Wie äußern sich psychische Erkrankungen? Einblick in Verhalten und Erleben
- Für diejenigen mit Suizidgedanken, kontaktiere bitte die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222 oder 116 123
- Für diejenigen, die Missbrauch erfahren, kontaktiere bitte das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 116 016
- Für diejenigen mit Drogenmissbrauch, kontaktiere bitte die Sucht & Drogen Hotline unter 01806 313 031
In Deutschland sind jedes Jahr über 27 % der erwachsenen Menschen von einer psychischen Krankheit betroffen. Das ist mehr als jede vierte Person. Wenn du das hier liest, dann fühlst du dich hoffentlich weniger alleine. In diesem Beitrag findest du heraus, wie dur Anzeichen psychisch-seelischer Krankheiten frühzeitig wahrnehmen kannst.

Was ist eine psychische Erkrankung?
Eine psychische Erkrankung kann das Denken, Fühlen, Verhalten oder die Stimmung so verändern, dass es schwerfällt, den Alltag zu bewältigen. Sie entstehen häufig durch ein Zusammenspiel genetischer, biologischer, umweltbedingter und psychologischer Faktoren resultieren. Psychische Erkrankungen können sich in Schwere und Dauer unterscheiden und umfassen unter anderem Depressionen, Angststörungen, Schizophrenie, bipolare Störungen und mehr. In den meisten Fällen lassen sie sich durch Medikamente, Gesprächstherapie, Veränderungen des Lebensstils oder eine Kombination dieser Ansätze wirksam behandeln.
Arten psychischer Störungen
Im Folgenden findest du einige Hauptkategorien und Beispiele für verschiedene psychischen Krankheiten
Störungen des Affekts und der Gefühlswelt
- Depression: Anhaltende Gefühle von Traurigkeit oder Desinteresse.
- Bipolare Störung: Wechselnde Episoden von Manie und Depression.
Angststörungen
- Generalisierte Angststörung (GAD): Übermäßige, unkontrollierbare Sorge über alltägliche Dinge.
- Panikstörung: Plötzliche Anfälle von intensiver Angst.
- Soziale Angststörung: Extreme Angst vor sozialen Situationen.
- Phobien: Intensive Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen (z.B. Arachnophobie, Agoraphobie).
Obsessive-Compulsive und verwandte Störungen
- Obsessive-Compulsive Disorder (OCD): Wiederkehrende aufdringliche Gedanken und sich wiederholendes Verhalten.
- Horten-Störung: Schwierigkeit, Gegenstände zu entsorgen, unabhängig vom Wert.
Trauma- und Stressoren-bedingte Störungen
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Wiederkehrende belastende Erinnerungen und starke Reaktionen auf ein traumatisches Erlebnis.
Akute Belastungsstörung: Vorübergehende Symptome wie Angst, Flashbacks und innere Anspannung.
Psychotische Krankheitsbilder
- Schizophrenie: Verzerrtes Denken, Wahrnehmung und Emotionen.
- Schizoaffektive Störung: Symptome der Schizophrenie zusammen mit starken affektiven Komponenten.
Essstörungen
- Anorexia Nervosa: Restriktive Ernährung führt zu einem signifikantem Gewichtsverlust.
- Bulimia Nervosa: Binge eating gefolgt von Purging.
- Binge-Eating Disorder: Wiederkehrende Episoden des Essens großer Mengen ohne Purging.
Neurodevelopmental Disorders
- Autismus-Spektrum-Störung (ASS): Beeinträchtigungen in der sozialen Kommunikation und sich wiederholenden Verhaltensweisen.
- Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Persönlichkeitsstörungen
Borderline Personality Disorder (BPD): Instabilität in Beziehungen, im Selbstbild und bei Emotionen.
Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Missachtung anderer und Mangel an Empathie.
Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Grandiosität, Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie.
Substanzbezogene und Suchtbezogene StörungenVerhaltensstörungen
Sucht nach Drogen, Alkohol oder anderen Substanzen.
Spielsucht: Störung durch Glücksspielen (Gambling Disorder)
Online Spielsucht - Internetsucht
Neurokognitive Störungen
- Demenz (z. B. Alzheimer): Abnahme kognitiver Fähigkeiten wie Gedächtnisleistung und Denken.
- Delirium: Plötzliche Verwirrung oder Desorientierung.
Somatische Symptome und verwandte Störungen
- Somatische Symptomstörung: Starkes Beschäftigen mit körperlichen Beschwerden, die intensives Leid und Beeinträchtigung verursachen – obwohl keine ausreichende körperliche Ursache vorliegt.
- Konversionsstörung: Neurologische Symptome ohne erkennbare organische Ursache, oft durch psychische Belastung ausgelöst.
Dissoziative Störungen
- Dissoziative Identitätsstörung (DID): Vorhandensein von zwei oder mehreren verschiedenen Persönlichkeitsanteilen.
- Dissoziative Amnesie: Verlust persönlicher Erinnerungen, meist ausgelöst durch traumatische Erlebnisse.
Das sind Symptome Anzeichen von für psychischen Erkrankungen
Symptome psychische Erkrankungen können je nach Art und Schwere der Erkrankung stark variieren. Hier sind einige häufige Anzeichen, auf die man achten sollte:
Emotionale Symptome
- Anhaltende Traurigkeit: Sich über einen längeren Zeitraum niedergeschlagen, hoffnungslos oder taub fühlen.
- Extreme Stimmungsschwankungen: Häufige Stimmungsschwankungen, von Hochs (Manie) zu Tiefs (Depression).
- Angst: Ständige Sorgen oder Panikattacken.
- Reizbarkeit oder Wut: Schwierigkeiten, die Emotionen zu kontrollieren, oft fühlt man sich gereizt oder wütend.
- Abkapselung: Sich von der Realität oder geliebten Menschen entfremdet fühlen.

Verhaltenssymptome
- Rückzug: Vermeidung von Freunden und Freundinnen, Familie und sozialen Aktivitäten.
- Änderungen im Schlafmuster: Zu viel, zu wenig schlafen oder Schlaflosigkeit haben.
- Änderungen im Appetit: Signifikanter Gewichtsverlust oder -zunahme oder ungewöhnliche Essgewohnheiten.
- Substanzmissbrauch: Sich auf Drogen oder Alkohol verlassen, um mit komplexen Gefühlen umzugehen.
- Schwierigkeiten bei der Bewältigung täglicher Aufgaben: Probleme mit Arbeit, Schule oder persönlichen Verpflichtungen.
Kognitive Symptome
- Schwierigkeiten beim Konzentrieren: Probleme beim Fokussieren oder Treffen von Entscheidungen.
- Gedächtnisprobleme: Vergesslichkeit oder Verwirrung.
- Verzerrtes Denken: Anhaltende negative Gedanken, Paranoia oder Wahnvorstellungen.
Körperliche Symptome
- Müdigkeit: das Gefühl von ständiger Ermüdung ohne klare körperliche Ursache.
- Unerklärliche Schmerzen: Körperliches Unbehagen ohne medizinische Erklärung.
- Änderungen im körperlichen Erscheinungsbild.
- Vernachlässigung der persönlichen Hygiene oder des Aussehens.
Ernsthafte Warnzeichen
- Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid: Ausdruck oder Anzeichen des Wunsches, sich selbst zu schaden.
- Halluzinationen oder Wahnvorstellungen: Dinge sehen oder hören, die nicht da sind, oder falsche Überzeugungen haben.
- Gewalttätiges Verhalten: Andere bedrohen oder verletzen.
Wenn du bei dir selbst oder anderen solche Alarmzeichen bemerkst, solltest du schnell handeln, und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Gerade bei akuten Krisen ist eine sofortige Unterstützung durch Fachpersonen entscheidend, um schlimmere Folgen zu verhindern.
Fange mit einer Online-Therapie an
Wenn du einige dieser Anzeichen bei dir bemerkst, kann eine psychologische Online-Beratung eine wertvolle Unterstützung sein. Sie hilft dabei, dein mentales Wohlbefinden zu stärken und innere Resourcen aufzubauen, wodurch viele belastende Zustände frühzeitig vorgebeugt werden können. Auch wenn bereits eine psychisch herausfordernde Phase vorliegt, kann eine Online-Beratung ergänzend helfen - sowohl für Betroffene als auch für Angehörige - um besser mit der Situation umzugehen und praktische Strategien für den Alltag zu entwickeln. Studien zeigen, dass dieser digitale Zugang zu Expert:innen eine effektive und flexible Möglichkeit bietet, Unterstützung zu erhalten.
Tipps für Betroffene mit psychischen Krankheiten
Hier sind einige allgemeine Tipps für Personen, die mit psychischen Problemen zu leben:
1. Suche dir professionelle Hilfe
Wende dich an eine qualifizierte Fachperson, die dich bei deinen Herausforderungen begleitet. Diese kann eine Diagnose stellen, geeignete Behandlungsoptionen empfehlen oder – falls nötig – Medikamente verschreiben und deren Anwendung begleiten.
Informiere dich über verschiedene Behandlungsmethoden um herauszufinden, was für dich am besten passt. Auch online kannst du mit Expert:innen über deine Erfahrungen zu sprechen. Jeder Mensch hat das grundlegende Bedürnis, frei zu reden und sich verstanden und gehört zu fühlen - das ist auch digital gut möglich.
2. Suche Hilfe bei deinem Umfeld
Teile deine Gefühle mit vertrauenswürdigen Freunden und Freundinnen, Familienmitgliedern oder Selbsthilfegruppen.
Suche nach lokalen Gruppen, die sich mit emotionalem Wohlbefinden beschäftigen, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die deine Erfahrungen verstehen.
3. Schaffe dir eine Routine
Erstelle einen Tagesplan, der Zeit für Arbeit, Ruhe und Hobbys vorsieht. Lege Wert auf regelmäßigen Schlaf, da Ruhe und Erholung für die Psyche extrem wichtig ist.
4. Praktiziere Selbstfürsorge
Beschäftige dich mit Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dich entspannen, z. B. Lesen oder Musik hören. Konzentriere dich auf kleine, erreichbare Ziele, um dich nicht zu überfordern.
5. Integriere körperliche Aktivität
Regelmäßige Bewegung - schon kurze Spaziergänge in der Natur - fördern die Ausschüttung von Endorphinen und können nachweislich Symptome wie Angst, Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit positiv beeinflussen.
6. Achte auf deine Ernährung
Achte auf eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung, um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Vermeide übermäßigen Konsum von Koffein, Alkohol oder zuckerhaltigen Lebensmitteln, da sie sich ungünstig auf die Stimmung auswirken können.
7. Übe Achtsamkeit
Techniken wie Meditation, tiefes Atmen oder Tagebuchschreiben können helfen, Stress zu bewältigen und die Konzentration zu verbessern. Es gibt sogar Apps, die dir dabei helfen können, diese Dinge in deinen Alltag zu integrieren.
8. Verstehe deine psychische Erkrankung
Informiere dich über deine Erkrankung, um sie besser zu verstehen und so besser zu bewältigen.
9. Setze Grenzen
Lerne, Nein zu sagen und den Kontakt mit stressigen oder auslösenden Umgebungen zu begrenzen.
Nimm dir Zeit für dich, ohne Schuldgefühle.
10. Traue dich, um Hilfe zu bitten
Notfallmaßnahmen
Wenn du oder eine dir nahestehende Person in unmittelbarer Gefahr sind, wende dich an den örtlichen Notdienst oder an eine Krisenhotline, um schnell Hilfe zu erhalten.

So kannst du als Angehörige:r helfen
Wenn jemand in deinem Umfeld mit einer psychischen Erkrankung lebt, kann das auch dich emotional herausfordern. Mitgefühl und Ratlosigkeit sind zwei typische Emotionen, die du vielleicht fühlst. Es gibt Dinge, die du tun kannst, um der betroffenen Person zu helfen.
- Du kannst mit einem Experten oder einer Expertin über die Situation sprechen, denn schließlich wird auch dein Leben beeinflusst.
- Sprich mit der betroffenen Person und frage einfach nach, wie du am besten unterstützen kannst.
- Versuche, dich zu der jeweiligen psychischen Erkrankung zu informieren, damit du weißt, womit du rechnen kannst.
- Es muss sich nicht alles um die Erkrankung drehen. Versucht, die Zeit zusammen zu genießen.
Fazit
Wie erkenne ich, ob jemand psychisch krank ist?
Wenn sich jemand in deinem Leben drastisch verändert oder ungewohnt zurückzieht, dann lohnt es sich immer, nachzufragen, ob alles in Ordnung ist und ob du die Person irgendwie unterstützen kannst.
Wie ticken psychisch Kranke?
Wie psychisch kranke Menschen ticken, lässt sich nur schwer beantworten. Das kommt immer auf die Erkrankung und auch auf die individuelle Person an. Am besten suchst du das Gespräch mit den Betroffenen und findest es heraus. Du kannst dich auch über die spezifische Erkrankung informieren, damit du besser auf das mögliche Verhalten vorbereitet bist.
Was ist typisch psychisch krank?
Typische Merkmale für psychische Krankheiten sind nur schwer zu benennen, weil jede Krankheit mit verschiedenen Symptomen einhergeht. Wenn sich eine Person aber sehr stark verändert oder zurückzieht, dann können das typische Anzeichen für eine psychische Erkrankung sein.
Wie verhalten sich Menschen mit psychischen Problemen?
Sie verhalten sich oft anders, als sie sich vorher verhalten haben. Verhaltensveränderungen oder starke Schwankungen in ihrer Persönlichkeit könnten ein Indiz dafür sein, dass ein psychisches Problem vorliegt.
Wann gilt jemand als psychisch krank?
Jemand gilt als psychisch krank, wenn er oder sie die Diagnose einer psychischen Erkrankung von einer Fachkraft erhalten hat.
Wie merkt man, dass man möglicherweise an einer psychischen Erkrankung leidet?
Wenn du sehr starke Stimmungsschwankungen hast, dich selbst nicht mehr wieder erkennst, dir Dinge keinen Spaß mehr bereiten, dann können das alles Dinge sein, die auf eine psychische Krankheit hinweisen.
Wie merkt man, dass man psychisch angeschlagen ist?
Oft merkt man, dass man psychisch angeschlagen ist, wenn sich das eigene Verhalten ändert und man keine Lust mehr auf Dinge hat, die einem zuvor immer Spaß bereitet haben.
Was macht die Psyche kaputt?
Es gibt viele Dinge, die sich schlecht auf unsere Psyche auswirken können. Situationen, die uns unglücklich machen, aber an denen wir nichts ändern, zu viel Stress, eine schlechte Ernährung, ein schlechtes Selbstbild…
Wie äußert sich psychische Überforderung?
Psychische Überforderung kann sich durch Stimmungsschwankungen und Wutausbrüche äußern.
Wie merkt man, dass man psychisch am Ende ist?
Ein Gefühl der absoluten Überforderung, mit den kleinsten Situationen, kann ein Anzeichen dafür sein, dass man psychisch am Ende ist.
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