshalb ist es jetzt leichter, Gleichgesinnte zu finden, die sich zu wahren Freundschaften entwickeln können. Eine Voraussetzung dafür ist, dass wir unser häusliches Umfeld verlassen, denn die Chance, dass ein:e Briefträger:in unser nächster bester Freund oder nächste beste Freundin wird, ist doch gering.

Tritt einem Wanderverein oder dem örtlichen Buchclub bei. Egal, was es ist, das du gerne tust: Es gibt andere Menschen mit den gleichen Vorlieben und/oder Ansichten und darauf kannst du aufbauen. 

Ein paar Zahlen zum Thema Freundschaft

Laut Prof. Dr. Anna Schneider, Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Universität Trier ist es wesentlich, reale Freundschaften zu pflegen. Denn die Likes, die man auf Instagram bekommt, sind oft nur eine kurze Aufmerksamkeit  von Menschen, die in der Realität nicht für einen da sind, wenn man sie braucht.

Es gibt keinerlei Zusammenhang zwischen der Anzahl virtueller Freund:innen und realer Freund:innen. In Deutschland hat der Durchschnitt 4,4 Freund:innen, 12 engere Bekanntschaften und einen Bekanntenkreis von 147 Personen. Ein wichtiger Faktor zur Gründung einer wahren Freundschaft ist Zeit. Jemand kann zu einem guten Freund oder einer guten Freundin werden, wenn wir zwischen 160 und 220 Stunden qualitativer Zeit mit der Person verbracht haben.

13 % der unter 25-Jährigen haben Freund:innen, die ausschließlich virtuell sind – sie haben sich noch nie gesehen, bezeichnen sich aber als gute Freunde.

Vertrauen, füreinander da sein und ein ausgeglichenes Nehmen-Geben-Konto sind wichtig für eine wahre Freundschaft.

Ein erfülltes soziales Leben entsteht, wenn es gelingt, neue Menschen anzusprechen und alte Bindungen zu pflegen.

Ein Mann macht sich Notizen während seiner Online-Konsultation.
Getty/Luis Alvarez
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Wie öffnet man sich für neue Freundschaften?

Schüchternheit, negative Erfahrungen und alltägliche Herausforderungen können uns daran hindern, neue Kontakte zu schließen oder alte zu pflegen. In diesem Fall kann eine psychologische Beratung wertvolle Dienste leisten. Die Beratung gibt einen geschützten Raum, in dem du dich mit Unsicherheiten auseinandersetzen kannst, deine mentale Stärke stählern und dir passende Unterstützung holen kannst. 

Fazit

Eine harmonische Familie und Freundschaften sind nicht nur der Schlüssel zu einem erfüllten Leben, sondern wirken sich auch maßgeblich auf unsere Lebensdauer aus. Sie sind essenziell für unsere Entwicklung, unser psychisches Wohlbefinden und unser Glück. 

Jede der von Aristoteles postulierten drei Arten von Freundschaften wirkt sich positiv auf unser Leben aus. Mit Zeit und Pflege werden aus Nutzen- und Vergnügen-Freundschaften eventuell wahre Freundschaften, die besten unter den Beziehungen.

Freundschaft basiert auf Freiwilligkeit, Vertrauen, Füreinander-Da-Sein und vor allem darauf, dass all dies wechselseitig so empfunden wird, denn einseitige Freundschaften sind keine – beziehungsweise sind sie toxisch für den Gebenden und den Nehmenden. Der Gebende ermöglicht dem Nehmenden seine negativen Qualitäten auszuleben und der Gebende selbst wird ausgenutzt/benutzt.

Egal ob langjährige oder neue Freund:innen oder ein bunt zusammengewürfelter Freundeskreis – jede Beziehung bereichert unser Leben auf ihre Art. Indem wir bewusst Freundschaften pflegen und uns sozial engagieren, schaffen wir die Basis für ein gesundes und erfülltes Leben.

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