Ursachen einer Angststörung und der Angst vor der Angst
Key Takeaways:
- Ängste sind ein natürlicher Teil des Lebens, denn sie sind die Art und Weise, wie dein Körper dich schützt und dir signalisiert, wenn etwas nicht stimmt.
- Traumatische Erlebnisse wie Missbrauch, Unfälle oder große Verluste können bleibende Eindrücke im Gehirn hinterlassen und dich darauf konditionieren, bestimmte Situationen mit Angst zu assoziieren.
- Es gibt viele verschiedene Hilfsangebote, die du in Anspruch nehmen kannst, wie zum Beispiel eine professionelle Beratung via BetterHelp.
Ängste sind ein natürlicher Teil des Lebens. Sie sind die Art und Weise, wie dein Körper dich schützt und dir signalisiert, wenn etwas nicht stimmt. Aber was passiert, wenn diese natürliche Reaktion überwältigend, anhaltend oder sogar lebensbeeinträchtigend wird? Dann kann es sich anfühlen, als würde man ständig auf der Hut sein - nie ganz sicher, wann die nächste Welle der Furcht oder Anspannung kommt. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ursachen, Formen und Behandlungsansätze von Angststörungen und auf den sogenannten „Angstkreislauf“, die Angst vor der Angst.

Verstehe den Unterschied: Angst vs. Generalisierte Angststörung (GAD)
Angst als Gefühl ist eine normale Reaktion auf Stress. Sie kann durch bestimmte Reize ausgelöst werden, z. B. durch öffentliches Reden, Vorstellungsgespräche oder eine bevorstehende Prüfung. Diese Art von Angst lässt in der Regel nach, sobald die Situation geklärt ist, und beeinträchtigt dein tägliches Leben nicht.
Im Gegensatz dazu ist die generalisierte Angststörung (GAD) eine länger andauernde psychische Erkrankung, die durch übermäßige, anhaltende Sorgen gekennzeichnet ist, die an mehr als einem Tag über mindestens sechs Monate hinweg auftreten. Im Gegensatz zur situationsbedingten Angst ist die GAD nicht an ein bestimmtes Ereignis gebunden und beinhaltet oft chronische, unkontrollierbare Sorgen über verschiedene Aspekte des Lebens, wie Gesundheit, Finanzen oder Beziehungen. Die durch GAD verursachten Ängste können das tägliche Leben der Betroffenen erheblich einschränken und es schwierig machen, konzentriert zu bleiben, sich zu entspannen oder sogar erholsam zu schlafen.
Panikattacke vs. Panikstörung
Ähnlich ist es wichtig, zwischen Panikattacken und Panikstörung zu unterscheiden. Eine Panikattacke ist eine kurzzeitige, aber intensive Angstreaktion, die von körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Kurzatmigkeit oder Schwindel begleitet wird. Panikattacken können auch bei Menschen ohne Angststörung auftreten.
Eine Panikstörung liegt vor, wenn diese Anfälle wiederkehrend und unerwartet auftreten, verbunden mit einer anhaltenden Furcht vor neuen Attacken. Das führt oft dazu, dass Betroffene bestimmte Orte oder Situationen meiden.
Woher kommen starke Angstreaktionen?
Eine Angststörung entsteht meist nicht durch eine einzelne Ursache, sondern durch ein Zusammenspiel verschiedener innerer und äußerer Faktoren.
Biologische Faktoren
Angststörungen treten häufig in Familien auf, was auf eine genetische Veranlagung schließen lässt. Die biologischen Mechanismen, die der GAD zugrunde liegen, sind jedoch noch nicht vollständig geklärt. Mehrere Neurotransmitter und Hirnregionen sind an der Entstehung von Angstreaktionen beteiligt - darunter vor allem die Botenstoffe Serotonin, GABA und Noradrenalin. Es handelt sich nicht einfach um ein „Zuviel“ oder „Zuwenig“ eines einzelnen Neurotransmitters, sondern vielmehr um eine komplexe Interaktion verschiedener Systeme.
Darüber hinaus haben manche Menschen eine überaktive „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion, die ihren Körper dazu bringt, so zu reagieren, als sei ständig Gefahr im Verzug.
Belastende Lebensereignisse und Umweltfaktoren
Traumatische Erlebnisse wie Missbrauch, Unfälle oder große Verluste können bleibende Eindrücke im Gehirn hinterlassen und dich darauf konditionieren, bestimmte Situationen mit Angst zu assoziieren. Stress am Arbeitsplatz, in Beziehungen oder finanzielle Schwierigkeiten können ebenfalls zu einem erhöhten Angstniveau beitragen.
Körperliche Gesundheit und Angst
Manche körperlichen Erkrankungen können mit Angstsymptomen einhergehen – ohne dass die Angst selbst die zugrunde liegende Ursache ist. In solchen Fällen tritt Angst häufig als Teil eines größeren Beschwerdebildes auf. Studien deuten auf Zusammenhänge zwischen Angstreaktionen und Erkrankungen wie dem polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS), Schilddrüsenfunktionsstörungen oder bestimmten Nährstoffmängeln (z. B. Magnesium oder B-Vitaminen) hin. Dennoch sind weitere Untersuchungen nötig, um besser zu verstehen, wie genau diese körperlichen Faktoren zur Entstehung oder Verstärkung von Angstgefühlen beitragen.

Persönlichkeit und Denkmuster
Manche Menschen sind von Natur aus sensibler oder perfektionistischer, was dazu führt, dass sie Situationen überanalysieren oder den schlimmsten Fall erwarten. Negative Selbstgespräche und katastrophales Denken können eine Rückkopplungsschleife schaffen, die Angstgefühle verstärkt.
Arten von Angststörungen und ihre Formen
Angststörungen treten in verschiedenen Formen auf. Obwohl sie gemeinsame Merkmale teilen – etwa intensive Furcht oder körperliche Unruhe – unterscheiden sich Ursachen und Auslöser.
- Generalisierte Angststörung (GAD): anhaltende Sorgen über viele Lebensbereiche.
- Panikstörung: wiederkehrende Panikattacken und die Furcht vor ihrem Wiederauftreten.
- Soziale Phobie (soziale Angststörung): intensive Angst vor Bewertung oder Ablehnung in sozialen Situationen.
- Spezifische Phobien: Angst vor klar definierten Reizen – etwa vor Spinnen, Tieren, Höhen oder Spritzen.
- Agoraphobie: Furcht vor Orten, an denen Flucht oder Hilfe im Ernstfall schwer möglich wäre.
- Trennungsangststörung und selektiver Mutismus treten meist im Kindesalter auf, können jedoch auch im Erwachsenenleben fortbestehen.
Diese unterschiedlichen Arten verdeutlichen, wie vielschichtig Angststörungen sind. Jedes Symptombild und Fall erfordert eine individuelle und ganzheitliche Behandlung und Einschätzung.
Symptome und Begleitbeschwerden
Angststörungen zeigen sich auf körperlicher, emotionaler und kognitiver Ebene. Die Intensität der Beschwerden variiert stark – manche erleben vor allem körperliche Symptome, andere gedankliche oder emotionale.
Körperliche Anzeichen können sein:
- Herzklopfen, Schwindel, Zittern
- Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit
- Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Durchfall
- Schwitzen, Hitzewallungen oder Frieren
- Spannungsgefühle in Muskeln
Psychische und emotionale Symptome:
- ständige innere Unruhe
- das Gefühl, in Gefahr zu sein oder die Kontrolle zu verlieren
- Grübeln, Katastrophisieren
- Schlafstörungen oder Reizbarkeit
Bei manchen Betroffenen halten diese Angstgefühle nur wenige Minuten an, bei anderen dauern sie über Stunden. Das kann den Alltag erheblich beeinflussen und zu Vermeidungsverhalten führen.
Diagnostik und Diagnoseverfahren
Die Diagnose einer Angststörung erfolgt durch Fachpersonal – meist Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen – auf Basis von klinischen Gesprächen, standardisierten Fragebögen und Verhaltensbeobachtungen.
In Deutschland orientieren sich Fachleute an internationalen Klassifikationssystemen wie der ICD-10 oder dem neuen ICD-11. Dabei werden Art, Dauer und Intensität der Angstreaktionen erfasst.
Ein wichtiger Teil der Diagnostik besteht darin, andere körperliche Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome hervorrufen könnten – etwa Schilddrüsenstörungen, hormonelle Ungleichgewichte oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
Auch Familien- und Lebensgeschichte werden einbezogen, da Angststörungen häufig im Zusammenspiel genetischer und sozialer Faktoren entstehen.
Die Einschätzung erfolgt immer individuell – keine zwei Patienten erleben Angst gleich.
Die Angst vor der Angst: ein Teufelskreis
Einer der schwierigsten Aspekte von Angststörungen ist die ständige Furcht, dass die Angst jederzeit und unerwartet wiederkommen kann. Dieses Phänomen, das oft als „Angst vor der Angst“ bezeichnet wird, tritt auf, wenn sich die Betroffenen Sorgen über die Möglichkeit einer Panikattacke machen.
Was kannst du bei Panikattacken machen?
Allein dieser Gedanke kann ausreichen, um eine Adrenalinflut auszulösen, die die gefürchteten Symptome noch verschlimmert. Dieser sich selbst verstärkende Kreislauf kann dazu führen, dass es unmöglich wird, ihm zu entkommen.
Mit Empathie den Kreislauf durchbrechen
Wenn du unter Ängsten oder der Angst vor der Angst leidest, dann lass dir gewiss sein: Du bist nicht allein. Millionen von Menschen haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, und es ist in Ordnung, sich Hilfe zu suchen.
Erkenne deine Gefühle an
Ängste sind nicht deine Schuld. Deine Gefühle sind berechtigt, und sie anzuerkennen, ohne sie zu verurteilen, ist ein wichtiger erster Schritt.
Suche dir Unterstützung
Das Gespräch mit einem Experten oder einer Expertin, einer beratenden oder einer vertrauten Person kann dir helfen, dich weniger isoliert zu fühlen. Mit professioneller Unterstützung - etwa durch psychologische Beratung oder angeleitete Programme - kannst du lernen, angstbehaftete Gedanken neu zu formulieren und Vermeidungsverhalten zu reduzieren. Solche Angebote helfen dabei, innere Muster zu erkennen, eigene Verhaltensweisen zu hinterfragen und individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Entwickle Methoden, um dich selbst zu beruhigen
Versuche dich bei Angstzuständen zu erden, indem du tief atmest, dich auf deine Sinne konzentrierst oder Achtsamkeit praktizierst. Diese Techniken können dir helfen, in den gegenwärtigen Moment zurückzukehren.
Entwickle Routinen nur für deinen Körper und dich
Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf können sich positiv auf Ängste auswirken. Der Verzicht auf übermäßigen Koffein- oder Zuckerkonsum kann ebenfalls zur Stabilisierung deiner Stimmung beitragen.

Einfühlungsvermögen ist der Schlüssel
Für diejenigen, die jemanden mit einer Angststörung unterstützen, kann das Verständnis einen großen Unterschied ausmachen. Höre zu, ohne zu verurteilen und erinnere sie daran, dass sie nicht durch ihre Ängste definiert sind.
Fazit
Auch wenn Ängste belastend sein können, gibt es bewährte Strategien, um damit umzugehen. Ganz gleich, ob du dich selbst auf dem Weg zur Bewältigung von Angstzuständen befindest oder eine andere Person unterstützt – denke daran, dass kleine Schritte wichtig sind. Es braucht Zeit und Unterstützung, aber viele Menschen finden Wege, mit ihrer Angst besser zu leben. Heilung geschieht nicht über Nacht, aber mit Zeit, Geduld und den richtigen Hilfsmitteln ist es möglich, Frieden zu finden und ein erfülltes Leben zu führen. Du bist nicht allein. Und es gibt immer Hoffnung.
Was löst eine Angststörung aus?
Eine Angststörung kann durch eine Kombination von genetischen, biologischen, umweltbedingten und psychologischen Faktoren ausgelöst werden. Stressige Lebensereignisse, Traumata oder chronischer Stress sind häufige Auslöser.
Was ist der Auslöser für eine Angststörung?
Der Ausbruch einer Angststörung ist oft mit anhaltendem Stress, bedeutenden Veränderungen im Leben, Traumata oder einer familiären Vorgeschichte mit psychischen Erkrankungen verbunden. Auch Ungleichgewichte in der Gehirnchemie können eine Rolle spielen.
Was ist der Auslöser für eine Angststörung?
Eine Angststörung kann sich aufgrund von chronischem Stress, unbewältigten Traumata oder erlerntem Verhalten allmählich entwickeln. Sie kann aber auch plötzlich nach einem traumatischen oder belastenden Ereignis auftreten.
Wie kann sich eine Angststörung entwickeln?
Zu den Anzeichen einer Angststörung gehören anhaltende Sorgen, Konzentrationsschwierigkeiten, körperliche Symptome wie Herzrasen oder Schwitzen und das Vermeiden bestimmter Situationen. Diese Symptome beeinträchtigen das tägliche Leben.
Wie merkt man, dass man eine Angststörung hat?
Menschen, die zu Angststörungen neigen, haben oft eine familiäre Vorgeschichte, sind perfektionistisch oder sensibel oder haben ein Trauma oder lang anhaltenden Stress erlebt. Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Neurotizismus können die Anfälligkeit erhöhen.
Welche Menschen neigen zu Angststörungen?
Um Ängste schnell zu lindern, können Techniken wie Tiefenatmung, Erdungsübungen oder progressive Muskelentspannung wirksam sein. Auch Medikamente wie Benzodiazepine können sofortige Linderung verschaffen, sollten aber mit Vorsicht eingesetzt werden.
Was wirkt sofort angstlösend?
Angststörungen lassen sich durch eine Kombination aus Therapie, Medikamenten und Änderungen der Lebensweise behandeln. Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist besonders wirksam bei der Bewältigung ängstlicher Gedanken und Verhaltensweisen.
Ist Angststörung heilbar?
Bei konsequenter Behandlung und Stressbewältigung klingen die Angstsymptome oft ab. Die Genesung kann Wochen bis Monate dauern, je nach Schweregrad und Reaktion des Betroffenen auf die Maßnahmen.
Warum plötzlich Angstzustände?
Plötzlich auftretende Angstzustände können auf Stress, ungelöste Traumata, hormonelle Veränderungen oder gesundheitliche Probleme zurückzuführen sein. Die Auslöser sind nicht immer offensichtlich, so dass die Ängste unerwartet auftreten.
Wie komme ich aus der Angststörung raus?
Zur Überwindung einer Angststörung gehören Therapie, Stressbewältigung und manchmal auch Medikamente. Techniken wie Achtsamkeit, regelmäßige Bewegung und die schrittweise Konfrontation mit Ängsten (Expositionstherapie) können helfen, die Kontrolle wiederzuerlangen.
- Vorheriger Artikel
- Nächster Artikel