Toxische Beziehung: das solltest du beachten, wenn du Angst vor ungesunden Beziehungen hast

Fachlich geprüft von Baran Erdik, Dr. med., mag. rer. publ. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 7. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam
Der folgende Artikel könnte Themen behandeln, die mit traumatischen Erfahrungen in Zusammenhang stehen und für den Leser auslösend sein könnten, einschließlich Suizid, Drogenmissbrauch oder Missbrauch.
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Toxische Beziehungen können viele Lebensbereiche erheblich belasten. Sie wahrzunehmen und sich davon zu lösen, ist ein wichtiger Schritt, um das eigene Wohlbefinden zu schützen. Hier erfährst du, wie du toxische Muster identifizieren kannst, welche Ursachen dahinterstecken und wie du dich daraus befreist.

Eine ältere Frau sitzt an ihrem Schreibtisch und konzentriert sich auf ihren Laptop.
Getty/Synthetic-Exposition
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Was ist eine toxische Beziehung?

Damit sind Beziehungen gemeint, die regelmäßig emotional verletzend oder belastend sind. Sie zeichnen sich durch einen Mangel an Gleichberechtigung und eine oft einseitige Abhängigkeit aus.

Typisch sind emotionale Schwankungen, bei denen auf Momente intensiver Nähe plötzlich Rückzug und Ablehnung folgen. Dieses unberechenbare Verhalten führt bei Betroffenen häufig zu Verwirrung, Unsicherheit und emotionaler Erschöpfung.

Dieses Wechselspiel kann das innere Gleichgewicht stark beeinträchtigen und dazu führen, dass Betroffene anhaltenden Stress, Ängste oder Gefühle von Niedergeschlagenheit entwickeln. In schwereren Fällen kann dieses ständige Hin und Her sogar mit psychischen Erkrankungen wie einer Depression oder einer posttraumatischen Belastungsstörung verbunden sein.

Der Begriff „toxisch“ wird zwar häufig verwendet, doch eine eindeutige Definition fehlt. Was Menschen als toxisch empfinden, hängt von individuellen Erlebnissen und Bedürfnissen ab. Solche Beziehungen können das Selbstwertgefühl massiv beeinträchtigen und erfordern oft tiefgehende Reflexion.

Anzeichen für eine toxische Beziehung

Nicht jede Schwierigkeit in einer Partnerschaft ist gleich toxisch. Konflikte und Herausforderungen gehören schließlich zu jeder Beziehung dazu. Doch es gibt bestimmte Merkmale und Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass etwas grundlegend nicht stimmt und die Beziehung ungesund ist. 

Zu diesen Anzeichen gehören unter anderem:

Manipulation und Kontrolle

Partner:innen versuchen, dich emotional oder sogar körperlich zu steuern. Dies kann sich durch subtile Manipulationen, Schuldzuweisungen oder durch direkten Druck äußern. Das Ziel ist, dass du ihren Wünschen entsprechend handelst. Oft geschieht dies schleichend, sodass Betroffene es erst spät erkennen.

Demütigungen

Ständiges Herabsetzen oder Kritisieren untergräbt dein Selbstwertgefühl und kann dazu führen, dass du an dir zweifelst. Sie hinterlassen tiefe Spuren in deiner Psyche.

Eingeschränkte Freiheit

Du fühlst dich überwacht, beschränkt oder emotional gefangen. Vielleicht ist dein Gegenüber eifersüchtig, kontrolliert deine Kontakte oder sorgt dafür, dass du dich isolierst. Diese Einschränkungen können subtil beginnen. Mit der Zeit nehmen sie aber immer mehr Raum ein.

Gewalt

Jede Form von Gewalt – ob psychisch oder körperlich – ist ein klares Alarmsignal. Psychische Gewalt zeigt sich oft in Form von Drohungen, Einschüchterungen oder ständiger Abwertung. Körperliche Gewalt hingegen ist direkter und darf unter keinen Umständen toleriert werden.

Wann ist ein Punkt erreicht, an dem du handeln solltest?

Wenn dein Selbstwertgefühl schwindet oder du emotionale Schmerzen empfindest, könnte dies ein Warnsignal für eine ungesunde Beziehung sein. Solche Gefühle solltest du ernst nehmen und die Dynamik deiner Partnerschaft hinterfragen.

Ein einfacher Selbsttest kann dir helfen, besser zu verstehen, ob dir deine Beziehung guttut oder dich eher belastet. Solche Tools findest du auch online – sie können ein erster Schritt zur Orientierung sein.

Darauf aufbauend zeigen Studien, dass digitale Unterstützungsangebote hilfreich sein können, um mit emotionalen Belastungen und Beziehungsprobleme besser umzugehen. 

Eine Untersuchung fand heraus, dass Teilnehmer:innen durch eine psychologische Online-Beratung signifikante Verbesserungen ihres psychischen Wohlbefindens erzielten. Diese Fortschritte blieben langfristig stabil, wodurch sie heutzutage eine echte Alternative zu Vor-Ort-Sessions sind.

Ursachen toxischer Beziehungen

Viele toxische Partnerschaften entstehen durch tief verwurzelte Prägungen aus der Vergangenheit, die oft unbewusst unser Verhalten in Beziehungen beeinflussen.

  • Kindheitstrauma: Ein Mangel an Zuneigung, Aufmerksamkeit oder emotionaler Sicherheit in der Jugend kann später zu gestörten Bindungstypen führen. Betroffene suchen dann ständig nach der Bestätigung, die sie als Kind nicht bekommen haben.

  • Emotionale Manipulation: Wer bereits in jungen Jahren gelernt hat, sich anzupassen und die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, um Konflikte zu vermeiden, ist später anfälliger für manipulative Partner:innen.

  • Täter-Opfer-Dynamik: Manche Beziehungen folgen klassischen Mustern, bei denen es Täter:innen und Opfer gibt. In solchen Fällen wiederholen sich oft Muster aus der Kindheit. Das passiert, wenn du beispielsweise in einem Umfeld, in dem Machtgefälle oder Kontrolle dominierend waren, aufgewachsen bist.

Solche Prägungen können langfristig zu ungesunden Beziehungsmustern führen. Diese Muster lassen sich häufig durch ehrliche Selbstreflexion und mit Unterstützung Schritt für Schritt verändern.

Wie entsteht destruktives Verhalten in Beziehungen?

Menschen, die nie gelernt haben. ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, geraten oft in wiederkehrende, destruktive Muster. Diese beeinflussen ihre Beziehungen und ihr persönliches Wohlbefinden negativ. Solche Muster können ihren Ursprung in frühen Erfahrungen oder in belastenden Erlebnissen der Vergangenheit haben und prägen oft unbewusst das aktuelle Verhalten.

Mit der richtigen Unterstützung – zum Beispiel durch erfahrene Berater:innen – ist es möglich, solche Muster zu erkennen und zu verändern.

 Mit einer professionellen Fachkraft entwickeln sie neue Perspektiven. Sie lernen, gesündere Beziehungen zu führen – sowohl zu sich selbst als auch zu anderen.

Ein Mann sitzt am Fenster und blickt nachdenklich nach draußen.
Getty/Zinkevych

Psychische Folgen einer toxischen Partnerschaft

Toxische Beziehungen hinterlassen oft tiefe Narben – emotional und psychisch. Sie greifen das Selbstwertgefühl an, belasten das innere Gleichgewicht und können langfristig zu schwerwiegenden Problemen führen. 

Betroffene erleben häufig ein schleichendes Gefühl der Isolation und haben Schwierigkeiten, wieder zu sich selbst zu finden. Die negativen Auswirkungen zeigen sich auf vielfältige Weise:

  1. Selbstwertgefühl: Ein konstantes Gefühl, nicht genug zu sein, ruiniert das Selbstbewusstsein und hinterlässt dauerhafte Unsicherheiten.

  2. Depressionen und Ängste: Toxische Beziehungen können mit dauerhaftem Stress verbunden sein. Dieser ständige Druck belastet stark und kann das Risiko für Probleme wie Ängste oder depressive Verstimmungen erhöhen.

  3. Isolation: Manipulative Partner:innen drängen häufig dazu, soziale Kontakte zu reduzieren, was zur Einsamkeit führt.

  4. Körperliche Beschwerden: Emotionaler Stress kann sich durch Schlafmangel, Magenprobleme oder andere gesundheitliche Beschwerden äußern.

Die Dynamik in einer toxischen Beziehung zwischen den Partner:innen können zu einer instabilen Gefühlslage und noch anderenpsychischen Belastungen führen.

Wie gerät man in eine toxische Beziehung?

Oft werden erste Warnzeichen übersehen. Dazu gehören:

  • Charmeoffensive am Anfang: Kontroverse Partner:innen präsentieren sich zu Beginn oft als perfekt.
  • Angst vor dem Alleinsein: Viele Menschen bleiben aus Unsicherheit in destruktiven Beziehungen.
  • Unterschwelliger Konflikt: Streitereien und Spannungen nehmen schleichend zu.
  • Gaslighting: Das ist eine weitverbreitete Strategie in toxischen Beziehungen. Bewusst wird angestrebt, dass der andere seine eigene Wahrnehmung infrage stellt. Typische Sätze sind:
    • „Du bist viel zu empfindlich!“
    • „Das habe ich nie gesagt.“ (obwohl es tatsächlich gesagt wurde)
    • „Du interpretierst das falsch.“

Wenn solche Muster früh erkannt werden, kannst du dich vor weiteren toxischen Erfahrungen schützen. Der Psychologe Christian Hemschemeier gibt allerdings zu bedenken: „Es gibt oft eine innere Blindheit dafür – sonst wäre man schon längst aus der toxischen Beziehung raus. Die Verleugnung ist extrem hoch.

Partner:innen in einer toxischen Beziehung: Wie reagieren sie?

Partner:innen in einer toxischen Beziehung reagieren sehr unterschiedlich. Manche Menschen erkennen diese Verhaltensweisen ihres Gegenübers schnell und schützen sich entsprechend. Andere benötigen mehr Zeit, um die Situation zu durchschauen und sich von einem toxischen oder einer toxischen Partnerin zu lösen. 

In problematischen Partnerschaften gerät man leicht unter den Einfluss des dominanteren Partners. Dabei internalisierst du dessen Verhaltensweisen. Dies kann dazu führen, dass du dich selbst für die Probleme in der Beziehung verantwortlich machst.

Du fühlst dich schuldig, obwohl du es eigentlich nicht bist. Du solltest dir in einer toxischen Beziehung Hilfe suchen, um die Situation zu bewältigen und dich selbst zu schützen. Offene Gespräche mit vertrauten Menschen – wie Freunden oder der Familie – können dir helfen, die Situation besser einzuordnen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Für Menschen in toxischen Beziehungen kann es überwältigend sein, Hilfe zu suchen. Online-Beratung kann dir eine praktische und professionelle Möglichkeit bieten, mit jemandem über deine Situation zu sprechen – flexibel und ortsunabhängig. Dies ermöglicht dir, Hilfe bequem von zu Hause aus in Anspruch zu nehmen.

Kann ich eine toxische Beziehung retten?

Toxische Beziehungen zu verändern ist oft schwer, da sich schädliche Muster über Jahre verfestigt haben. Viele hoffen auf Besserung, doch die Realität ist meistens ernüchternd. Die Bewältigung und Verbesserung solcher Beziehungen bringen viele Herausforderungen wie diese mit sich:

  1. Beidseitige Bereitschaft: Eine Veränderung ist nur möglich, wenn beide Partner:innen aktiv daran arbeiten wollen.

  2. Hilfe durch Fachkräfte oder Beratung: Unterstützung von außen – etwa durch eine neutrale Begleitung – kann helfen, klarer zu sehen und neue Wege zu finden.

  3. Geduld und Zeit: Nachhaltige Veränderungen brauchen Raum – kleine Schritte können langfristig große Wirkung entfalten.

  4. Trennung als Lösung: Nur der Schlussstrich ermöglicht es oft, den inneren Frieden und die Selbstachtung zurückzugewinnen.

Wie beendest du eine toxische Partnerschaft, ohne Angst vor dem, was kommt?

Nach einer toxischen Beziehung ist es entscheidend, die Kontrolle über dein Leben zurückzugewinnen. Der erste Schritt ist, Klarheit zu schaffen. Erkenne, dass du Hilfe verdienst und Besseres erwarten kannst. Dann solltest du dich trennen und einen klaren Schlussstrich ziehen, auch wenn dies schmerzhaft ist. 

Abstand halten durch eine Kontaktsperre schützt dich vor weiteren Manipulationsversuchen und gibt dir Raum, emotional zu heilen. Diese Schritte erfordern Mut. Sie sind aber essenziell, um dein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und inneren Frieden zu finden.

Negative Glaubenssätze auflösen, um den Selbstwert zu steigern

Um langfristig gesunde Beziehungen zu führen, ist es entscheidend, negative Überzeugungen loszulassen und durch positive Gedankenmuster zu ersetzen. Unsere inneren Dialoge beeinflussen, wie wir uns selbst sehen und wie wir anderen begegnen. 

Negative Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich verdiene Liebe nur, wenn ich alles gebe“ führen dazu, dass du dich in Beziehungen unter Wert verkaufst oder in eine übermäßige Opferrolle drängst, in der du immer mehr gibst, als du zurückbekommst.

Akzeptiere dich deshalb mit all deinen Stärken und Schwächen und erkenne deinen eigenen Wert. Sage dir: „Ich bin gut genug, so wie ich bin.“ Lerne, dass Liebe nicht an Bedingungen geknüpft ist. Verinnerliche den Gedanken: „Ich verdiene Liebe, ohne mich selbst aufzuopfern.“ 

Ein gestärktes Selbstwertgefühl schützt dich vor zukünftigen toxischen Beziehungen und hilft dir, authentische und erfüllende Verbindungen aufzubauen.

Hilfe von Freunden und Familie

Hilfe vom Freundeskreis und in der Familie kann sehr wichtig sein, um sich von toxischen Personen zu lösen. Es ist entscheidend, sich um Unterstützung zu bemühen und sich nicht alleine zu fühlen. Der Freundeskreis und die Familie können helfen, die Situation zu durchschauen und sich selbst zu schützen. 

Sie können auch emotionalen Beistand leisten, damit du die notwendigen Schritte unternimmst, um dich zu lösen.

Es ist wichtig, sich um Hilfe zu bemühen, bevor die Situation dich weiter belastet und dein Wohlbefinden stark darunter leidet. Psychologische Fachkräfte oder spezialisierte Beratungsstellen  können ebenfalls sehr hilfreich sein, um alles zu bewältigen und sich selbst zu schützen. 

Professionelle Unterstützung kann dabei helfen, die Dynamik der toxischen Beziehung zu verstehen und gesündere Beziehungsmuster zu entwickeln.

Eine Frau scrollt auf ihrem Laptop, während sie mit ihrem Hund sitzt.
Getty/Oscar Wong
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Toxische Freundschaften – gibt es das auch?

Nicht nur romantische Beziehungen können toxisch sein – auch Freundschaften können schaden. Ein Ungleichgewicht entsteht, wenn du nur gibst, ohne etwas zurückzubekommen. Besonders alarmierend ist die emotionale Erpressung, wenn Freunde Drohungen nutzen oder dich absichtlich aufwühlen. 

Es ist wichtig, solche Dynamiken zu erkennen, um dich vor negativem Einfluss zu schützen und gesunde Beziehungen zu fördern. Expert:innen für Beziehungsthemen beobachten, dass sich toxische Dynamiken in Freundschaften oft erst später zeigen.

Fazit

Toxische Beziehungen, ob romantisch oder freundschaftlich, können das Leben erheblich belasten. Es ist entscheidend, die Anzeichen rechtzeitig zu erkennen, sie zu beenden und dadurch Platz für echte, wertschätzende Verbindungen zu schaffen. 

Liebe beginnt immer mit Selbstliebe – und dein Wohlbefinden sollte an erster Stelle stehen. Eine Online-Beratung kann dir dabei helfen, wieder in deine Kraft zu kommen und dich neu auszurichten.

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