Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) – Hintergründe und Anwendung in Berlin verstehen

Fachlich geprüft von Johannes von Borstel, Dr. med. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 18. September 2025 von BetterHelp Redaktionsteam
Der folgende Artikel könnte Themen behandeln, die mit traumatischen Erfahrungen in Zusammenhang stehen und für den Leser auslösend sein könnten, einschließlich Suizid, Drogenmissbrauch oder Missbrauch.
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Viele Menschen machen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen, die emotional tief nachwirken, manchmal auch Jahre später. Vielleicht war da eine Situation, die dich überfordert hat, ein Gefühl von Kontrollverlust oder eine Erinnerung, die immer wieder hochkommt. Laut dem Robert Koch-Institut hat die Mehrheit der jungen Erwachsenen in Deutschland bereits in ihrer Kindheit mindestens ein belastendes Lebensereignis erlebt. Solche Erlebnisse können Spuren hinterlassen. Doch es gibt Möglichkeiten, damit auf eine achtsame, lösungsorientierte Weise umzugehen. Eine unterstützende Methode, die in vielen Fällen hilfreich sein kann, ist EMDR.

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Was steckt hinter EMDR?

Hinter der Abkürzung EMDR steckt die Bedeutung Eye Movement Desensitization and Reprocessing, auf Deutsch auch als Augenbewegungs-Desensibilisierung bekannt. Sie ist eine gut erforschte und bewährte Methode, die gezielt zur Verarbeitung belastender Erinnerungen eingesetzt wird. Sie wurde 1987 von der US-amerikanischen Psychologin Francine Shapiro entwickelt und zunächst zur Unterstützung von Kriegsveteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) angewendet. Heute wird EMDR erfolgreich bei verschiedenen Traumata, wie Unfällen, Gewalterfahrungen oder emotionalen Belastungen, eingesetzt. Die Methode basiert auf der Annahme, dass Augenbewegungen oder andere bilaterale Stimulationen den natürlichen Verarbeitungsprozess des Gehirns anregen und so helfen, belastende Erlebnisse neu zu verarbeiten.

Für wen eignet sich EMDR?

EMDR kann besonders dann unterstützen, wenn belastende Erfahrungen tief sitzen, zum Beispiel nach überwältigenden Ereignissen, bei anhaltendem Stress oder wenn innere Bilder, Ängste oder Gefühle immer wieder hochkommen. Ursprünglich wurde die Methode für Menschen entwickelt, die nach extremen Situationen unter starkem seelischem Druck standen. Heute wird sie auch bei anderen Themen eingesetzt, beispielsweise bei innerer Unruhe, Rückzug, Erschöpfung oder dem Gefühl, in alten Mustern festzuhängen.

EMDR kann dir helfen, wenn du das Gefühl hast, dass frühere Erlebnisse dich bis heute begleiten oder blockieren, auch wenn du nicht genau weißt, warum. In einem geschützten Rahmen kann eine qualifizierte Fachperson gemeinsam mit dir herausfinden, ob EMDR für dich passend ist und wie die Unterstützung konkret aussehen kann.

EMDR ist jedoch nicht für jede Lebenslage geeignet. Wenn du dich gerade in einer sehr instabilen Phase befindest, zum Beispiel von starker innerer Unruhe, Realitätsverlust oder einem aktiven Suchtverhalten betroffen bist, braucht es in der Regel andere Formen der Stabilisierung, bevor EMDR sinnvoll ist. 

Ablauf einer EMDR-Behandlung

Eine professionell begleitete EMDR-Behandlung folgt einem strukturierten Ablauf aus acht Phasen, der individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt wird. Bevor die eigentliche Verarbeitung belastender Erinnerungen beginnt, ist eine gründliche Vorbereitung entscheidend. Dabei wird nicht nur die persönliche Geschichte erfasst, sondern auch sichergestellt, dass genügend innere Stabilität vorhanden ist.

Vorbereitung und Kennenlernen

Bevor es mit EMDR losgeht, ist es wichtig, sich erst einmal gut kennenzulernen. In einem geschützten Gespräch schaut eine erfahrene Fachperson gemeinsam mit dir, was dich aktuell belastet und welche Erfahrungen vielleicht noch eine Rolle spielen. Es geht nicht darum, alles im Detail erzählen zu müssen, sondern eher darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Erinnerungen dich innerlich noch beschäftigen oder blockieren.

Gleichzeitig lernst du erste Übungen kennen, die dir dabei helfen können, dich zu stabilisieren und in schwierigen Momenten wieder zu dir zu finden. Diese innere Sicherheit ist eine wichtige Grundlage, damit EMDR überhaupt wirken kann. Der gesamte Prozess wird dabei Schritt für Schritt begleitet, in deinem Tempo und immer mit dem Ziel, dich zu stärken.

Struktur von EMDR - Acht Schritte im Überblick

  1. Kenenlernen und Ablaufplanung
    Zu Beginn werden die individuellen Herausforderungen, bisherigen Erfahrungen und Symptome besprochen. Die begleitende Fachperson prüft, ob EMDR die passende Methode ist und entwickelt einen Plan, der sich an den persönlichen Bedürfnissen des Klienten bzw. der Klientin orientiert.

  2. Vorbereitung und Stabilisierung
    Bevor mit der eigentlichen Verarbeitung begonnen wird, geht es darum, innere Sicherheit zu schaffen. Klient:innen lernen Techniken zur Selbstberuhigung, um während sowie nach den Sitzungen gut mit aufkommenden Emotionen umgehen zu können.

  3. Fokussierung auf die belastende Erinnerung
    Eine spezifische Erinnerung wird ins Bewusstsein geholt – einschließlich der dazugehörigen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen. Gleichzeitig wird eine alternative, positive Überzeugung erarbeitet, die langfristig gestärkt werden soll.

  4. Verarbeitung durch bilaterale Stimulation
    Mithilfe gezielter Augenbewegungen oder anderer rhythmischer Reize wird die Erinnerung bearbeitet. Dadurch kann das Gehirn die belastenden Erlebnisse neu verarbeiten, sodass sie mit der Zeit weniger emotional aufgeladen sind.

  5. Verankerung positiver Überzeugungen
    Sobald die Belastung spürbar nachlässt, wird die zuvor formulierte positive Überzeugung gestärkt. Ziel ist es, neue, selbstunterstützende Denkmuster zu etablieren.

  6. Körperliche Entlastung prüfen
    Expert:innen überprüfen, ob weiterhin körperliche Anspannungen oder unangenehme Empfindungen mit der Erinnerung verbunden sind. Falls nötig, wird die Verarbeitung fortgesetzt, bis sich ein inneres Gleichgewicht einstellt.

  7. Abschluss und Reflexion
    Zum Ende der Sitzung wird der Prozess gemeinsam reflektiert. Klient:innen erhalten Hinweise, wie sich die Verarbeitung in den kommenden Tagen auswirken kann, und werden ermutigt, Veränderungen achtsam wahrzunehmen.

  8. Integration in den Alltag
    In den Folgesitzungen wird überprüft, wie nachhaltig die Veränderungen sind. Falls weitere belastende Erinnerungen auftauchen, können sie schrittweise bearbeitet werden. Ziel ist es, langfristig mehr innere Stabilität und emotionale Freiheit zu gewinnen.

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Wirksamkeit von EMDR-Forschung und Erfahrungen 

EMDR wurde ursprünglich zur Verarbeitung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) entwickelt, hat sich jedoch als wirksam als unterstützende Methode bei einer Vielzahl belastender Erfahrungen erwiesen. Neben Traumafolgestörungen wird EMDR zunehmend auch bei Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Belastungen eingesetzt. Die Wirksamkeit von EMDR variiert je nach individueller Situation und sollte immer in ein umfassendes strukturiertes Konzept eingebettet sein. 

EMDR bei PTBS

Die Wirksamkeit von EMDR bei PTBS ist wissenschaftlich gut belegt. Traumatische Erinnerungen werden dabei durch bilaterale Stimulation gezielt reaktiviert und neu verarbeitet, sodass die damit verbundenen emotionalen Belastungen reduziert werden können. EMDR kann vielen Betroffenen helfen, traumatische Erfahrungen besser zu integrieren und dadurch eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.

EMDR bei Depressionen

Depressionen sind oft mit unverarbeiteten, belastenden Erlebnissen verbunden, die negative Denkmuster und eine emotionale Dysregulation begünstigen. Mit gezielten Augenbewegungen oder anderen rhythmischen Reizen hilft EMDR dabei, festgefahrene innere Bilder zu lösen und emotionale Spannungen zu lockern. Das kann den Blick auf die Vergangenheit verändern. EMDR ersetzt keine umfassende psychologische oder medizinisch-psychiatrische Begleitung, sondern ist eher als Teil eines ganzheitlichen Behandlungsprozesses zu verstehen. Es kann eine wertvolle Ergänzung sein und ähnliche Effekte zeigen wie andere anerkannte Methoden.

EMDR bei Ängsten und Phobien

Wer mit starker Angst zu tun hat (egal ob in bestimmten Situationen oder ganz plötzlich ohne klaren Auslöser) weiß, wie sehr das den Alltag einschränken kann. EMDR kann dabei helfen, solche angstauslösenden Erinnerungen gezielt zu verarbeiten. Durch die Bearbeitung dieser Erinnerungen kann die emotionale Reaktion auf angstauslösende Reize abgeschwächt werden. Die Forschungslage ist hierzu noch begrenzt, es gibt aber Hinweise darauf, dass EMDR bei Angststörungen effektiv sein kann.  

EMDR bei weiteren mentalen Herausforderungen

Neben den genannten Anwendungsgebieten kann EMDR in Einzelfällen auch bei weiteren psychischen Herausforderungen wie Suchterkrankungen, chronischem Stress, psychosomatischen Schmerzen oder Essstörungen unterstützend eingesetzt werden. Obwohl die wissenschaftliche Evidenz hier noch begrenzt ist, gibt es Hinweise darauf, dass EMDR in diesem Rahmen bei der Verarbeitung belastender Erinnerungen helfen kann.

Kosten, Dauer und Rahmenbedingungen von EMDR ​​

Die Länge einer EMDR-Begleitung hängt stark von der individuellen Situation der betroffenen Person ab. Während manche bereits nach wenigen Terminen spürbare Fortschritte machen, benötigt es bei komplexeren Belastungen oder Mehrfachtraumatisierungen oft mehr Zeit. Eine einzelne Sitzung dauert in der Regel 60 bis 90 Minuten. 

Die Kosten dafür variieren je nach Expert:in und Standort, und nicht alle Krankenkassen übernehmen eine Begleitung durch EMDR.In einigen Fällen ist eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen möglich – insbesondere dann, wenn EMDR als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren im Rahmen einer medizinisch notwendigen Behandlung eingesetzt wird.Vor Beginn an ist es daher sinnvoll, sich über die Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren. EMDR sollte ausschließlich von speziell geschulten Fachpersonen durchgeführt werden, die eine zertifizierte Weiterbildung in dieser Methode absolviert haben.

Wissenschaftlicher Stand zu EMDR

EMDR hat sich als eine der effektivsten Methoden zur Verarbeitung traumatischer Belastungen etabliert. Die Methode wurde von Dr. Francine Shapiro entwickelt und basiert auf dem „Modell der adaptierten Informationsverarbeitung“ (AIP-Modell). Sie wird von führenden wissenschaftlichen Institutionen weltweit anerkannt, darunter das National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) und die WHO. 

Was EMDR besonders macht: Es geht weniger darum, lange über das Erlebte zu sprechen oder sich den schlimmsten Erinnerungen wieder und wieder auszusetzen, sondern darum, den inneren Verarbeitungsprozess gezielt zu aktivieren, zum Beispiel durch Augenbewegungen oder andere rhythmische Reize. Für viele Menschen ist das deutlich weniger belastend als andere Methoden.

In Deutschland wurde EMDR 2006 vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie als anerkannte Methode zur Verarbeitung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen eingeführt. Aktuell steht die Anerkennung von EMDR bei Kindern und Jugendlichen noch aus – ein Bereich, der durch fortlaufende Forschung und Antragstellungen vorangetrieben wird.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse wird die Methode kontinuierlich weiter erforscht, insbesondere in Bezug auf den Anwendungsbereich bei Kindern und Jugendlichen.

So findest du eine qualifizierte EMDR-Therapie in Berlin und Umgebung

Die Suche nach einer qualifizierten EMDR-Therapie kann herausfordernd sein, besonders in einer großen Stadt wie Berlin, in der viele Therapieangebote existieren. Es ist wichtig, auf bestimmte Kriterien zu achten, um sicherzustellen, dass du eine qualifizierte therapeutische Fachperson findest, die deine Bedürfnisse versteht und dich kompetent unterstützen kann. 

So findest du qualifizierte EMDR-Angebote in Berlin und Umgebung

Die Suche nach qualifizierten EMDR-Angeboten kann herausfordernd sein, besonders in einer großen Stadt wie Berlin, in der viele Angebote existieren. Wenn du dich für EMDR interessierst, lohnt es sich, gezielt nach qualifizierten Fachpersonen zu suchen, die Erfahrung mit dieser Methode haben und auf deine Situation eingehen können.

Worauf sollte man achten?

Hilfreich ist ein Blick auf anerkannte Fachverbände wie EMDRIA Deutschland. Dort findest du Verzeichnisse mit zertifizierten Fachkräften, oft mit praktischer Suchfunktion nach Ort oder Postleitzahl. Auch persönliche Empfehlungen, z. B. über Beratungsstellen oder dein Umfeld, können helfen, einen ersten Zugang zu finden.

Viele Fachpersonen bieten ein unverbindliches Erstgespräch an, was eine gute Gelegenheit ist, um herauszufinden, ob die Unterstützung zu dir passt und ob du dich sicher und verstanden fühlst.

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Weiterführende Unterstützung rund um EMDR

Wenn du aufgrund belastender Erlebnisse nicht direkt in eine Praxis gehen möchtest oder kannst, hast du die Möglichkeit, dich ganz entspannt von zuhause aus beraten zu lassen. Bei BetterHelp kannst du dich auf digitalem Weg flexibel mit Berater:innen verbinden und gemeinsam besprechen, welche nächsten Schritte für dich sinnvoll sein könnten – unabhängig von deinem Standort. Dabei kannst du dich auch über unterschiedliche Methoden informieren lassen. Das bietet dir eine ortsunabhängige Möglichkeit, in einer vertrauten Umgebung zu starten, besonders bei emotional herausfordernden Themen.

Hinweis: BetterHelp selbst bietet kein EMDR an. Die Informationen in diesem Artikel dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung.

Fazit

Belastende Erfahrungen können tief im Gedächtnis verankert bleiben und das tägliche Leben beeinflussen. EMDR bietet eine effektive Möglichkeit, solche Erinnerungen zu verarbeiten und innere Stabilität zurückzugewinnen. Wenn du spürst, dass dich etwas belastet, musst du dafür nicht zwingend in eine Praxis gehen. Du kannst dich auch online mit Berater:innen verbinden, die dich auf deinem Weg unterstützen – flexibel, ortsunabhängig und ganz in deinem Tempo.

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