Mein Mann hat kein sexuelles Interesse mehr an mir - was beeinflusst die Lust auf Sex?

Sexuelle Unlust beim Mann ist ein sensibles Thema und kann für viele Paare eine belastende Herausforderung darstellen. Der/die Partner:in, die sexuelles Interesse hat, kann unsicher werden oder an sich und der Beziehung zweifeln. Wenn ein Mann plötzlich oder auch über einen längeren Zeitraum kein sexuelles Interesse mehr zeigt, kann das die unterschiedlichsten Gründe haben.

In vielen Langzeitbeziehungen wird es als normal angesehen, dass es mit zunehmender Dauer der Beziehung keinen Sex mehr gibt. 

Wem Sex besonders wichtig ist, der bleibt unter Umständen deshalb Single, um sich immer wieder in neue Abenteuer stürzen zu können. Im Durchschnitt haben Deutsche 4-5 Mal Sex im Monat, je nach Altersgruppe.

Was beeinflusst die Lust auf Sex bei Männern?

Das Bedürfnis nach Nähe und Sexualität kann sich im Laufe des Lebens verändern und das ist völlig okay. Es gibt viele Gründe, warum ein Mann vielleicht weniger Lust verspürt. Stress im Alltag, emotionale Belastung, Unsicherheit oder Spannungen in der Beziehung gehören zum Beispiel dazu. Manchmal liegt es daran, dass zu viel im Kopf ist. Manchmal fehlt einfach die Verbindung zum Gegenüber. Wichtig ist aber: Es gibt kein normal, an dem du dich messen musst. Deine Reaktion macht übrigens aus evolutionär-biologischer Sicht sehr viel Sinn, denn nur gute Gene sollen in der richtigen Situationen weitergegeben werde. Diese werden über die Generationen vererbt, aber auch durch die Lebensweise und den mentalen und emotionalen Zustand eines Menschen beeinflusst (Epigenetik).

Zu den häufigsten Gründen für ein Schwinden der Libido zählen:

• Stress und Überforderung: Wenn im Alltag viel los ist, bleibt oft wenig Raum für Körpergefühl oder Zweisamkeit. Termine, Verantwortung oder innere Anspannung wirken dann wie ein innerer Blockierer.

• Emotionale Belastung: Gedanken, die im Kopf kreisen, Selbstzweifel oder das Gefühl, nicht genug zu sein können die emotionale Nähe erschweren.

• Spannungen in der Beziehung: Fehlt es an Vertrauen, Kommunikation oder emotionaler Verbindung, kann sich das auch körperlich bemerkbar machen.

• Einfluss von Gewohnheiten: Auch Dinge wie wenig Bewegung, Alkohol oder Nikotin können das Körpergefühl beeinflussen, auch wenn man es nicht sofort merkt.

• Herausforderungen in der Beziehung: Mangelnde Kommunikation, Konflikte, fehlende emotionale Nähe können dazu führen, dass ein Mann weniger Lust auf Sex verspürt.

Manche Männer haben plötzlich keine Lust mehr auf Sex

Wenn der Alltag zu eintönig wird und die Beziehung in eine Routine verfällt, kann dies zur Minderung der sexuellen Spannung führen. Ungeklärte Konflikte und ungesagte Vorwürfe oder Missverständnisse wirken sich ebenfalls negativ auf das Intimleben aus. Schlafmangel oder körperliche Anstrengung lassen dem Mann vielleicht keine Energie übrig für sexuelle Aktivitäten.

Sehr oft liegt die Ursache nicht bei der Partnerin, sondern in den inneren Konflikten des Mannes. Offene Kommunikation ist der erste Schritt, um diese Themen zu klären. 

Testosteronmangel, Bluthochdruck, Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion und andere Erkrankungen können laut der DAK ebenfalls eine Ursache für die sexuelle Unlust sein. 

Welche Rolle spielen psychologische Faktoren?

Lust entsteht nicht nur im Körper, sondern sie beginnt im Kopf. Ein geringes Selbstwertgefühl oder die Angst, den Erwartungen der Partnerin nicht gerecht zu werden, können dafür verantwortlich sein, dass Männer keine Lust auf Sex mehr haben. Auch frühere Erfahrungen oder verinnerlichte Glaubenssätze spielen oft unbewusst eine Rolle. Manche Männer haben zum Beispiel gelernt, immer zu funktionieren oder sich zurückzunehmen, um niemanden zu enttäuschen.

Wann sollte ein Außenstehender hinzugezogen werden?

Wenn das Thema Nähe immer wieder zu Spannungen führt, lohnt es sich, gemeinsam ohne Schuldzuweisungen, sondern mit Offenheit hinzuschauen. Ein Gespräch mit einer außenstehenden Person kann helfen, sich gegenseitig besser zu verstehen und neue Wege im Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen zu entdecken.

Eine Online-Beratung mit einfühlsamen Berater:innen kann dabei unterstützen, das Gespräch zu öffnen – entweder gemeinsam oder allein.

Männer sind anderes - Frauen auch

Die Sexualität von Männern und Frauen unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht, was auf biologische, hormonelle und psychologische Faktoren zurückzuführen ist. Diese Unterschiede prägen das Verlangen, die Art der Lust und die emotionalen Reaktionen auf Sex. Während Männer oft von einem konstanten Sexualtrieb berichten, erleben Frauen Schwankungen, die stark mit ihrem Zyklus zusammenhängen. Manche spüren also konstant ein starkes Bedürfnis nach Nähe, andere erleben Schwankungen oder brauchen bestimmte Rahmenbedingungen, um sich einlassen zu können. Alles daran ist okay – und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Entscheidend ist, ehrlich mit sich selbst zu sein und Bedürfnisse wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten.

Die Rolle der Hormone in der Sexualität

Hormone spielen eine wichtige Rolle für das sexuelle Verlangen – bei vielen Menschen emotional spürbar, aber nicht zwangsläufig allein entscheidend. Besonders häufig wird das sogenannte Testosteron genannt: auch wenn es im Körper vieler stärker vorkommt, gilt es laut der Barmer Krankenkasse als ein zentraler Faktor fürs sexuelle Gefühl und das Körperempfinden. Studien zeigen, dass ein niedriger Testosteronspiegel mit weniger sexuellem Interesse einhergehen kann.

Laut Deutsche-Welle erreicht der Östrogenspiegel im Zyklus um die Mitte herum seinen Höhepunkt – und in dieser Phase berichten viele menstruierende Personen von gesteigertem sexuelles Interesse und mehr Selbstsicherheit. Ein hormonelles Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron ist also entscheidend für das zyklusabhängige Lustempfinden. Ein Überschuss an Progesteron kann demnach anscheinend ein weniger ausgeprägtes sexuelles Interesse begleiten.

Oxytocin

Oxytocin, auch bekannt als das Kuschel- oder Bindungshormon, spielt bei beiden Geschlechtern laut der AOK eine zentrale Rolle, wird aber in unterschiedlichen Situationen ausgeschüttet. 

Bei Männern wird Oxytocin vor allem während und nach dem Orgasmus freigesetzt. Es verstärkt Gefühle der Entspannung und Zufriedenheit, spielt jedoch eine geringere Rolle in der emotionalen Bindung als bei Frauen. 

Testosteron kann die Wirkung von Oxytocin bei Männern zudem abschwächen, weshalb sie nach dem Sex oft weniger emotional gebunden wirken. Was daraus entsteht, ist aber oft mehr als nur ein kurzer Moment der Nähe. Viele Menschen spüren nach körperlicher Intimität ein Gefühl von Geborgenheit, Wärme oder innerer Ruhe. 

Bei manchen bleibt dieses Gefühl länger, andere brauchen etwas Zeit für sich – beides ist vollkommen in Ordnung. Wichtig ist nicht, wie jemand wirken soll, sondern was sich ehrlich und stimmig anfühlt. Nähe ist keine Pflicht, sondern ein Geschenk, das jede:r unterschiedlich erlebt.

Was man in der Partnerschaft gegen die Unlust unternehmen kann

Es gibt viele Wege, die Lust auf Sex in einer Beziehung wiederzubeleben. Hier sind einige Tipps für Paare:

• Offene Kommunikation: sprecht ehrlich über eure Bedürfnisse, Wünsche und Ängste.
• Gemeinsame Zeit schaffen: verbringt bewusst Zeit miteinander, ohne Ablenkungen wie Arbeit oder digitale Geräte. 
• Neues ausprobieren: kleine Veränderungen im Alltag oder im Schlafzimmer können neue Impulse setzen. 
• Gesundheit überprüfen: ein Check-up beim Arzt kann helfen, körperliche Ursachen der Unlust auszuschließen. 
• Stress abbauen: Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation und auch Atemübungen können helfen, den Kopf freizubekommen und die Lust auf Sex zu steigern. 

Wie gehe ich als Partner:in mit der sexuellen Unlust meines Mannes um?

Kann sexuelle Unlust die Beziehung gefährden?

Sexuelle Unlust kann zu Frustration, Unsicherheit und emotionaler Distanz in der Beziehung führen. Doch es muss nicht das Ende der Partnerschaft bedeuten. Paare, die bereit sind, offen miteinander zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu suchen, können gestärkt aus einer Herausforderung hervorgehen. 

Ein:e einfühlsame Online-Berater:in kann ebenfalls helfen, der sexuellen Unlust auf den Grund zu gehen. So erkundest du mit Außenstehenden ganz ohne Druck eure Gedanken. Viele erleben es dabei als entlasten, mit jemanden zu sprechen, der zuhört und versteht.