Wie äußern sich psychische Erkrankungen? Einblick in Verhalten und Erleben

Fachlich geprüft von Baran Erdik, Dr. med., mag. rer. publ. und Dora Matis, Dr. med.
Aktualisiert 13. Oktober 2025 von BetterHelp Redaktionsteam
Der folgende Artikel könnte Themen behandeln, die mit traumatischen Erfahrungen in Zusammenhang stehen und für den Leser auslösend sein könnten, einschließlich Suizid, Drogenmissbrauch oder Missbrauch.
Unterstützung ist rund um die Uhr verfügbar. Bitte besuche auch unsere Seite Jetzt Hilfe holen für weitere sofortige Ressourcen.

In Deutschland sind jedes Jahr über 27 % der erwachsenen Menschen von einer psychischen Krankheit betroffen. Das ist mehr als jede vierte Person. Wenn du das hier liest, dann fühlst du dich hoffentlich weniger alleine. In diesem Beitrag findest du heraus, wie dur Anzeichen psychisch-seelischer Krankheiten frühzeitig wahrnehmen kannst.

Een oudere vrouw staat bij het raam en staart naar buiten met een peinzende uitdrukking.
Getty/PamelaJoeMcFarlane
Holen Sie sich professionelle Unterstützung für mehr Wohlbefinden

Was ist eine psychische Erkrankung?

Eine psychische Erkrankung kann das Denken, Fühlen, Verhalten oder die Stimmung so verändern, dass es schwerfällt, den Alltag zu bewältigen. Sie entstehen häufig durch ein Zusammenspiel genetischer, biologischer, umweltbedingter und psychologischer Faktoren resultieren. Psychische Erkrankungen können sich in Schwere und Dauer unterscheiden und umfassen unter anderem Depressionen, Angststörungen, Schizophrenie, bipolare Störungen und mehr. In den meisten Fällen lassen sie sich durch Medikamente, Gesprächstherapie, Veränderungen des Lebensstils oder eine Kombination dieser Ansätze wirksam behandeln.  

Arten psychischer Störungen

Im Folgenden findest du einige Hauptkategorien und Beispiele für verschiedene psychischen Krankheiten

Störungen des Affekts und der Gefühlswelt

  • Depression: Anhaltende Gefühle von Traurigkeit oder Desinteresse.
  • Bipolare Störung: Wechselnde Episoden von Manie und Depression.

Angststörungen

  • Generalisierte Angststörung (GAD): Übermäßige, unkontrollierbare Sorge über alltägliche Dinge.
  • Panikstörung: Plötzliche Anfälle von intensiver Angst.
  • Soziale Angststörung: Extreme Angst vor sozialen Situationen.
  • Phobien: Intensive Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen (z.B. Arachnophobie, Agoraphobie).

Obsessive-Compulsive und verwandte Störungen

  • Obsessive-Compulsive Disorder (OCD): Wiederkehrende aufdringliche Gedanken und sich wiederholendes Verhalten.
  • Horten-Störung: Schwierigkeit, Gegenstände zu entsorgen, unabhängig vom Wert.

Trauma- und Stressoren-bedingte Störungen

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Wiederkehrende belastende Erinnerungen und starke Reaktionen auf ein traumatisches Erlebnis.

  • Akute Belastungsstörung: Vorübergehende Symptome wie Angst, Flashbacks und innere Anspannung.

Psychotische Krankheitsbilder

  • Schizophrenie: Verzerrtes Denken, Wahrnehmung und Emotionen.
  • Schizoaffektive Störung: Symptome der Schizophrenie zusammen mit starken affektiven Komponenten.

Essstörungen

  • Anorexia Nervosa: Restriktive Ernährung führt zu einem signifikantem Gewichtsverlust.
  • Bulimia Nervosa: Binge eating gefolgt von Purging.
  • Binge-Eating Disorder: Wiederkehrende Episoden des Essens großer Mengen ohne Purging.

Neurodevelopmental Disorders

  • Autismus-Spektrum-Störung (ASS): Beeinträchtigungen in der sozialen Kommunikation und sich wiederholenden Verhaltensweisen.
  • Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.

Persönlichkeitsstörungen

  • Borderline Personality Disorder (BPD): Instabilität in Beziehungen, im Selbstbild und bei Emotionen.

  • Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Missachtung anderer und Mangel an Empathie.

  • Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Grandiosität, Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie.

Substanzbezogene und Suchtbezogene StörungenVerhaltensstörungen

  • Sucht nach Drogen, Alkohol oder anderen Substanzen.

  • Spielsucht: Störung durch Glücksspielen (Gambling Disorder) 

  • Online Spielsucht - Internetsucht

Neurokognitive Störungen

  • Demenz (z. B. Alzheimer): Abnahme kognitiver Fähigkeiten wie Gedächtnisleistung und Denken.
  • Delirium: Plötzliche Verwirrung oder Desorientierung.

Somatische Symptome und verwandte Störungen

  • Somatische Symptomstörung: Starkes Beschäftigen mit körperlichen Beschwerden, die intensives Leid und Beeinträchtigung verursachen – obwohl keine ausreichende körperliche Ursache vorliegt.
  • Konversionsstörung: Neurologische Symptome ohne erkennbare organische Ursache, oft durch psychische Belastung ausgelöst.

Dissoziative Störungen

  • Dissoziative Identitätsstörung (DID): Vorhandensein von zwei oder mehreren verschiedenen Persönlichkeitsanteilen.
  • Dissoziative Amnesie: Verlust persönlicher Erinnerungen, meist ausgelöst durch traumatische Erlebnisse.

Das sind Symptome Anzeichen von für psychischen Erkrankungen

Symptome psychische Erkrankungen können je nach Art und Schwere der Erkrankung stark variieren. Hier sind einige häufige Anzeichen, auf die man achten sollte:

Emotionale Symptome 

  • Anhaltende Traurigkeit: Sich über einen längeren Zeitraum niedergeschlagen, hoffnungslos oder taub fühlen. 
  • Extreme Stimmungsschwankungen: Häufige Stimmungsschwankungen, von Hochs (Manie) zu Tiefs (Depression). 
  • Angst: Ständige Sorgen oder Panikattacken. 
  • Reizbarkeit oder Wut: Schwierigkeiten, die Emotionen zu kontrollieren, oft fühlt man sich gereizt oder wütend. 
  • Abkapselung: Sich von der Realität oder geliebten Menschen entfremdet fühlen.
Een vrouw zit op een stoel en staart in de verte, terwijl haar collega's op de achtergrond te zien zijn.
Getty/SDI Productions

Verhaltenssymptome 

  • Rückzug: Vermeidung von Freunden und Freundinnen, Familie und sozialen Aktivitäten.
  • Änderungen im Schlafmuster: Zu viel, zu wenig schlafen oder Schlaflosigkeit haben.
  • Änderungen im Appetit: Signifikanter Gewichtsverlust oder -zunahme oder ungewöhnliche Essgewohnheiten. 
  • Substanzmissbrauch: Sich auf Drogen oder Alkohol verlassen, um mit komplexen Gefühlen umzugehen. 
  • Schwierigkeiten bei der Bewältigung täglicher Aufgaben: Probleme mit Arbeit, Schule oder persönlichen Verpflichtungen.

Kognitive Symptome 

  • Schwierigkeiten beim Konzentrieren: Probleme beim Fokussieren oder Treffen von Entscheidungen. 
  • Gedächtnisprobleme: Vergesslichkeit oder Verwirrung.
  • Verzerrtes Denken: Anhaltende negative Gedanken, Paranoia oder Wahnvorstellungen. 

Körperliche Symptome 

  • Müdigkeit: das Gefühl von ständiger Ermüdung ohne klare körperliche Ursache. 
  • Unerklärliche Schmerzen: Körperliches Unbehagen ohne medizinische Erklärung.
  • Änderungen im körperlichen Erscheinungsbild.
  • Vernachlässigung der persönlichen Hygiene oder des Aussehens.

Ernsthafte Warnzeichen

  • Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid: Ausdruck oder Anzeichen des Wunsches, sich selbst zu schaden. 
  • Halluzinationen oder Wahnvorstellungen: Dinge sehen oder hören, die nicht da sind, oder falsche Überzeugungen haben. 
  • Gewalttätiges Verhalten: Andere bedrohen oder verletzen. 

Wenn du bei dir selbst oder anderen solche Alarmzeichen bemerkst, solltest du schnell handeln, und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Gerade bei akuten Krisen ist eine sofortige Unterstützung durch Fachpersonen entscheidend, um schlimmere Folgen zu verhindern. 

Fange mit einer Online-Therapie an

Wenn du einige dieser Anzeichen bei dir bemerkst, kann eine psychologische Online-Beratung eine wertvolle Unterstützung sein. Sie hilft dabei, dein mentales Wohlbefinden zu stärken und innere Resourcen aufzubauen, wodurch viele belastende Zustände frühzeitig vorgebeugt werden können. Auch wenn bereits eine psychisch herausfordernde Phase vorliegt, kann eine Online-Beratung ergänzend helfen - sowohl für Betroffene als auch für Angehörige - um besser mit der Situation umzugehen und praktische Strategien für den Alltag zu entwickeln. Studien zeigen, dass dieser digitale Zugang zu Expert:innen eine effektive und flexible Möglichkeit bietet, Unterstützung zu erhalten.    

Tipps für Betroffene mit psychischen Krankheiten

Hier sind einige allgemeine Tipps für Personen, die mit psychischen Problemen zu leben:

1. Suche dir professionelle Hilfe

Wende dich an eine qualifizierte Fachperson, die dich bei deinen Herausforderungen begleitet. Diese kann eine Diagnose stellen, geeignete Behandlungsoptionen empfehlen oder – falls nötig – Medikamente verschreiben und deren Anwendung begleiten.

Informiere dich über verschiedene Behandlungsmethoden um herauszufinden, was für dich am besten passt. Auch online kannst du mit Expert:innen über deine Erfahrungen zu sprechen. Jeder Mensch hat das grundlegende Bedürnis, frei zu reden und sich verstanden und gehört zu fühlen - das ist auch digital gut möglich. 

2. Suche Hilfe bei deinem Umfeld

Teile deine Gefühle mit vertrauenswürdigen Freunden und Freundinnen, Familienmitgliedern oder Selbsthilfegruppen.

Suche nach lokalen Gruppen, die sich mit emotionalem Wohlbefinden beschäftigen, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die deine Erfahrungen verstehen.

3. Schaffe dir eine Routine

Erstelle einen Tagesplan, der Zeit für Arbeit, Ruhe und Hobbys vorsieht. Lege Wert auf regelmäßigen Schlaf, da Ruhe und Erholung für die Psyche extrem wichtig ist.

4. Praktiziere Selbstfürsorge

Beschäftige dich mit Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dich entspannen, z. B. Lesen oder Musik hören. Konzentriere dich auf kleine, erreichbare Ziele, um dich nicht zu überfordern.

5. Integriere körperliche Aktivität

Regelmäßige Bewegung - schon kurze Spaziergänge in der Natur - fördern die Ausschüttung von Endorphinen und können nachweislich Symptome wie Angst, Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit positiv beeinflussen.

6. Achte auf deine Ernährung

Achte auf eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung, um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Vermeide übermäßigen Konsum von Koffein, Alkohol oder zuckerhaltigen Lebensmitteln, da sie sich ungünstig auf die Stimmung auswirken können.

7. Übe Achtsamkeit

Techniken wie Meditation, tiefes Atmen oder Tagebuchschreiben können helfen, Stress zu bewältigen und die Konzentration zu verbessern. Es gibt sogar Apps, die dir dabei helfen können, diese Dinge in deinen Alltag zu integrieren.

8. Verstehe deine psychische Erkrankung

Informiere dich über deine Erkrankung, um sie besser zu verstehen und so besser zu bewältigen.

9. Setze Grenzen

Lerne, Nein zu sagen und den Kontakt mit stressigen oder auslösenden Umgebungen zu begrenzen.

Nimm dir Zeit für dich, ohne Schuldgefühle.

10. Traue dich, um Hilfe zu bitten

Es ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche, die Hand auszustrecken. Wenn du überfordert bist, dann lass es jemanden wissen. Sprich mit deinem Freundeskreis, Familienmitgliedern oder wende dich an  eine Hotline für psychische Gesundheit
 

Notfallmaßnahmen

Wenn du oder eine dir nahestehende Person in unmittelbarer Gefahr sind, wende dich an den örtlichen Notdienst oder an eine Krisenhotline, um schnell Hilfe zu erhalten.

Een man zit buiten en gebruikt zijn laptop.
Getty/Dima Berlin
Holen Sie sich professionelle Unterstützung für mehr Wohlbefinden

So kannst du als Angehörige:r helfen

Wenn jemand in deinem Umfeld mit einer psychischen Erkrankung lebt, kann das auch dich emotional herausfordern. Mitgefühl und Ratlosigkeit sind zwei typische Emotionen, die du vielleicht fühlst. Es gibt Dinge, die du tun kannst, um der betroffenen Person zu helfen.

  1. Du kannst mit einem Experten oder einer Expertin über die Situation sprechen, denn schließlich wird auch dein Leben beeinflusst.
  2. Sprich mit der betroffenen Person und frage einfach nach, wie du am besten unterstützen kannst.
  3. Versuche, dich zu der jeweiligen psychischen Erkrankung zu informieren, damit du weißt, womit du rechnen kannst.
  4. Es muss sich nicht alles um die Erkrankung drehen. Versucht, die Zeit zusammen zu genießen. 

Fazit

Ein Großteil der Bevölkerung wird im Laufe des Lebens mit psychischen Erkrankungen konfrontiert. Es gibt Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene, die es ihnen ermöglichen, einen möglichst normalen Alltag zu leben. Es kann helfen, mit einem Experten oder einer Expertin über diesen Alltag zu sprechen.
Willst du ein besseres Verständnis für psychische Herausforderungen entwickeln?
Die Informationen auf dieser Seite ersetzen keine Diagnose, Behandlung oder professionelle Beratung.Bitte triff keine Entscheidungen – oder unterlasse sie – ohne Rücksprache mit einer qualifizierten psychologischen Fachkraft.Weitere Informationen findest du in unseren Nutzungsbedingungen.
Hol dir die Unterstützung, die du brauchst – von unseren Berater:innen.Jetzt starten