Dyskalkulie und Legasthenie: Was hinter der Lese-, Schreib- und Rechenschwäche steckt

Fachlich geprüft von Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 6. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam

In Deutschland spielen die akademischen Leistungen und schulische Erfolge eine entscheidende Rolle für die Zukunft. Deswegen können Herausforderungen, wie Dyskalkulie und Legasthenie eine schwere Belastung für Schüler:innen darstellen. Diese spezifischen Entwicklungsstörungen betreffen grundlegende Fähigkeiten, wie das Rechnen und Schreiben und wirken sich oft negativ auf das Selbstbewusstsein und die schulischen Leistungen der betroffenen Kinder aus. 

Aber was steckt hinter diesen Lernschwierigkeiten? Welche Ursachen liegen ihnen zugrunde, und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, um Betroffenen eine positive Entwicklung zu ermöglichen? Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen der Neuropsychologie und der Erziehung, um Antworten auf diese Fragen zu geben und stellt Methoden vor, um Betroffene bestmöglich zu unterstützen.  

Een oudere vrouw in een gestreepte lange mouw zit aan haar tafel en lijkt angstig.
Getty/Natalia Gdovskaia
Holen Sie sich professionelle Unterstützung für mehr Wohlbefinden

Legasthenie und Dyskalkulie: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 

Die Legasthenie, die als Lese- und Rechtschreibstörung (ICD-10: F81.0), klassifiziert ist, und Dyskalkulie haben viele Gemeinsamkeiten, da sie jeweils spezifische schulische Fähigkeiten betreffen. Beide Herausforderungen können auch gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig verstärken. Im Folgenden schauen wir uns beide Lernbereiche und ihre Besonderheiten etwas genauer an:

Was ist Legasthenie?

Legasthenie ist eine spezifische Form der Lernschwäche, die sich in Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben äußert. Betroffene haben oft Probleme, Buchstaben und Laute korrekt zuzuordnen, was zu langsamen Lese- und Schreibfähigkeiten führt. Diese Schwierigkeiten sind nicht auf mangelnde Intelligenz zurückzuführen und können trotz angemessener schulischer Förderung persistieren.

Symptome von Legasthenie

Die Symptome der Legasthenie sind vielfältig. Zu den häufigsten gehören das langsame und fehlerhafte Lesen, Schwierigkeiten beim Erkennen von Wörtern, unregelmäßige Schreibweise und das Verwechseln von Buchstaben oder Silben. Auch das Verständnis von geschriebenen Texten kann beeinträchtigt sein, was zu Problemen beim Lernen führt.

Ursachen von Legasthenie

Die genauen Ursachen von Legasthenie sind nicht vollständig geklärt, jedoch spielen sowohl genetische als auch neurologische Faktoren eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus wird angenommen, dass Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion, insbesondere in den Bereichen, die für das Lesen und Schreiben verantwortlich sind, zu den Schwierigkeiten beitragen.

Was ist eine Dyskalkulie? 

Dyskalkulie, auch als Rechenstörung oder Rechenschwäche bezeichnet, ist eine neuropsychologische Entwicklungsstörung, die im ICD-10 unter der Kategorie F81.2 klassifiziert wird. Sie beschreibt eine spezifische und erhebliche Beeinträchtigung der Rechenfertigkeiten, die nicht durch einen niedrigen Intelligenzquotienten oder unzureichende Bildung erklärt werden kann. Kinder mit einer Dyskalkulie haben oft Schwierigkeiten mit grundlegenden mathematischen Konzepten wie Zahlen, Mengen und Operationen, die weit über das normale Maß hinausgehen.

Die Symptomatik der Dyskalkulie 

Betroffene einer Dyskalkulie zeigen spezifische Symptome, die sich bereits im Vorschulalter manifestieren können. Dazu gehören:

  • Schwierigkeiten beim Zählen und Benennen von Zahlen.
  • Probleme bei der Zuordnung von Mengen und Zahlen.
  • Unsicherheiten bei der Anwendung grundlegender Rechenoperationen wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division.
  • Schwierigkeiten beim Verstehen mathematischer Begriffe wie „gleich“, „größer“ oder „kleiner“.

Die Symptomatik kann variieren und wird oft von einer generellen Abneigung gegenüber Mathematik begleitet, was den Lernprozess weiter erschwert.

Diagnostik einer Dyskalkulie

Doch wie wird eine Rechenschwäche festgestellt? Die Diagnose einer Dyskalkulie erfordert eine umfassende Abklärung durch medizinische, pädagogische und psychologische Fachkräfte. Gemäß ICD-10 werden folgende Kriterien herangezogen:

  • Die Rechenfertigkeiten des Kindes liegen signifikant unter dem Niveau, das für das Alter, die allgemeine Intelligenz und die Schulbildung erwartet wird.
  • Die Schwierigkeiten können nicht allein durch eine allgemeine intellektuelle Beeinträchtigung erklärt werden.
  • Die Herausforderung verursacht erhebliche Beeinträchtigungen im schulischen und sozialen Umfeld.

Außerdem können spezialisierte Tests, wie der Diskrepanztest eingesetzt werden, um die Diskrepanz zwischen den allgemeinen intellektuellen Fähigkeiten und den Rechenfertigkeiten zu messen.

Ursachen einer Dyskalkulie

Die Ursachen einer Dyskalkulie sind komplex. Neurowissenschaftliche Studien legen nahe, dass spezifische strukturelle und funktionelle Regionen im Gehirn von Kindern, die mit einer Dyskalkulie leben, eine atypische Entwicklung beim Erlernen numerischer Basiskompetenzen aufweisen. Zudem unterstützen Familien- und Zwillingsstudien die Annahme, dass eine Rechenstörung genetisch bedingt sein kann. Auch Umweltfaktoren spielen eine wichtige Rolle. Psychologische Faktoren wie geringes Selbstbewusstsein, Angst vor dem Rechnen, auch Matheangst genannt, und ein negatives Bild von Mathematik tragen dazu bei, dass sich die Probleme im Laufe der Zeit verstärken.

Een man zit in een bibliotheek en lijkt gefocust op zijn studie.
Getty/JackF

Was kann helfen bei Dyskalkulie und Legasthenie?

Der Umgang mit Dyskalkulie und Legasthenie erfordert einen multimodalen Ansatz. Zu den bewährten Unterstützungsformen zählen: 

  • Spezialisierte Rechentrainingsprogramme: Diese Programme basieren auf der systematischen Übung grundlegender Rechenfertigkeiten und bauen schrittweise aufeinander auf. Ziel ist es, ein stabiles Zahlenverständnis zu entwickeln und mathematische Operationen sicher anzuwenden.

  • Strukturierte, gesprächsbasierte Unterstützung: Sie zielt darauf ab, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken und negative Denkmuster zu überwinden. Dabei werden Strategien vermittelt, wie Kinder mit Frustration und Misserfolgen besser umgehen können.

  • Förderung motorischer und kognitiver Fähigkeiten: Zum Beispiel durch ergotherapeutische Übungen, die visuell-räumliche Fähigkeiten unterstützen und die Konzentration verbessern. Besonders Kinder mit zusätzlichen motorischen Auffälligkeiten können davon profitieren.

  • Elterntraining: Die aktive Einbindung der Eltern ist entscheidend, um den Förderprozess auch im Alltag zu unterstützen. Eltern lernen beim Elterntraining, wie sie ihre Kinder beim Übungsprozess motivieren und ermutigen können.

Digitale Unterstützung für Eltern 

Eltern, die Unterstützung für ihre Kinder suchen, stehen oft vor der Herausforderung, passende Hilfe zu finden. Online-Beratungsplattformen können hier entlasten: Sie ermöglichen Gespräche mit erfahrenen psychologischen Berater:innen – flexibel und gut in den Familienalltag integrierbar. Dank individueller Terminvereinbarungen lassen sich die Gespräche unkompliziert in den Tagesablauf einbauen.

Wie unterstützt Online-Beratung Eltern?

Lass uns nun kurz darauf eingehen, wie eine psychologische Beratung die Eltern unterstützen kann.

  1. Große Auswahl an Berater:innen: Eltern können auf Plattformen wie z. B. BetterHelp mit vielen, erfahrenen Berater:innen in Kontakt treten.

  2. Flexibilität im Alltag: Gespräche sind zeitlich flexibel und können nach Bedarf in den Familienalltag integriert werden.

  3. Emotionale Unterstützung: Besonders für Eltern, die sich durch die Diagnose ihres Kindes überfordert fühlen, kann Online-Beratung eine wertvolle emotionale Stütze sein.

Een vrouw glimlacht terwijl ze een videogesprek voert via haar laptop.
Getty/Hinterhaus Productions
Holen Sie sich professionelle Unterstützung für mehr Wohlbefinden

Fazit

Dyskalkulie und Legasthenie bringen vielfältige Anforderungen mit sichs und erfordern eine spezialisierte und individuelle Behandlung. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Intervention sind essenziell, um betroffene Kinder effektiv zu unterstützen. Eltern spielen in diesem Prozess eine entscheidende Rolle. Sie sind nicht nur unterstützend an der Seite ihrer Kinder, sondern auch wichtige Begleiter im Lernalltag. Im Idealfall arbeiten Eltern, Lehrkräfte und weitere Fachpersonen eng zusammen, um Kindern mit Dyskalkulie oder Legasthenie die passende Unterstützung zu bieten und ihren individuellen Herausforderungen konstruktiv zu begegnen.

Willst du ein besseres Verständnis für psychische Herausforderungen entwickeln?
Die Informationen auf dieser Seite ersetzen keine Diagnose, Behandlung oder professionelle Beratung.Bitte triff keine Entscheidungen – oder unterlasse sie – ohne Rücksprache mit einer qualifizierten psychologischen Fachkraft.Weitere Informationen findest du in unseren Nutzungsbedingungen.
Hol dir die Unterstützung, die du brauchst – von unseren Berater:innen.Jetzt starten